Ein Werk zur Formung priesterlicher Heiligkeit in der Kirche

Gebeine Erzbischof Marcel Lefebvres (1905-1991) ĂŒberfĂŒhrt. Ein Beitrag von Clemens Victor Oldendorf.
Erstellt von Clemens Victor Oldendorf am 26. September 2020 um 12:24 Uhr

Als Erzbischof Marcel Lefebvre 1991 in der französischen Schweiz starb, gab es die neoromanische Seminarkirche von EcĂŽne noch nicht. Am vergangenen 24. September 2020 wurden seine sterblichen Überreste in einen schlichten, wĂŒrdigen Marmorsarkophag in der Krypta der Kirche, die dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht ist, ĂŒberfĂŒhrt.

Vorausgegangen war der Zeremonie ein von Weihbischof Fellay feierlich zelebriertes Pontifikalamt, das aus Anlass des fĂŒnfzigsten Jahrestages der Eröffnung des Seminars von EcĂŽne gefeiert wurde.

Nicht Ersatz oder eigenmÀchtige Vorwegnahme einer Selig- oder Heiligsprechung

Bereits das Jahr 2019 sah und das gegenwĂ€rtige Jahr 2020 sieht einige Goldene JubilĂ€en fĂŒr die Priesterbruderschaft St. Pius‘ X. So hat bereits eine Wallfahrt nach Fribourg und zu einem dortigen Marienheiligtum stattgefunden, wo die Gottesmutter unter dem Titel der HĂŒterin des Glaubens verehrt wird, was auf die Zeit der Reformation und auf die BemĂŒhungen um Rekatholisierung zurĂŒckgeht.

Erzbischof Lefebvre hatte bei den AnfĂ€ngen seiner Initiative ein besonderes Vertrauen in dieses Gnadenbild. Mit Zustimmung des Ortsbischofs konnte Weihbischof Bernard Tissier de Mallerais in einer großen Kirche von Freiburg im Üechtland anlĂ€sslich dieser Wallfahrt ein Dankamt am Faldistorium halten. Am 1. November 2020 werden es fĂŒnfzig Jahre sein, seit das ursprĂŒngliche Errichtungsdekret der Priesterbruderschaft St. Pius‘ X. vom damaligen Diözesanbischof unterzeichnet worden ist.

Bei der Feier am vergangenen Donnerstag wurde eines besonders deutlich: Hier ging es nicht um Personenkult, wie auch Lefebvre selbst zu Lebzeiten jeder Konzentration auf seine Person abhold gewesen war, oder um eine irgendwie selbstgenĂŒgsam abgekapselte, eigenmĂ€chtige Quasikanonisierung. Weihbischof Bernard Fellay betonte vielmehr in seiner Ansprache eindrucksvoll den eigentlichen Charakter des Werkes der Priesterbruderschaft, deren langjĂ€hriger Generaloberer er selbst gewesen ist.

Werk zur Priesterausbildung und zur Heiligung der Priester

In seiner knapp halbstĂŒndigen Predigt zeichnete Fellay den Weg der letzten fĂŒnfzig Jahre nach. Es sei eine Kette oft wunderbarer FĂŒgungen gewesen, und vor allen Ă€ußeren AktivitĂ€ten des Apostolats sei das Wesen der Bruderschaft kontemplativ auf das erlösende Opfer des Kreuzes ausgerichtet und schöpfe dessen FrĂŒchte aus dem heiligen Messopfer. So sei man um die Heiligung der Priester bemĂŒht, denn der Priester (sacerdos) sei derjenige, so wörtlich aus dem Lateinischen hergeleitet, der das Heilige gibt. Darauf konzentriere sich Leben und Wirken der Bruderschaft mit und in der Kirche.

Die im Wallis geltenden Corona-Maßnahmen wurden beachtet

Kommentatoren in den Medien hatten verschiedentlich kritisiert, bei dem Gottesdienst seien beispielsweise keine Mund-Nasen-Bedeckungen getragen worden. DiesbezĂŒglich ist hervorzuheben, dass das ausgearbeitete Schutzkonzept sĂ€mtlichen Kriterien der im Kanton Wallis geltenden Corona-Maßnahmen entsprochen hat.

Quattuor abhinc annos vom 3. Oktober 1984

Noch nicht zum fĂŒnfzigsten Male jĂ€hrt sich das erste, weltweite Altritus-Indult, hat aber doch am bevorstehenden 3. Oktober 2020 schon seinen sechsunddreißigsten Jahrestag. Sosehr man anerkennen muss, dass damit bereits Johannes Paul II. den Dialog mit den Traditionalisten erleichtern wollte, muss man gleichermaßen sehen, dass sogar besonders deutlich die aktuellen Bestimmungen von Summorum Pontificum sich lediglich auf die ĂŒberlieferte Liturgie beschrĂ€nken. Einen Anspruch auf eine vorkonziliare Disziplin und Theologie verbĂŒrgt das Motuproprio Benedikts XVI. nicht. Das muss man bedenken, auch wenn bisher etwa bei der Priesterbruderschaft St. Petrus oder beim Institut Christus König und Hoherpriester faktisch tridentinische Priesterseminare mit der entsprechenden philosophisch-theologischen und geistlichen Priesterausbildung toleriert worden sind.

Die AusfĂŒhrungen Fellays bei den Feierlichkeiten zur ÜberfĂŒhrung der Gebeine Lefebvres haben unterstrichen, dass die ĂŒberlieferte Liturgie nicht von ihrem integralen Kontext in Glaubenspraxis, Theologie und SpiritualitĂ€t isoliert werden kann, ohne zumindest schlussendlich als Quelle der Kraft und Inspiration versiegen zu mĂŒssen.

Foto: Econe Seminary – Bildquelle: Wikipedia, DICI, CC BY-SA 4.00

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