Die Schönheit des Glaubens wiederentdecken

Über die Konferenz in Bad Gögging (GiG).
Erstellt von kathnews-Redaktion am 23. Oktober 2021 um 09:23 Uhr
Papst Johannes Paul II.

Bad Gögging (kathnews). Am Samstag, den 16. Oktober fand in Bad Gögging nördlich von München zum vierten Mal die GiG-Konferenz statt, eine Veranstaltung organisiert von Pater Paulus Tautz CFR als Fortführung der GiG-Festivals. „Gott ist gut“ ist das Motto dieser Veranstaltungen. Auf der Internet-Plattform gottistgut.org heißt es über die GiG-Konferenzen: „Die Gig-Konferenz ist eine Fortführung der Gig-Festivals und soll durch die Schönheit der Gestaltung, der Vorträge und Zeugnisse den katholischen Glauben von vor allem jungen Erwachsenen stärken.“ Coronabedingt waren diesmal zwar weniger Teilnehmer zu verzeichnen, doch immerhin 300 Personen durften im Hotel Monarch anwesend sein.

Die Konferenz, die von 9:00 – 21:00 Uhr stattfand, wurde von Natalia Bienkowski moderiert. Es erfolgte eine Bandbreite und Vielfalt an Beiträgen. Berührende Glaubens- und Lebenszeugnisse reihten sich an theologische Inputs, immer wieder unterbrochen von moderner christlicher Musik der geladenen Bands Reale Musica, Power of Redemption und der Mainzer Lobpreisband. Der Tag begann mit einer Marienweihe, die bereits den geistlichen Charakter der Veranstaltung kennzeichnete und die unter dem Schutz der Gottesmutter stand. Ein weiterer roter Faden bildete der Hl. Papst Johannes Paul II, dessen Wahltag zum Papst sich am 16. Oktober jährte.

In seinen einleitenden Worten erklärte Pater Paulus die Chance von Krisen, wie anhand der momentanen Corona-Krise zu sehen ist. Er legte die entscheidende Fragestellung ans Herz: „Wozu hat Gott das alles zugelassen?“ statt der Warum-Frage. Als Franziskaner der Erneuerung verwies er auf die dramatische Entscheidung des Hl. Franziskus, sich radikal selbst zu enteignen.

Die Einspieler der geladenen Bands waren nicht nur musikalischer Art. Sowohl ein Mitglied der italienischen Band „Reale Musica“ sowie der Drummer der Band Power of Redemption gaben beeindruckende Zeugnisse: Der Frontsänger Alessandro Gallo sprach über seine Vergangenheit als Drogenabhängiger, der durch Schwester Elvira und die Gemeinschaft Cenacolo ein tiefgreifendes Bekehrungserlebnis erfahren hat. „Das Konzept der Freude veränderte sich“, sagte er über seinen Wandel, in dem seine Wünsche sich auf das Wesentliche richteten. Reale Musica betrachtet ihre Musik als Weg der Mission und hofft, dass die Kirche das eigene Feuer wieder vermehrt nach außen trägt.

Dominik Plachta von Power of Redemption betonte das evangelisierende Potenzial von Kunst und Kultur: „Hände sind dazu da, etwas zu gestalten.“ Im künstlerischen Tun komme die Leiblichkeit des Ausdrucks zum Vorschein. Das Bedürfnis nach physischer Gestaltung sei dem Menschen als Abbild Gottes tief eingeschrieben. Er habe dem Menschen aufgetragen, an seiner Schöpfung mitzuwirken in der eigenen Kreativität. Gott selbst sei ein Künstler und bereit, physisch zu gestalten, schließlich selbst Gestalt anzunehmen. Die Gefahr in heutiger Zeit bestehe darin, in der zunehmenden Digitalisierung den Zugang zur Natur und allem sinnhaft Wahrnehmbaren zu verlieren. Eine Rückbesinnung auf Handwerk könne heilsam sein.

