Die Priester sind „in inniger sakramentaler Bruderschaft“ verbunden

Vatikanum II: Die Priester werden vom Bischof gesandt, an demselben Werk der Auferbauung des Leibes Christi gemeinsam zu arbeiten, sei es in der Pfarrseelsorge, in der Wissenschaft, in der Lehre, in Verwaltung oder Rechtsprechung. „Presbyterorum Ordinis“, Artikel 8.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 27. Februar 2016 um 12:49 Uhr
Kirche in Not

Einleitung von Gero P. Weishaupt:

Handelt Artikel 7 von Presbyterorum Ordinis über das Verhältnis der Priester zum Diözesanbischof, so Artikel 8 über die Beziehung der Priester zueinander. Selbstverständlich gründet die Gemeinschaft der Priester untereinander in der Weihe, die sie vom Bischof empfangen haben. Dadurch sind sie „Mitbrüder“ (Confratres).

Verschiedene Dienste – ein Ziel

Durch ihre bischöfliche Sendung (missio canonica) sind die Priester dem diözesanen Presbyterium zugeordnet und erfüllen ihren priesterlichen Dienst, der je nach Sendung auch über den eigenen territorialen Bereich hinausgehen kann. Der priesterliche Dienst für das Heil der Menschen (Seelsorge) kann je nach Berufung, Begabung und Eignung verschieden sein. Entsprechend den drei Ämtern Christi als Prophet (Verkündigungsamt), Priester (Heiligungsamt) und Hirte (Leitungsamt) erfüllen die Priester im Auftrag des Bischofs verschiedene Aufgaben: der eine als Pfarrseelsorger (territoriale Pastoral), der andere für eine bestimmte Gruppe von Christgläubigen (kategoriale Pastoral), wieder ein anderer in der Verwaltung, der Rechtsprechung, in Wissenschaft und Lehramt, andere werden mit spezifischen apostolischen Arbeiten betraut (Caritas, Medien, etc.). Die Konzilsvater betonen dabei, dass bei aller Verschiedenheit der pastoralen Dienste alle Priester dem einen Ziel dienen: der „Auferbauung des Liebes Christi (aedificatio Corporis Christi), die besonders in unserer Zeit vielerlei Dienstleistungen und neue Anpassungen erfordert“.

Einheit zwischen den Generationen und soziale Verantwortung

Des Weiteren wendet das Dekret seine Aufmerksamkeit auf die Zusammenarbeit und Einheit der Priester unterschiedlicher Generationen und die soziale Verantwortung der Priester füreinander. Die Älteren „mögen … die Jüngeren wahrhaft als Brüder annehmen und ihnen bei den ersten Arbeiten (incepta) und Schwierigkeiten ihres Dienstes zur Seite stehen. Ebenso seien sie bemüht, deren – wenn auch von der eigenen verschiedene – Mentalität zu verstehen und ihr Beginnen mit Wohlwollen zu fördern. Die Jungen mögen in gleicher Weise das Alter und die Erfahrung der Älteren achten, mit ihnen Fragen der Seelsorge besprechen und willig zusammenarbeiten.Die Jungen mögen in gleicher Weise das Alter und die Erfahrung der Älteren achten, mit ihnen Fragen der Seelsorge besprechen und willig zusammenarbeiten“.

Im Hinblick auf die soziale Verantwortung betonen die Konzilsväter die Gastfreundschaft, den Dienst für die notleidenden, insbesondere die kranken Mitbrüder im priesterlichen Dienst und die Priester, die „unter irgendwelchen Schwierigkeiten leiden; sie sollen ihnen rechtzeitig ihre Hilfe zukommen lassen, wenn nötig auch durch taktvolle Ermahnung. Mit brüderlicher Liebe und großer Herzensgüte sollen sie aber denen zur Seite stehen, die in irgendwelchen Punkten versagt haben; für sie müssen sie sich mit inständigem Gebet bei Gott verwenden und sich ihnen gegenüber stets als wahre Brüder und Freunde erweisen“.

