Ein von dreifacher Treue überwölbtes und unterfangenes Leben

Nachbetrachtung zu Requiem und Begräbnis des Wolfgang Waldstein von Clemens Victor Oldendorf.
Erstellt von Clemens Victor Oldendorf am 2. November 2023 um 14:20 Uhr

Salzburg (kathnews). Der heutige Allerseelentag, dem Gedenken und der Fürbitte der dahingeschiedenen Seelen derer gewidmet, die sich noch im Zustand jenseitiger Läuterung befinden, bietet eine vorzügliche Gelegenheit an, auf die Feier des Requiems für Prof. em. Dr. iur. Dr. h. c. Wolfgang Waldstein und auf seine Beerdigung zurückzublicken, die am vergangenen Dienstag in Salzburg stattgefunden haben. Es war dies der 31. Oktober und damit zugleich der Namenstag des Verstorbenen. Wie als Bindeglied dazwischen eingefügt, steht das Fest Allerheiligen, an dem sich die Kirche auf Erden in besonderer Weise ins Bewusstsein hebt, von einer Wolke von Zeugen (vgl. Hebr 12, 1), von der triumphierenden Kirche des Himmels, umgeben zu sein. Heute erweitert sich der Blick auf diejenigen Seelen, die bereits sicher erlöst sind, aber noch harren, leiden und geläutert werden; bereits als Fürbitter für uns eintreten und dennoch unserer Fürbitte und Hilfe bedürfen.

Weihbischof Laun und der Abt von Heiligenkreuz unter den Trauergästen

Nachdem Lesung und Evangelium im Requiem in lateinischer Sprache und mit dem in Totenmessen üblichen, vereinfachten und dabei würdevoll ernsten Ton vom Subdiakon beziehungsweise vom Diakon gesanglich verkündet waren, kam es Msgr. Prof. Dr. theol. Dr. iur. can. Rudolf Michael Schmitz, Generalvikar des Institutes Christus König und Hoherpriester, zu, deren deutsche Übersetzung zu verlesen. In choro wohnten der Totenmesse bei der emeritierte Salzburger Weihbischof Dr. theol. Andreas Laun OSFS, wie Waldstein selbst eine Galionsfigur der Lebensrechtsbewegung in der katholischen Kirche und in der Republik Österreich, der amtierende Abt von Heiligenkreuz bei Wien, der begleitet wurde vom bekannten Pater Bernhard Vosicky OCist und schließlich Msgr. Schmitz, der nach den deutschen Perikopentexten zunächst eine Trauerbotschaft des Gründers und Generalpriors des Christkönigsinstitutes Msgr. Dr. theol. Gilles Wach verlas, um sodann das Leben des Verstorbenen in der Predigt zu würdigen.

Herz-Jesu-Frömmigkeit und persönliche Schlichtheit des Verstorbenen

Während die Petrusbruderschaft ihre Rektoratskirche St. Sebastian für das Requiem zur Verfügung stellte, war Waldstein außer mit ihr mit dem schon mehrfach genannten Institut insofern speziell verbunden, als er Mitglied der Herz-Jesu-Gemeinschaft war, die ursprünglich auf das Umfeld des Philosophen Dietrich v. Hildebrand (1889-1977) zurückgeht, in dessen Haus in Bayerisch Gmain das erst 1988 gegründete und 1990 kanonisch errichtete Institut seine erste nennenswerte Niederlassung in Deutschland aufbauen konnte und noch heute unterhält. Mittlerweile ist erwähnte Vereinigung für dem Institut seelsorglich verbundene Gläubige zu einer Art Drittem Orden geworden.

Mit der dem Institut eigenen Vorliebe für bombastische Titel und Formen hatte man Waldstein das Amt des Generalgouverneurs dieser Laiengemeinschaft angetragen, dabei aber ganz gewiss auch die Absicht, dadurch sich selbst mit dem Namen Waldstein und dem Renommee des einem gräflichen Adelsgeschlecht entstammenden Gelehrten zu schmücken. Waldstein persönlich war ganz zweifellos von echter Herz-Jesu-Spiritualität und –Frömmigkeit motiviert gewesen, sich dieser frommen Gemeinschaft anzuschließen, denn gerade, weil er von echtem Adel und von ungekünstelt edler Gesinnung war, war er (von der Abschaffung aller Adelstitel in Österreich ganz abgesehen) allem aufgesetzten Standesdünkel absolut abhold.

