Die sogenannten „Heiligen Drei Könige“

In den Gebeinen im „Dreikönigenschrein“ in Köln sieht die Frömmigkeit die Gebeine der “Heiligen Drei Könige“. Von Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 5. Januar 2021 um 15:18 Uhr
Die Anbetung der Heiligen Drei Könige

Am 6. Januar begeht die Kirche das Hochfest der „Heiligen Drei Könige“. Wer das Evangelium vom Hochfest „Epiphanie“ (Erscheinung des Herrn, im Volksmund: Fest der „Heiligen drei Könige“) liest,  der wird feststellen, dass der Evangelist Matthäus nicht von drei Königen spricht, sondern bloß von „magoi“, von Magiern: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Magier aus dem Osten nach Jerusalem …“ (Mat, 2, 1). Martin Luther machte in seiner Übersetzung aus den „magoi“ die drei Weisen aus dem Morgenland. Seine Übersetzung setzte sich durch.

Jesaja und der Psalmist

Dass wir von Königen sprechen, wurde erst im 6. Jahrhundert gebräuchlich. Dabei konnte man sich auf die einschlägigen alttestamentlichen Schriftstellen berufen, die von der Kirche und in der Liturgie typologisch auf die Magier aus dem Osten gedeutet werden. So heißt es beim Propheten Jesaja: „So spricht der Befreier Israels, der Herr, … Könige werden es sehen und sich erheben. Fürsten werfen sich nicht“ (Jes, 49, 7). „Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz“ (Jes 60, 3). „Fremde bauen deine Mauern, ihre Könige stehen in deinem Dienst“ (Jes, 60, 10). Im Psalm 72, 10-11  heißt es: „Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben. Alle Könige müssen ihm huldigen, alle Völker ihm dienen.“

Kirchenväter

Es sind Tertullian (160-220)  im Westen und Origines (185-254)  im Osten, die von Königen sprechen. Ersterer erwähnt nur Könige, letzterer nennt zudem die Dreizahl.  Die Zahl drei leitet sich von den drei Geschenken ab, die die Kirchenväter symbolisch deuten: Gold für die Herrschaft und die Gottheit Christi, Weihrauch für das Priestertum Christi und Myrrhe für das Erlösungsleiden Christi. Damals kannte man nur drei Erdteile: Europa, Asien und Afrika. Also wurden die drei Magier diesen drei Kontinenten zugeordnet und damit zu Vertretern der Heidenwelt. Das geht wahrscheinlich auf den angelsächsischen Benediktiner Beda Venerabilis (672-735) zurück. Im 9. Jahrhundert erhielten die drei Weisen aus dem Morgenland auch Namen: Kaspar, Melchior und Balthasar.

Von Konstantinopel über Mailand nach Köln

Die Gebeine der „Drei Heiligen Könige“  wurden von Kaiserin Helena nach Konstantinopel gebracht. Von dort überführte sie der Mailänder Bischof Eustorgius (315-331) nach Mailand, wo sie in der kleinen Kirche St. Eustorgio bei Mailand schließlich aufbewahrt und verehrt wurden.

Auf seinem Norditalienfeldzug zerstörte der Staufer Friedrich I. Barbarossa auch die Stadt Mailand. Die Gebeine der „Drei Heiligen Könige“ blieben unversehrt. Der Kaiser soll sie seinem Reichskanzler Rainald von Dassel, dem Erzbischof von Köln, geschenkt haben. Dieser überführte die Gebeine von Mailand aus über Chur am 23.7.1164 nach Köln. Dort wurden sie 40 Jahre später in einem kostbaren goldenen Schrein aufbewahrt. Dadurch breitete sich nicht nur die  Verehrung der „Drei Heiligen Könige“ aus, sondern Köln entwickelte sich zum „heiligen Köln“ und  bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zum wichtigsten Wallfahrtsort im Mittelalter in Nordeuropa (später wurde das Aachen).

Sakralisierung der Stauferdynastie

Vor allem aber sollten die „Drei Heiligen Könige“ in der Mitte des Reiches zum Ansehen der Stauferdynastie  beitragen und sie sakralisieren. Wie die Heiligsprechung Karls des Großen, die relativ zeitgleich, am 29.12.1165,  im Auftrag eines Gegenpapstes von Friedrichs Reichkanzler und Erzbischof in Aachen vorgenommen worden ist, diente die Präsenz der Gebeine der „Heiligen Drei Könige“ dem reichspolitischen Kalkül des Stauferkaisers.

Echtheit

Ob die Gebeine in dem von Nikolaus von Verdun zwischen 1190 und 1225 gefertigten goldenen Schrein des Kölner Domes – wie der Aachener Karlsschrein ein Meisterwerk staufischer Goldschmiedekunst – tatsächlich die Gebeine der Weisen aus dem Osten sind, von denen der Evangelist Matthäus spricht, ist bisher nicht geklärt. Eine Knochenanalyse wie bei den Gebeinen Karls des Großen in Aachen wurde in Köln bisher nicht vorgenommen. Was Aachen betrifft, so sind sich die Wissenschaftler einig: Die Gebeine im Karlsschrein im Aachener Dom sind mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit tatsächlich die von Karl dem Großen. Allerdings ist seine Heiligsprechung damals kirchenrechtlich ungültig gewesen. Erst Papst Benedikt XIV. hat in Anerkennung des jahrhundertealten Kultes und der historischen wie kulturellen Bedeutung Karls des Großen gestattet, ihn als „Seligen“ zu verehren – allerdings nur an bestimmten Orten, vor allem in Aachen selber (Festtag: 28. Januar).

Festgeheimnis

Ob die Gebeine im Kölner Dreikönigenschrein tatsächlich echt sind oder ob die drei Weisen Könige waren ist für das Festgeheimnis irrelevant.  Der liturgische Namen für das Hochfest der sog. „Heiligen Drei Könige“ ist Epihanie, Fest der Erscheinung. Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift, der Lehre der Kirchenväter und dem Inhalt der Liturgie stehen am 6. Januar nicht die drei Weisen aus dem Morgenland, die sogenannten „Heiligen Drei Könige“, im Mittelpunkt, sondern Christus. Seine Erscheinung in dieser Welt wird gefeiert. Die Kirche verehrt am 6. Januar nicht die drei Weisen aus dem Morgenland kultisch als Heilige. Die sog. „Heiligen Drei Könige“ dienen vielmehr dazu, die Herrlichkeit  des in Betlehem geborenen Gottessohnes für alle Menschen, Juden und Heiden, aufleuchten zu lassen.

Foto: Anbetung der „Heiligen Drei Könige“ – Bildquelle: Albrecht Altdorfer (etwa 1480–1538)

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