Presbyterorum Ordinis Artikel 8. Deutscher und lateinischer Text

Die Priester, die durch die Weihe in den Priesterstand eingegliedert wurden, sind in inniger sakramentaler Bruderschaft miteinander verbunden. Besonders in der Diözese, deren Dienst sie unter dem eigenen Bischof zugewiesen werden, bilden sie das eine Presbyterium. Trotz ihrer verschiedenen Ämter leisten sie für den Menschen den einen priesterlichen Dienst. Alle werden gesandt, an demselben Werk gemeinsam zu arbeiten, ob sie nun ein Pfarramt oder ein überpfarrliches Amt ausüben, ob sie sich der Wissenschaft widmen oder ein Lehramt versehen, ob sie – wo dies bei Gutheißung durch die zuständige Autorität angebracht erscheint – sogar Handarbeit verrichten und damit selbst am Los der Arbeiter teilhaben oder sich anderen apostolischen oder auf das Apostolat ausgerichteten Werken widmen. In dem einen kommen sie alle überein: in der Auferbauung des Leibes Christi, die besonders in unserer Zeit vielerlei Dienstleistungen und neue Anpassungen erfordert. Deshalb ist es von großer Bedeutung, daß alle, Welt- und Ordenspriester, einander helfen, damit sie stets Mitarbeiter der Wahrheit sind.

Mit den übrigen Gliedern dieses Presbyteriums ist jeder einzelne durch besondere Bande der apostolischen Liebe, des Dienstes und der Brüderlichkeit verbunden. Dies wird schon seit frühen Zeiten in der Liturgie bekundet, wenn die anwesenden Priester aufgefordert werden, dem Neuerwählten zusammen mit dem weihenden Bischof die Hände aufzulegen, und wenn sie einmütig die Heilige Eucharistie zusammen feiern. Die einzelnen Priester sind also mit ihren Mitbrüdern durch das Band der Liebe, des Gebetes und der allseitigen Zusammenarbeit verbunden. So wird jene Einheit sichtbar, durch die nach Christi Willen die Seinen vollkommen eins sein sollten, damit die Welt erkenne, daß der Sohn vom Vater gesandt ist.

Daher mögen die Älteren die Jüngeren wahrhaft als Brüder annehmen und ihnen bei den ersten Arbeiten und Schwierigkeiten ihres Dienstes zur Seite stehen. Ebenso seien sie bemüht, deren – wenn auch von der eigenen verschiedene – Mentalität zu verstehen und ihr Beginnen mit Wohlwollen zu fördern. Die Jungen mögen in gleicher Weise das Alter und die Erfahrung der Älteren achten, mit ihnen Fragen der Seelsorge besprechen und willig zusammenarbeiten.

Der Geist der Bruderliebe verpflichtet die Priester, die Gastfreundschaft zu pflegen, Gutes zu tun und ihre Güter zu teilen, wobei ihre besondere Sorge den kranken, bedrängten, mit Arbeit überlasteten, den einsamen, den aus ihrer Heimat vertriebenen Mitbrüdern gelten soll sowie denen, die Verfolgung leiden. Sie sollen sich auch gern und mit Freude treffen, um sich zu erholen, in Erinnerung an die Worte, mit denen der Herr selbst die müde gewordenen Apostel einlud: „Kommt her, ihr allein, an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus“ (Mk 6,31). Damit die Priester darüber hinaus im geistlichen Leben und für die Erweiterung ihrer Kenntnisse aneinander Hilfe haben, damit sie besser in ihrem Dienst zusammenarbeiten können und vor Gefahren geschützt sind, die vielleicht dem Einsamen drohen, soll das gemeinsame Leben oder eine Art der Lebensgemeinschaft unter ihnen gefördert werden. Die Formen können, je nach den persönlichen oder seelsorglichen Erfordernissen, verschieden sein. Beispielsweise ist ein Zusammenwohnen möglich, wo die Umstände es gestatten, oder ein gemeinsamer Tisch oder wenigstens ein häufiges und regelmäßiges Zusammenkommen. Hochzuschätzen und achtsam zu unterstützen sind auch Vereinigungen, die nach Prüfung ihrer Satzungen von der zuständigen kirchlichen Autorität durch eine geeignete und entsprechend bewährte Lebensordnung sowie durch brüderliche Hilfe die Heiligkeit der Priester in der Ausübung ihres Dienstes fördern und auf diese Weise dem ganzen Priesterstand dienen möchten.

Schließlich werden sich die Priester, aufgrund der gleichen Gemeinschaft im Priestertum, in besonderer Weise denen gegenüber verpflichtet wissen, die unter irgendwelchen Schwierigkeiten leiden; sie sollen ihnen rechtzeitig ihre Hilfe zukommen lassen, wenn nötig auch durch taktvolle Ermahnung. Mit brüderlicher Liebe und großer Herzensgüte sollen sie aber denen zur Seite stehen, die in irgendwelchen Punkten versagt haben; für sie müssen sie sich mit inständigem Gebet bei Gott verwenden und sich ihnen gegenüber stets als wahre Brüder und Freunde erweisen.