Lassen wir das dahingestellt sein, Msgr. Schmitz setzte jedenfalls nicht nur mit der himmelblauen Chorkleidung seines Institutes, die dieses sich zubilligen ließ, seit man erfolgreich den Status einer Kanonikergemeinschaft errungen hat (der stark historisierende Schnitt dieser Gewandung suggeriert eine weit länger zurückreichende Existenz und Tradition der Priestergemeinschaft, die sich ihrer bedient), farbliche Akzente in der ernsten Düsternis der schwarzen Trauerfarbe, die ansonsten vorherrschte, sondern auch mit seiner Predigt einen gelungenen Akzent der Würdigung, des Trostes und sogar der Hoffnungsfreude. Schmitz hat unbestritten eine Begabung, sehr gut und gewinnend zu sprechen, die niemand in Abrede stellen wird, der ihn einmal, sei es in privater Konversation, sei es auf der Kanzel gehört hat.

Die fidelitas Waldsteins in dreifacher Ausprägung als Synthese seines Lebens

Wirklich gelungen war der gewählte Ausgangspunkt der Ansprache, denn der Prediger stellte sie unter das Motto einer dreifachen Treue, wobei er dafür vom lateinischen fidelitas sich inspirieren ließ. Wenig überraschend war für den, der schon mehrere oder öfters Predigten dieses Monsignore gehört hat, die Herleitung und Verbindung, auf die er zwischen fidelitas und fides aufmerksam machte. Solche Bemerkungen mögen möglicherweise für vollständige Nichtlateiner von einigem Interesse und Reiz sein und werden von manchen vielleicht als besonders gebildet wahrgenommen, für jeden anderen aber, der in der Schule auch nur wenig Latein gelernt und seither nicht schlichtweg alles wieder vergessen hat, sind solche Anspielungen und Konstruktionen eigentlich nichts weiter als Binsenweisheiten.

Treue zu Gott – Treue zur Wahrheit – Treue in Ehe, Familie und zu Freunden

Dennoch inhaltlich vortrefflich waren die Gliederung und die Ausführungen zu Treue gegenüber Gott und zur Gottesverehrung in der (überlieferten) Liturgie, Treue zur Wahrheit und Treue zur Familie, die sich bei Wolfgang Waldstein, ausgehend von Treue in der Ehe und zu seiner geliebten Gemahlin, ausdehnte und – einmal gegeben – unwiderruflich war in der Treue zu seinem Freundeskreis und zu seinen Weggefährten.

Grundlegend juristische Bedeutung von fides blieb leider gänzlich unbeachtet

Da sie einer Koryphäe des Römischen Rechtes galt, hätte freilich die Verbindung zur fides in einem vorgeschalteten ersten Schritt nicht unvermittelt von einer christlichen Wortbedeutung ausgehen (oder sogar ein thomistisches Verständnis voraussetzen) dürfen, zunächst vielmehr von den Bedeutungsnuancen, die fides im Römischen Recht annehmen kann, sprechen müssen. Damit wäre dann auch der Begriff der fiducia einzubeziehen gewesen, welcher bezeichnenderweise bei Luther ein abschreckendes Beispiel dafür ist, wie ein an sich und ursprünglich oder spezifisch juristisch gebrauchter Terminus theologisch missdeutet und schlimmstenfalls völlig verfehlt werden kann.

Auf dem Friedhof hielt nur der Sohn Michael eine an seinen Vater gerichtete Trauerrede, in der er dessen Charakterzüge, die Schmitz in seiner Predigt schon sehr anschaulich aufgezeigt hatte, noch einmal um persönliche Erlebnisse und Erfahrungen sowie durch Hinweise auf die erzieherische Prägung durch die Persönlichkeit des Vaters ergänzte.

Die Unterstützung in ihren Anfängen und namentlich vor Ort in Salzburg vor Augen, fehlte unverständlicherweise leider ein wenigstens kurzes Wort am Grabe seitens der Petrusbruderschaft.

Der Enkel, der schon das Requiem zelebriert hatte, leitete ebenso die Zeremonien am Friedhof und sprach dem Anlass der Zusammenkunft vollkommen zu Recht nicht vorrangig die Note der Trauer und Traurigkeit zu, sondern stellte das Tröstliche, ja, das Trostreiche, in den Vordergrund, das von den Exequien für Wolfgang Waldstein ausstrahlte. Damit traf er sicher das, was die meisten Anwesenden empfanden und die in ihrer großen Zahl auf ihre eigene Weise ebenfalls eine Wolke von Zeugen bildeten, die gekommen waren, um dem zu Gott Heimgerufenen über den Tod hinaus seine Liebe und Treue zu vergelten und die ihrige ihm gegenüber noch einmal zu bekräftigen.

Das Beisammensein im Gasthaus, das zum Ausklang sich anschloss, hatte dann noch seinen ganz eigenen Anteil an dem tröstlichen Charakter der dankbaren Erinnerung.

Foto: Kanzel mit Msgr. Rudolf Michael Schmitz – Bildquelle: Kathnews

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

Datenschutzerklärung