„Die Jesuiten. Aufstieg, Niedergang, Neubeginn“

Eine Buchbesprechung von Martin Bürger.
Erstellt von Martin Bürger am 5. Februar 2017 um 09:33 Uhr

2016 legte Markus Friedrich sein monumentales Werk „Die Jesuiten. Aufstieg, Niedergang, Neubeginn“ vor, in dem er auf mehr als 700 Seiten die Geschichte des Jesuitenordens darstellt. Friedrich ist ein junger Geschichtswissenschaftler, der seit 2013 die Professur für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Hamburg innehat. Man kann sich nur schwer vorstellen, welch ungeheure Forschungsleistung in dem beim Piper Verlag erschienenen Monografie steckt. Die mehr als 100 Seiten in kleinster Schrift umfassenden bibliografischen Verweise und Endnoten vermitteln zumindest einen kleinen Eindruck.

Als weltumspannende Ordensgemeinschaft mit einer wechselvollen Geschichte ist die „Societas Iesu“ (Gesellschaft Jesu) Gegenstand verschiedener Verschwörungstheorien gewesen, die übrigens nicht ausschließlich in kirchenfeindlichen Kreisen ihren Ursprung hatten. Bis heute bestehen Vorurteile, die gewiss immer wieder einen wahren Kern haben, in ihrer überspitzen Fassung allerdings unbegründet sind. Markus Friedrich präsentiert die Ordensgeschichte nüchtern und sachlich, seine eigene Sicht der Dinge ist nicht zu erkennen. Dunkle Seiten werden nicht verschwiegen, sondern kurz und bündig abgehandelt, ohne in irgendwelchen schmutzigen Details zu schwelgen.

1540 wurde die Jesuiten um den heiligen Ignatius von Loyola und einige Gefährten, darunter der heilige Franz Xaver, von Papst Paul III. ganz offiziell errichtet. 1773 wurde der Orden durch Papst Clemens XIV. auf Druck staatlicher wie diverser kirchlicher Institutionen aufgelöst. In Russland indes weigerte sich die Zarin, die päpstliche Anweisung umzusetzen, sodass die Jesuiten bis zur offiziellen Wiedererrichtung 1814 zumindest dort weiterbestehen konnten. Markus Friedrich richtet den Fokus auf die Zeit von 1540 bis 1814, der Orden in der Moderne ist lediglich Gegenstand eines kompakten Epilogs.

Zunächst beschäftigt sich „Die Jesuiten“ mit der inneren Struktur des Ordens, wozu auch die Herausbildung der Identität gehört, und verortet die Gesellschaft Jesu dann innerhalb der Kirche. Unter dem Titel „Saeculum und Reich Gottes: Die Jesuiten ‚in der Welt‘“ geht es um das Wirken der Priester in allen möglichen Lebensbereichen. Das jesuitische Schulwesen ist bis heute berühmt. Viertens behandelt Friedrich die Missionstätigkeit, bevor im fünften Kapitel von Feindschaft, Aufhebung und Neuanfang des Ordens die Rede ist.

Martin Bürger

Bibliografische Informationen:

Markus Friedrich
Die Jesuiten. Aufstieg, Niedergang, Neubeginn
Gebunden mit Schutzumschlag, 736 Seiten
Piper Verlag
ISBN 978-3-492-05539-0
39,00 Euro

Foto: Die Jesuiten (Buchcover) – Bildquelle: Piper Verlag

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