Die Pflege der „Musica sacra“ war ihm ein Herzensanliegen

Langjähriger Domkapellmeister am Aachener Dom, Prälat Dr. Rudolf Pohl, im Alter von 97 Jahren gestorben. Von Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 17. Dezember 2021 um 15:19 Uhr
Kaiserthron im Aachener Dom

Aachen (kathnews). Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Vorrangstellung des Gregorianischen Chorals und die herausragende Stellung der klassischen Mehrstimmigkeit, der Polyphonie, in der Kirchenmusik, der Musica sacra, betont (SC, 30). Die beiden Perlen der Kirchenmusik sollen als außerordentliche Schätze der Kirche in der Liturgie erhalten und gepflegt werden, so der Auftrag des Konzils.

Diesem Auftrag fühlte sich Prälat Dr. Rudolf Pohl, Domkapellmeister i. R., verpflichtet. 1924 in Aachen geboren, war er selber Mitglied des renommierten Aachener Knabenchores, dessen Gründung auf die Schola Palatina Karls des Großen zurückgeht. Ihr Gründer ist kein Geringerer als Alkuin von York, der Gelehrte und wichtigste Berater Karls des Großen am Aachener Hof. Der Aachener Knabenchor ist damit der älteste im deutschsprachigen Raum und einer der ältesten weltweit.

Prälat Pohl, der in Bonn Theologie studierte und dessen Doktorvater Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) gewesen ist, nahm nach seiner Priesterweihe und einigen Kaplansjahren das Studium der Musikwissenschaft auf. Der promovierte Geistliche, Musiker und Pädagoge wurde vor allem für seine besonderen Verdienste um den Wiederaufbau des traditionsreichen Aachener Knabenchors nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt, den er von 1963 bis 1986 mit außerordentlichem Engagement und großem Erfolg aus tiefem Glauben leitete. Mit ihm hat die Liturgie in der hohen Domkirche zu Aachen ihren musikalischen Glanz zurückgewonnen, wie er einer Domkirche wie dieser würdig ist. Er setzte sich außerdem – nicht ganz ohne Widerstand –  für den Erhalt der lateinischen Liturgiesprache im Aachener Dom ein – auch hierin ganz treu Wunsch und Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils folgend (vgl. SC. 36 § 1).

Der Theologe und Musikpädagoge Pohl gründete die Domsingschule, wie sie bis heute erhalten ist – zunächst nur für ein 3. Und 4. Schuljahr, ab 1969 auf vollständige vier Jahre ausgelegt. Mit der Gründung der Rudolf-Pohl-Stiftung engagierte er sich für die musikalische Ausbildung der Domsingknaben an klassischen Instrumenten. 1977 wurde Prälat Rudolf Pohl vom damaligen Aachener Bischof Klaus Hemmerle zum Ehrendomherrn an der ehemaligen Pfalz- und Krönungskirche in Aachen ernannt.

Nach 23-jährigem Wirken an der Domsingschule ging Prälat Pohl 1989 für zehn Jahre nach Rom, wo ihn Papst Johannes Paul II. zum Präsidenten des kirchenmusikalischen Fachverbandes am Apostolischen Stuhl ernannt hatte. Parallel dazu übertrug der Aachener Kirchenmusiker die Werke des damaligen Aachener Domkapellmeisters Johannes Mangon in moderne Notenschrift und gab sie in drei Bänden heraus. Prälat Pohls Zeit als Domkapellmeister prägten neben Aufnahmen für Funk- und Fernsehen viele Konzertreisen darunter einige in den damaligen Ostblock und nach Israel. In Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstätte, sang der Domchor unter seiner Leitung als erster deutscher Chor. Nicht zuletzt dafür wurde ihm 2002 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen.

Prälat Dr. Rudolf Pohl starb im Alter von 97 Jahren am 1. Dezember 2021. Das Requiem für seine Seelenruhe fand am 11. Dezember im Aachener Dom statt. Mit dem Tod von Prälat Dr. Rudolf Pohl verliert die Musikwelt, insbesondere aber der Aachener Dom, einen der bedeutendsten Domkapellmeister des 20. Jahrhunderts, der für Gott und die Musica Sacra gelebt hat. Möge er nun vom Glauben, der in der Musica sacra zum Ausdruck kommt, zum Schauen Gottes gelangen. RIP

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Foto: Karlsthron im Aachener Dom – Bildquelle: German Wikipedia user Holger Weinandt

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