Die Botschaft von Herzogenrath darf nicht ungehört verhallen

Kardinal Sarah: Das, was man das liturgische Aggiornamento nennt, ist in gewisser Weise durch das Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. vervollkommnet worden.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 1. April 2017 um 22:09 Uhr
Pfr. Dr. Guido Rodheudt - Liturgische Tagung

Von Gero P. Weishaupt:

Herzogenrath. Dieser Ort war bis vor einigen Jahren noch ebenso wenigen in Deutschland bekannt wie der Ort Würselen. Beiden Orten gemeinsam ist, dass sie Vororte von Aachen sind, näherhin zur Städtregion Aachen gehören. Mit dem Namen Herzogenrath wird aber, zumindest in katholischen Kreisen, etwas anderes assoziiert als mit dem Städtchen Würselen.

Seit 2009 finden in dem an der deutsch-niederländischen Grenze nordwestlich von Aachen gelegenen Ort Tagungen statt, die sich liturgischen Fragen widmen. Dabei fällt besonders die Treue der Veranstalter und Teilnehmer zum Zweiten Vatikanischen Konzil, das nach Aussage des höchsten authentischen Lehramtes der Konzilspäpste und der Päpste nach dem Konzils, insbesondere Papst Benedikts XVI. (vgl. dessen Rede vom 22. Dezember 2005), eine Erneuerung auch der Liturgie in  Treue zur Tradition beachsichtigte („Reform in Kontinuität“), zum amtierenden Papst und den Bischöfen ins Auge. Die Kölner Liturgische Tagung“, so liest man bei Kathpedia, „ist eine jährliche Zusammenkunft Liturgieinteressierter, wobei Vorträge über liturgische Themen zu hören sind, die auf der Basis der traditionellen Gregorianischen Liturgie einen Beitrag für die liturgische Erneuerung der Kirche leisten möchte. Referenten und Zuhörer sind Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien. Der stetig wachsende Zuspruch und der internationale Charakter der Veranstaltung, hat die Tagung zum größten Forum des Austauschs für Priester und Laien im deutschen Sprachraum zu Fragen der Liturgie im Licht der Tradition werden lassen. Die Tage werden seit dem Jahre 2009 in Herzorgenrath, einem Vorort nördlich von Aachen, in der Pfarrei St. Gertrud im Bistum Aachen abgehalten. Pfarrer dort ist Guido Rodheudt.“

2007 veröffentlichte Papst Benedikt XVI. das Motu Proprio „Summorum Pontificum“, durch das der Liturgie, wie sie seit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefeiert wird, die klassische römische Liturgie („Tridentinischer Ritus“) zu Seite gestellt wurde. Sie gilt seitdem als die außerordentliche Form des Römischen Ritus, während die nachkonziliare Liturgie als die ordentliche Form etabliert wurde. Ziel des päpstlichen Schreibens war es vor allem, eine rechtliche Grundlage für eine „Reform der Reform“ der nachkonziliaren Liturgie zu schaffen, indem sich die beiden Formen („Usus“) gegenseitig befruchten sollten.

Die diesjährige Herzorgenrather Tagung stand ganz im Zeichen des 10. Jahrestages von „Summorum Pontificum“. Ein Höhepunkt auf der Tagung war zweifellos der Vortrag von Kardinal Robert Sarah, dem Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Disziplin der Sakramente, den der Kardinalpräfekt jedoch aus, wie es hieß, terminlichen Gründen selber nicht in Herzogenrath halten konnte. Der Vortrag wurde am vorletzten Tag den Anwesenden in Herzogenrath vorgelesen. Doch enthält er eine Botschaft über diese hinaus an die ganze Kirche.