In einem vorproduzierten Interview sprach Gerhard Ludwig Kardinal Müller über sein Buch „Was ist katholisch“ und über die Neuevangelisierung. Er ermutigte trotz der Herausforderungen und Skandale, die dem Image der Kirche geschadet haben, zum katholischen Glauben zu stehen. Überzeugend sei die Kirche nicht nur durch theoretische Lehre, sondern auch durch überzeugend gelebten Glauben. Nicht nur das Reden über Gott, sondern vor allem zu Gott entfalte Kraft. Beim gelebten Glauben müsse die Freude sowie der Humor am Menschen ablesbar sein. Laienapostolat müsse auch darin bestehen, sich in Kirche und Gesellschaft zu engagieren und mutig christliche Positionen zu vertreten in einer zunehmend entchristlichten Gesellschaft. Zur Verkündigung der Kirche mahnte er die Geistlichen dazu an, nicht nur fachlich vorbereitet zu sein, sondern das zu Sagende zu verinnerlichen, sodass man nicht zur „Glaubwürdigkeitsbremse“ werde. Vielmehr sollten sie zur „Eingangstür“ zum Glauben sein. Zum Schluss ermutigte Kardinal Müller die jungen Menschen, mutig und selbstbewusst Christsein zu leben: „Minderwertigkeitskomplexe haben bei uns nichts zu suchen.“

Es schloss sich ein Interview mit Kardinal Cordes von Juni 2021 an. Er sprach über die Geschichte der Weltjugendtage, die ihren Anfang in San Lorenzo in piscibus in Rom nahm, wie zum außerordentlichen heiligen Jahr 1983/84 die Idee eines Jugendtreffens entstand und sich daraus die Weltjugendtage entwickelt hätten. Ihm blieb insbesondere das größte Treffen in Manila 1995 mit 4 Mio. Teilnehmern in Erinnerung. Er erklärte, dass ein kraftvolles Apostolat beide Seiten besitzen müsse: intellektuelle Durchdringung der Glaubensinhalte und gelebtes Beispiel. Er zitierte zum Ende hin auch Hans Urs von Balthasar mit dem Stichwort: „Gott nicht voraussetzen, sondern vorsetzen.“ Weiterhin fasste er zusammen, dass Schüchternheit in der Verkündigung im Sinne einer irrationalen Befürchtung der Vereinnahmung fehl am Platze sei. Es werde auch zu negativ über Kirche gesprochen: „Wir reden ständig von den Problemen. Der liebe Gott kommt nicht mehr vor.“

Das Thema Weltjugendtag setzte sich fort in dem Vortrag von Clemens Rischar, Chef der KPE Österreich und von 2009-2012 Bundesleiter der Jugend 2000. Er berichtete von den Pannen und Herausforderungen während der Weltjugendtage in Denver, Manila und Paris. Sein Vortrag wurde von beeindruckenden Bildern begleitet. Der Weltjugendtag in Santiago de Compostela prägte die Gründungsidee von Jugend 2000 mit. Es stellte sich die Frage: „Wir brauchen eine Jugendbewegung, die sich der Anbetung widmet.“ So entstand mit einer weiteren Prägung durch eine Fatima-Pilgerreise die Youth 2000. Besonders viele Pannen und Anekdoten hatte Rischar über die Denver-Reise 1993 zu erzählen und schloss mit den bedeutungsvollen Worten: „Man weiß nie, wo Gottes Wege langgehen.“ Viele Jugendliche hätten sich bei den Weltjugendtagen bekehrt, obwohl sie ursprünglich nicht aus Glaubensgründen daran teilgenommen hätten. Als Kern der Veranstaltungen von Jugend 2000 fasste er zusammen: „Wir wollen Jugendliche zum eucharistischen Herzen führen und den Rest muss Jesus machen.“

