Die prägende Gestalt der jungen Bundesrepublik

Ein schöner Bildband, der mit der Dauerausstellung im Bundeskanzler-Adenauer-Haus einhergeht. Eine Rezension von Martin Bürger.
Erstellt von Martin Bürger am 2. Juli 2019 um 17:31 Uhr

Wer eine gute, kompakte und reich bebilderte einführende Darstellung zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland sucht, der wird mit dem bei „wbg Theiss“ erschienenen Werk „Konrad Adenauer. Der Kanzler aus Rhöndorf“ fündig. Die Kapitel entsprechen dem, was die Dauerausstellung im Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf am Rhein dem Besucher anbietet. Die zahlreichen Bilder geben einen Vorgeschmack auf den Besuch im Museum, der sich nach Möglichkeit eines Tages der Lektüre anschließen sollte.

Zunächst beschäftigt sich das vorliegende Buch mit „Jugend und Aufstieg im Kaiserreich“. Schon 1917, als Adenauer noch keine 40 Jahre alt war, wurde er Oberbürgermeister von Köln. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben und wurde politisch verfolgt. Eine Zeit lang versteckte er sich sogar in der berühmten Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel. 1944 wurde Adenauer kurzzeitig inhaftiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Adenauer einer der führenden Köpfe im sich neu aufstellenden politischen Deutschland. Als Präsident des Parlamentarischen Rates unterzeichnete er 1949 als erster das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Wenig später wurde er zum Bundeskanzler gewählt und prägte die deutsche Geschichte maßgeblich für weitere 14 Jahre. 1967 starb Adenauer in seinem Haus in Rhöndorf, das heute die erwähnte Dauerausstellung beherbergt.

Im Rahmen dieser Buchbesprechung sei nur kurz das Verhältnis von Konrad Adenauer zu Religion und Familie erwähnt. „Auch auf Reisen kam der gläubige Katholik der Sonntagspflicht nach. Wie sehr ihm die Feier der Messe am Herzen lag, verrät ein Brief, den Adenauer 1960 an einem Julisonntag dem Pfarrer von Rhöndorf geschrieben hat. Darin kritisierte er den Geistlichen scharf wegen dessen Predigt und der nachlässigen Form des Gottesdienstes am Vormittag. Auch dafür fand der 84-jährige Bundeskanzler noch Zeit und Kraft.“

Ein Bild zeigt die erste Seite des erwähnten Schreibens. Darin heißt es wörtlich: „Die heutige Predigt war unerträglich, sie war mit Ihren Pflichten als Geistlicher auf der Kanzel einfach unvereinbar; sie zeigte nichts von der Lebensweisheit, die Sie, nach Ihre heutigen Predigt, auf den Hochschulen vermissen. Es war ein wirres Durcheinander von Wahrheiten – Halbwahrheiten – unzutreffenden Behauptungen. […] Sie dürfen etwas Derartiges den zahlreichen Besuchern des Gottesdienstes nicht bieten. Das gilt gleichfalls, abgesehen von besonderen hohen Festtagen, von der seelenlosen Ausgestaltung des Gottesdienstes, schlechter Gesang, unbekannte Lieder, Fehlen einer der Würde und der Bedeutung der hl. Messe entsprechenden Ausschmückung des Altares und des Chores, die Ihre Pfarrkinder und die Fremden mit Recht verlangen.“

Martin Bürger

Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus
Konrad Adenauer
Der Kanzler aus Rhöndorf
ISBN 9783806237887
wgb THEISS
EUR 24,95

Foto: wgb THEISS – Bildquelle: wgb THEISS

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