Die Sendung der Kirche gründet in Gott
Einleitung von Gero P. Weishaupt:
Die Artikel 2 bis 9 des Missionsdekretes Ad gentes befassen sich mit der theologischen Grundlegung der Mission der Kirche. Im 2. Artikel wird ausgesagt, dass die Kirche „ihrem Wesen“ (natura sua) „missionarisch“ sei. Der Grund dafür liegt in ihrem Ursprung: im dreifaltigen Gott. Die Kirche hat ihren Ursprung in der „Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes“. Die Kirche führt diese Sendung in der Welt fort. Ziel dieser Fortführung der innergöttliche (innertrinitarischen) Sendungen durch die Kirche ist die Hinführung der Menschen zur Teilhabe an der Gemeinschaft des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Zu ihr ist jeder einzelne in der Gemeinschaft der Kirche, des Volkes Gottes, berufen.
Text Ad gentes, Artikel 2 Deutsch und Latein
Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach “missionarisch” (d. h. als Gesandte unterwegs), da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters.
Dieser Plan entspringt der “quellhaften Liebe”, dem Liebeswollen Gottes des Vaters. Er, der ursprungslose Ursprung, aus dem der Sohn gezeugt wird und der Heilige Geist durch den Sohn hervorgeht, hat uns in seiner übergroßen Barmherzigkeit und Güte aus freien Stücken geschaffen und überdies gnadenweise gerufen, Gemeinschaft zu haben mit ihm in Leben und Herrlichkeit. Er hat die göttliche Güte freigebig ausgegossen und gießt sie immerfort aus, so daß er, der Schöpfer von allem, endlich “alles in allem” (1 Kor 15,28) sein wird, indem er zugleich seine Herrlichkeit und unsere Seligkeit bewirkt. Es hat aber Gott gefallen, die Menschen nicht bloß als einzelne, ohne jede gegenseitige Verbindung, zur Teilhabe an seinem Leben zu rufen, sondern sie zu einem Volk zu bilden, in dem seine Kinder, die verstreut waren, in eins versammelt werden sollen.
Ecclesia peregrinans natura sua missionaria est, cum ipsa ex missione Filii missioneque Spiritus Sancti originem ducat secundum Propositum Dei Patris.[6]
Hoc autem Propositum ex «fontali amore» seu caritate Dei Patris profluit, qui, cum sit Principium sine Principio, ex quo Filius gignitur et Spiritus Sanctus per Filium procedit, ex nimia et misericordi benignitate sua libere creans et insuper gratiose vocans nos ad Secum communicandum in vita et gloria, bonitatem divinam liberaliter diffudit ac diffundere non desinit, ita ut qui conditor est omnium, tandem fiat «omnia in omnibus» (I Cor. 15,28), gloriam suam simul et beatitudinem nostram procurando. Placuit autem Deo homines non tantum singulatim, quavis mutua connexione seclusa, ad vitae Suae participationem vocare, sed eos in populum constituere, in quo filii sui, qui erant dispersi, in unum congregarentur.[7]
Foto: Konzilsväter – Bildquelle: Lothar Wolleh / Wikipedia