Nach der Mittagspause spielte Power of Redemption und es schloss sich das bereits erwähnte Zeugnis von Dominik Plachta an, bevor die katholische Publizistin Margarete Strauss über das Laienapostolat sprach. In Anlehnung an die Beiträge der Kardinäle Müller und Cordes konkretisierte sie, worin dieses besteht: Die Verinnerlichung der Botschaft Jesu Christi, das vom Gebet begleitete Wachsen der eigenen Berufung und das Warten auf den Hl. Geist ganz wie die Apostel nach der Himmelfahrt Jesu müssen am Anfang jeder Bemühung stehen. Sie sagte: „Ich kann nicht andere Menschen von etwas überzeugen, von dem ich nicht selbst brenne.“ In dem Zusammenhang verwies sie auf den Katechismus der Katholischen Kirche, der als „Hausaufgabe“ jedes Katholiken aufgegeben werden müsse, um Schrift, Tradition und Lehramt in den verschiedenen theologischen Themen zu kennen. Sie betonte die Notwendigkeit eines apologetischen Zugangs zur Lehre der Kirche angesichts einer zunehmend säkularen Gesellschaft ohne christliche Kenntnisse. Schließlich verwies sie auf das gelebte Beispiel: „Wenn ihr ganz schlicht nach den Geboten Gottes lebt und treu dazu steht, auch wenn ihr nicht so nette Kommentare dafür erntet, wird sich mit der Zeit euer Umfeld verändern. Dann seid ihr eine Stadt, die auf dem Berg liegt. Die bleibt nicht verborgen.“ Davon ausgehend entstehe zumeist die Gesprächssituation, in der eine verbale Verkündigung stattfinden könne.

Es schloss sich ein Beitrag einer Frau an, die ihre eigene Abtreibung überlebt hat. Andrea Müller war als Zwillingsmädchen auf die Welt gekommen, nachdem ihre Schwester die Abtreibung nicht überlebt hatte. In lebenslanger Sehnsucht nach einer Zwillingsschwester und steter Todessehnsucht verfiel sie in eine Essstörung, die lebensgefährlich wurde. Als sie mit dem Thema Abtreibung konfrontiert wurde und ihre Mutter ihr die Wahrheit gestand, begann der Heilungs- und Vergebungsprozess. Ihr emotionales Lebenszeugnis versetzte die Zuhörerschaft deutlich vernehmbar in Bann. Mit ihrem Verein „Schwanger – du bist nicht allein“ nimmt sie sich jungen Frauen in Schwangerschaftskonflikten an. Ihr ist es ein Anliegen, die Liebe Gottes an die Frauen in Not weiterzugeben.

Anschließend wurde ein live Interview mit Clara Steinbrecher und Jessica Brandstetter von Maria 1.0 abgehalten, in dem die neue Vorsitzende zunächst die Geschichte der Initiative zusammenfasste, bevor sie ihren eigenen Glaubensweg nachzeichnete, der sie über die Emmanuelgemeinschaft, Jugend 2000, aber auch den Vetus Ordo führte. Auch Jessica Brandstetter skizzierte ihren Glaubensweg, der erst vor einigen Jahren begann: „Ich bin fast schon der Gegenentwurf zu Clara.“ Brandstetter war ohne den Glauben aufgewachsen und durch fromme Mitmenschen sowie durch Jugend 2000 zum Glauben gekommen. Maria 1.0 fasste die vielfältigen Aufgaben und Projekte zusammen wie die Verteilung von Flyern mit Zusammenfassung wichtiger Themen wie der Sexualmoral, der Bedeutung Marias für die Kirche oder dem Zölibat. Zudem werden Regionaltage für die Bistümer Deutschlands veranstaltet. Maria 1.0 ist eine Initiative, die Katholiken aus den verschiedenen Spiritualitäten miteinander vernetzen möchte, von der Charismatik bis zur Tradition. Es gehe auch um die Mitgestaltung des medialen Diskurses. Steinbrecher sagte: „Wenn über die katholische Kirche berichtet wird, dann hört man entweder von Leuten, die mit der eigenen Kirche unzufrieden sind und alles ändern wollen, oder vom Missbrauch.“ Dagegen möchte Maria 1.0 die Freude am Glauben wieder stärker in den Vordergrund stellen.