Presbyteri, per Ordinationem in Ordine presbyteratus constituti, omnes inter se intima fraternitate sacramentali nectuntur; specialiter autem in dioecesi cuius servitio sub Episcopo proprio addicuntur unum Presbyterium efformant. Etsi enim diversis officiis mancipentur, unum tamen gerunt sacerdotale pro hominibus ministerium. Ad idem enim opus ut cooperentur mittuntur omnes Presbyteri, sive ministerium paroeciale vel supraparoeciale exerceant, sive scientiae investigandae aut tradendae operam conferant, sive etiam manibus laborent, ipsorum operariorum, ubi id probante quidem competenti Auctoritate expedire videatur, sortem participantes, sive tandem alia opera apostolica vel ad apostolatum ordinata adimpleant. Ad unum omnes quidem conspirant, ad aedificationem nempe Corporis Christi, quae, nostris praesertim temporibus, multiplicia officia necnon novas accommodationes requirit. Quapropter magni momenti est ut omnes Presbyteri, sive dioecesani sive religiosi, sese invicem adiuvent, ut semper sint cooperatores veritatis. Cum ceteris ergo membris huius Presbyterii, unusquisque specialibus apostolicae caritatis, ministerii et fraternitatis nexibus coniungitur: quod iam ab antiquis temporibus liturgice significatur, cum Presbyteri adstantes super novum electum, simul cum Episcopo ordinante, manus imponere invitentur, et cum Sacram Eucharistiam unanimo corde concelebrant. Singuli ergo Presbyteri cum confratribus suis uniuntur vinculo caritatis, orationis et omnimodae cooperationis, atque ita manifestatur illa unitas qua Christus voluit suos in unum esse consummatos, ut cognoscat mundus Filium missum esse a Patre.

Quam ob rem, qui sunt provectioris aetatis iuniores vere ut fratres suscipiant eosque in primis inceptis et oneribus ministerii adiuvent, itemque mentem eorum, etsi a propria diversam, intellegere satagant atque incepta eorum cum benevolentia prosequantur. Iuvenes pariter revereantur aetatem atque experientiam seniorum cumque illis de rebus curam animarum spectantibus consilia conferant et libenter collaborent.

Spiritu fraterno ducti, Presbyteri hospitalitatem ne obliviscantur, colant beneficentiam et communionem bonorum, praesertim solliciti eorum qui sunt aegroti, afflicti, laboribus nimis onerati, solitarii, e patria exsules, necnon eorum qui persecutionem patiuntur. Etiam ad relaxandum animum libenter et cum gaudio conveniant, memores verborum quibus ipse Dominus Apostolos defatigatos invitabat: «Venite seorsum in desertum locum, et requiescite pusillum» (Mc. 6,31). Insuper, ut Presbyteri in vita spirituali et intellectuali colenda mutuum iuvamen inveniant, ut aptius in ministerio cooperari valeant utque a periculis solitudinis forte orientibus eripiantur, aliqua vita communis vel aliquod vitae consortium inter eos foveatur, quod tamen plures formas, iuxta diversas necessitates personales vel pastorales, induere potest, nempe cohabitationem, ubi possibilis est, vel communem mensam, vel saltem frequentes ac periodicos conventus. Magni quoque habendae sunt et diligenter promovendae associationes quae, statutis a competenti ecclesiastica auctoritate recognitis, per aptam et convenienter approbatam vitae ordinationem et per iuvamen fraternum, sanctitatem sacerdotum in exercitio ministerii fovent, et sic toti Ordini Presbyterorum servire intendunt.

Demum, ratione eiusdem communionis in sacerdotio, se sciant Presbyteri specialiter obligatos erga eos qui aliquibus difficultatibus laborant; quibus tempestivum praebeant auxilium, etiam si opus sit eos discrete monendo. Illos autem qui in quibusdam defecerunt fraterna caritate atque magno animo semper prosequantur, pro ipsis instantes preces Deo effundant eisque continuo sese praebeant ut revera fratres et amicos.

Foto: Priester mit Bischof bei einer Veranstaltung von Kirche in Not – Bildquelle: KiN

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