Die Welt, nicht der Altar oder die Kanzel ist der eigentliche Ort des Laien
Einleitung von Gero P. Weishaupt:
Nach der Reihe âPapst Benedikt XVI. und der Islam“ setzt Kathnews die Reihe ĂŒber ausgewĂ€hlte Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils fort. Diese Reihe versteht Kathnews als eine WĂŒrdigung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das vor 50 Jahren tagte und am 8. Dezember 1965 beendet wurde. Mit der Veröffentlichung einschlĂ€giger Texte des letzten Konzils will Kathnews dem Wunsch Papst Benedikts XVI., der seinerzeit Peritus des Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil gewesen ist, entsprechend zur breiten Kenntnis der Konzilstexte beitragen. Das Studium der Texte ist die Voraussetzung fĂŒr die Interpretation und die Anwendung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Einen von den Texten (und ihrer Genese) losgelösten âGeist des Konzils“ gibt es nicht. Nur im Erfassen der Texte und ihrer Redaktionsgeschichte erhebt sich der authentische Geist, der die KonzilsvĂ€ter beseelte. Ziel des Konzils war es, die Kirche durch ein Aggiornamento (âVerheutigung“ der Kirche) auf der Grundlage eines Ressourcement (d.h. durch ein erneutes Schöpfen aus den Quellen der Heiligen Schrift und der 2000jĂ€hrigen Tradition der Kirche) zu erneuern. Darum versteht das Konzil nur, wer es liest in einer âHermeneutik der Reform in KontinuitĂ€t“ (so Benedikt XVI. in seiner Weichen stellenden und berĂŒhmten Rede vom 22. Dezember 2005 vor der Römischen Kurie).
Der Laie
In Artikel 31 der Kirchenkonstitution Lumen gentium bieten die KonzilsvĂ€ter eine Beschreibung (keine Definition!) des Laien. Danach ist der Laie ein ChristglĂ€ubiger, der nicht durch eine besondere Weihe Kleriker ist oder aufgrund eines GelĂŒbdes zu einem Institut des geweihten Lebens gehört. Der Laie zeichnet sich durch die Taufe aus, wodurch er Anteil erhĂ€lt am dreifachen Amt Christi: dem Priester, Propheten- und Hirtenamt, freilich auf eine andere Weise als die geweihten ChristglĂ€ubigen, die Kleriker.
Die Welt, nicht der Altar oder die Kanzel ist der eigentliche Ort des Laien
Den entscheidende Unterschied des Laien zum Kleriker- und Ordensstand ist nach der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils der Weltcharakter (indoles saecularis). Was das konkret bedeutet, formulieren die KonzilsvĂ€ter in den folgenden zentralen SĂ€tzen des Artikels: âSache der Laien ist es, kraft der ihnen eigenen Berufung in der Verwaltung und gottgemĂ€Ăen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen. Sie leben in der Welt, das heiĂt in all den einzelnen irdischen Aufgaben und Werken und den normalen VerhĂ€ltnissen des Familien- und Gesellschaftslebens, aus denen ihre Existenz gleichsam zusammengewoben ist. Dort sind sie von Gott gerufen, ihre eigentĂŒmliche Aufgabe, vom Geist des Evangeliums geleitet, auszuĂŒben und so wie ein Sauerteig zur Heiligung der Welt gewissermaĂen von innen her beizutragen und vor allem durch das Zeugnis ihres Lebens, im Glanz von Glaube, Hoffnung und Liebe Christus den anderen kund zu machen.â Dieser fĂŒr die Laien typische âWeltcharakterâ schlieĂt freilich nicht aus, dass sie auch an der amtlichen, hierarchischen Sendung der Kirche kraft Taufe und Firmung teilnehmen können. Allerdings ist der eigentliche Ort des Laien in der Kirche nicht Kanzel und Altar. Dem Laien kommt es zu, das Reich Gottes âin der Verwaltung und gottgemĂ€Ăen Regelung der zeitlichen Dingeâ zu suchen und auf diese Weise âwie ein Sauerteig zur Heiligung der Weltâ ihren Beitrag zu leisten.
Text von Lumen gentium, Artikel 31
âUnter der Bezeichnung Laien sind hier alle ChristglĂ€ubigen verstanden mit Ausnahme der Glieder des Weihestandes und des in der Kirche anerkannten Ordensstandes, das heiĂt die ChristglĂ€ubigen, die, durch die Taufe Christus einverleibt, zum Volk Gottes gemacht und des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes Christi auf ihre Weise teilhaftig, zu ihrem Teil die Sendung des ganzen christlichen Volkes in der Kirche und in der Welt ausĂŒben.
Den Laien ist der Weltcharakter in besonderer Weise eigen. ⊠Sache der Laien ist es, kraft der ihnen eigenen Berufung in der Verwaltung und gottgemĂ€Ăen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen. Sie leben in der Welt, das heiĂt in all den einzelnen irdischen Aufgaben und Werken und den normalen VerhĂ€ltnissen des Familien- und Gesellschaftslebens, aus denen ihre Existenz gleichsam zusammengewoben ist. Dort sind sie von Gott gerufen, ihre eigentĂŒmliche Aufgabe, vom Geist des Evangeliums geleitet, auszuĂŒben und so wie ein Sauerteig zur Heiligung der Welt gewissermaĂen von innen her beizutragen und vor allem durch das Zeugnis ihres Lebens, im Glanz von Glaube, Hoffnung und Liebe Christus den anderen kund zu machen. Ihre Aufgabe ist es also in besonderer Weise, alle zeitlichen Dinge, mit denen sie eng verbunden sind, so zu durchleuchten und zu ordnen, daĂ sie immer Christus entsprechend geschehen und sich entwickeln und zum Lob des Schöpfers und Erlösers gereichen.“
Foto: Papst Paul VI. in der Konzilsaula – Bildquelle: Lothar Wolleh / Wikipedia