Die wahre Herzenseinheit der Heiligen Familie

Mystagogische Einführung und Homilie zum Fest der Heiligen Familie (ordentliche Form des Römischen Ritus).
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 30. Dezember 2017 um 12:00 Uhr
Darstellung aus dem Isenheimer Altar

Aufgabe einer mystagogischen Einführung ist es, die Gläubigen in wenigen Worten in das Geheimnis der liturgischen Feier einzuführen. Ausgangspunkt sind die Gebete des Sonn- und Festtages.

In der Homilie „ sind das Kirchenjahr hindurch aus dem heiligen Text die Glaubensgeheimnisse und die Normen für das christliche Leben darzulegen“ (can. 767 § 1 CIC/1983). Zum heiligen Text innerhalb der Liturgie gehören vor allem die Schriften der Heiligen Schrift. Darüber hinaus auch die Gebete der Liturgie.

Mystagogische EinfĂĽhrung (Gero P. Weishaupt)

Mit den Hirten finden auch wir heute die „heilige  Familie“ vereint in der Krippe (vgl. Eröffnungsvers). Joseph, Maria und Jesus stellen in ihrer Einzigartigkeit ein „leuchtendes Vorbild“ fĂĽr unsere Familien dar in „Frömmigkeit“, „Eintracht“ und „Liebe“ (Tagesgebet).

Im heiligen Sakrament des Altares schenkt sich Gottes Sohn, damit wir „das Vorbild der Heiligen Familie nachahmen und nach der Mühsal dieses Lebens in ihrer Gemeinschaft das Erbe erlangen“ (Schlussgebet).

Homilie (Josef Spindelböck)

L1: Sir 3,2-6.12-14 oder Gen 15,1-6; 21,1-3; L2: Kol 3, 12-21 oder Hebr 11, 8.11-12.17-19; Ev: Lk 2,22-40

Der letzte Tag des bĂĽrgerlichen Jahres 2017 ist gekommen! Wir blicken am Silvestertag zurĂĽck auf das, was wir im vergangenen Jahr erlebt und erfahren haben. Wir fragen uns, wie es wohl weitergehen wird, was denn die Zukunft so alles bringen wird. Diese kann bekanntlich niemand vorhersagen, auch nicht irgendwelche Astrologen und Zukunftsforscher.

Am heutigen Sonntag feiern wir zugleich das Fest der Heiligen Familie. Zu dieser gehören, wie uns bekannt ist und wie wir dies im Blick auf die Krippe uns neu vergegenwärtigen: Jesus, das im Stall zu Bethlehem geborene Kind; dann die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria sowie der heilige Josef, der jungfräuliche Gemahl Marias sowie der väterliche Beschützer des Jesuskindes.

Wie ist die Heilige Familie mit dem Wechsel und Wandel der Zeit umgegangen? Damals, vor 2000 Jahren, hatten die Menschen in gewisser Weise noch mehr Zeit als heute. Sie waren weniger gehetzt. Wichtige Informationen aus der Weltgeschichte erreichten sie in der Regel erst nach Wochen und Monaten. Was aber stärker war als heute, das war der innere Zusammenhalt der Familien und der Sippen, also dessen, was wir als die Verwandtschaft im engeren und im weiteren Sinn bezeichnen.

Und doch hatten Maria und Josef gerade in dieser Stunde der Krise, als sie in Bethlehem eine Herberge suchten, von ihren dort lebenden entfernten Verwandten keine Hilfe zu erwarten. So war das „traute, hochheilige Paar“ auf sich allein gestellt. Und dennoch: in den Herzen der beiden Eheleute Maria und Josef lebte der Glaube; ihre Liebe zu Gott und zueinander gab ihnen Halt und Zuversicht, auch wenn die äußeren Lebensumstände nicht so erfreulich waren. So fügte es der gütige Gott, dass ihnen dann doch irgendwo in einem Stall eine provisorische Unterkunft gewährt wurde. Weil beide im Herzen eins waren und auf Gott vertrauten, beklagten sich Maria und Josef nicht darüber, sondern sie bereiteten dem Kind, das Maria gebären sollte, eine möglichst würdige Wohnstätte. Gott zeigt auf diese Weise, dass es auf den Glauben, die Liebe und das Gottvertrauen ankommt und dass auch inmitten äußerster Not und Armut die Glut der Liebe und die Fackel der Frömmigkeit das Leben erhellen und erleuchten sollen!

Wenn wir selber auf das vergangene Jahr zurückblicken, dann werden die meisten von uns sagen können: Die Bilanz ist „durchwachsen“. D.h. es hat viel Gutes gegeben, was wir erfahren durften und wofür wir dankbar sind. Mitunter sind Menschen jedoch auch schwer geprüft worden, durch Krankheit und Leid, Verlassenheit und Ausgrenzung, ja auch durch den Tod naher Angehöriger und lieber Menschen. Gewiss können wir all das nicht ändern. Wenn wir in wenigen Stunden Abschied nehmen vom bürgerlichen Jahr 2017, dann wollen wir all das, was gewesen war, zurücklegen in die mächtige und gütige Hand Gottes. Er kann und wird selbst dort, wo wir menschlich gesehen kapitulieren oder keinen Sinn erblicken, eine Wende zum Guten herbeiführen – und zwar im Blick auf das Kommende, das wir von Gott her erwarten. Denn die Zukunft ist ebenso wie die Vergangenheit in der Hand Gottes. Wir sind aufgerufen und eingeladen, den Weg ins neue Jahr mit Geduld, Hoffnung und Gottvertrauen zu gehen. Bestimmt wird uns auch der Beistand guter Menschen nicht fehlen. Und dort wo wir selber versagt haben und schuldig geworden sind, eröffnet uns der Herr in seinem göttlichen Erbarmen den Weg der Umkehr und des Neubeginns.

Wir wollen für alle Ehepaare und Familien beten, damit das Licht des Glaubens und die Innigkeit der Gottes- und Nächstenliebe kraftvoll zur Entfaltung kommen. Wir beten für alle Ehepaare und Familien in Schwierigkeiten und in Not. Besonders wollen wir beten für junge Menschen, dass sie den Wert der christlichen Ehe entdecken und auf diese Weise in ihrem Leben Glück, Sinn und Geborgenheit erfahren und all dies an ihre Kinder weitergeben.

Die Heilige Familie – also Jesus, Maria und Josef – ermutigt uns in allem Guten! Worauf es wirklich ankommt im Leben, das ist der Glaube an Gott und die Liebe zueinander. Dann werden alle Dunkelheiten des Alltags vom göttlichen Licht erhellt. Dann wird das Licht der Gnade auch im neuen Jahr 2018 über uns scheinen, damit wir auf diese Weise unserem letzten Ziel – der ewigen Gemeinschaft mit Gott im Himmel – vertrauensvoll entgegengehen. Amen.

(Quelle: www.stjosef.at)

Bildquelle: Mathis Gothart-Nithart – Bildquelle: Mathis Gothart-Nithart

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