Es kamen Kurzzeugnisse zum Zuge. Zunächst sprach der Augustinerchorherr Dirk Egger aus Paring über seine Bekehrung. Evangelisch getauft, doch nicht praktizierend wuchs er in Mindelstätten auf, dem Wallfahrtsort zur hl. Anna Schäffer. Im heranwachsenden Alter war er der Metalszene zugehörig. Sein Wunsch, Arzt zu werden, wurde erschwert durch einen ausbleibenden Studienplatz. „Ich fiel in ein tiefes Loch der Sinnlosigkeit“, beschrieb Egger seinen Zustand, der ihn schließlich in suizidale Gedanken führte. In seiner Sinnkrise begann ein Bekehrungsprozess, der ihn in ein wahrhaftigeres Leben führte. Er studierte den Katechismus nach seiner Konversion 2010 und beschrieb den Prozess als eine „Neuformatierung seiner Festplatte“. Im Zuge seiner wachsenden Priesterberufung gab er den Zuhörern den Satz mit: „Gott beruft nicht die Fähigen, sondern befähigt die Berufenen.“ Danach hielt Pater Michael Gebhart OSB aus Weltenburg einen Impuls über den seligen Carlo Acutis, mit dem er dank der Fügung Gottes in Berührung gekommen sei. Ein Kurzvideo an seinem Grab brachte ihm im letzten Jahr 120.000 Klicks auf YouTube – am Tag der Seligsprechung Carlos.

Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin gab sodann einen Impuls über den neuen Missionsansatz des hl. Johannes Paul II. Dieser ging dabei stets der Leitfrage nach: „Was vertritt mein Gegenüber ansatzweise von der einen Wahrheit?“ Er versuchte stets, dies aufzugreifen im Dialog, das Positive zunächst hervorzuheben und den Menschen anzuerkennen. Seine Dialogfähigkeit öffnete die Menschen, ohne dass er die eine Wahrheit relativierte. Johannes Paul II begriff sein Amt als Pontifex als einen Brückenbau über den Weg des Lobens. In ein geöffnetes Herz konnte er umso mehr die Fülle der Wahrheit einbringen. Von Brandenstein-Zeppelin konkretisierte diesen Missionsansatz am Beispiel der Familie, in der diese Haltung eingeübt werden könne.

Als letzte Referentin des Tages sprach Monika Winter über ihren schmerzhaften Lebensweg, der sie in ein Bekehrungserlebnis und eine lebendige Beziehung mit Christus geführt habe. „An meinem Leben kann man erkennen, dass Jesus lebt.“ Sie habe ein verzerrtes Familienleben mit Parteilichkeit, häuslicher Gewalt und Missbrauch erlebt, fernab vom Glauben und von Zärtlichkeit. Als sie mit dem Glauben in Berührung kam und beim eucharistischen Segen erkannte, dass Jesus lebt, änderte sich alles. Sie hat einen Verein zur Verkündigung des Glaubens mit dem Namen „Evangelisation heute“ gegründet.

Es wurde schließlich der Rosenkranz von einer Familie in verschiedenen Sprachen vorgebetet, bevor sich die hl. Messe mit Bischof Hanke anschloss. Der Bischof fasste passend zu den Lesungen des Sonntags die Themen der Impulse zusammen, die das Apostolat und die Jüngerschaft Christi in den Blick genommen hatten.

Nach einer Pause gab die italienische Band Reale Musica ein Konzert, bevor der Tag mit der eucharistischen Anbetung abgeschlossen wurde. Diese gestaltete Bischof Hanke mit. Die Veranstaltung wurde über die Youtube-Kanäle GiG, Menschenfischen und Magstrauss gestreamt.

Insgesamt stellte die GiG-Konferenz einmal mehr ein Ereignis dar, das man als geglückte Neuevangelisierung bezeichnen kann. Von den Schätzen dieses Tages werden die Teilnehmer noch lange zehren in einer Zeit zunehmender spiritueller Verödung der Gesellschaft.

Foto: Papst Johannes Paul II. – Bildquelle: Eric Draper, White House

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