Der in Herzogenrath verlesene Vortag des Kardinalpräfekten stand unter dem Thema „Die Bedeutung des Motu proprio ‚Summorum Pontificum‘ für die Erneuerung der Liturgie der lateinischen Kirche“. Der Redaktion von Kathnews steht der Text in einer von Katrin Krips-Schmidt  für „Die Tagespost“ aus dem Französischen angefertigten deutschen Ãœbersetzung zur Verfügung. Kardinal Sarah stellt das Motu Proprio „Summorum Pontificum“ in den größeren Kontext der liturgischen Bewegung des vergangenen Jahrhunderts und sieht in dem päpstlichen Schreiben die Vervollkommung des vom Zweiten Vatikanischen Konzils intendierten liturgischen Aggiornamentos („Verheutigung“).

Kathnews wird in einem „Special“ die verschiedenen Aspekte der liturgischen Erneuerung, die der Kardinal in seinem Vortrag behandelt, gesondert dokumentieren, damit die Botschaft, die von der diesjährigen Liturgischen Tagung in Herzogenrath bei Aachen durch den Kardinalpräfekten Robert Sarah in die Welt gesendet wurde, nicht ungehört verhallt.

Kardinal Sarah: Liturgische Bewegung dauert fort

Wie Sie wissen, war das, was man zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „liturgische Bewegung“ bezeichnete, der Wunsch des heiligen Papstes Pius X. – der sich in einem anderen Motu proprio mit dem Titel Tra le sollicitudini äußerte –, die Liturgie zu erneuern, um deren Schätze zugänglicher zu machen, damit sie so erneut zur Quelle eines wahrhaft christlichen Lebens werden. Daher stammt auch die Definition der Liturgie als „Höhepunkt und Quelle des Lebens und der Mission der Kirche“, wie es in der Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium des Zweiten Vatikanum (Nr. 10) dargelegt wird. Man kann gar nicht genug wiederholen, dass die Liturgie als Höhepunkt und Quelle der Kirche ihr Fundament in Christus selbst findet. So ist unser Herr Jesus Christus tatsächlich der einzige und endgültige Hohepriester des Neuen und Ewigen Bundes, da er sich selbst zum Opfer gab und „durch ein einziges Opfer hat er für immer jene, die geheiligt werden sollen, zur Vollendung geführt“ (vgl. Hebr 10,14). So erklärt der Katechismus der katholischen Kirche: „In ihrer Liturgie verkündet und feiert die Kirche dieses Mysterium, damit die Gläubigen daraus leben und es in der Welt bezeugen“ (Nr. 1068). In diesem Rahmen der „liturgischen Bewegung“, deren eine der schönsten Früchte die Konstitution Sacrosanctum Concilium war, empfiehlt es sich, das Motu proprio Summorum Pontificum von 7. Juli 2007 zu betrachten, über dessen Feier des 10. Jahrestages seiner Veröffentlichung wir große Freude und Dankbarkeit empfinden. Es kann also festgestellt werden, dass die vom heiligen Papst Pius X initiierte „liturgische Bewegung“ nie unterbrochen war und dass sie infolge eines neuen Impulses, der ihr von Papst Benedikt XVI. verliehen wurde, noch bis heute fortdauert. In diesem Zusammenhang seien die besondere Sorgfalt und die persönliche Aufmerksamkeit genannt, die er bei der Feier der heiligen Liturgie als Papst an den Tag legte, sodann seine häufigen Verweise in seinen Ansprachen in Bezug auf die zentrale Stellung der heiligen Liturgie im Leben der Kirche und schließlich seine beiden Lehrschreiben Sacramentum Caritatis und Summorum Pontificum. Mit anderen Worten: Das, was man das liturgische Aggiornamento nennt, ist in gewisser Weise durch das Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. vervollkommnet worden. Worum handelt es sich dabei? Der emeritierte Papst etablierte die Unterscheidung zwischen zwei Formen desselben römischen Ritus: eine so genannte „ordentliche“ Form, die die nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils überarbeiteten liturgischen Texte des römischen Messbuchs betreffen, sowie eine als „außerordentliche“ bezeichnete Form, die der Liturgie entspricht, die vor dem liturgischen Aggiornamento gültig war. Somit sind derzeit im römischen oder lateinischen Ritus zwei Messbücher in Kraft: dasjenige des seligen Papstes Paul VI., dessen dritte Ausgabe aus dem Jahr 2002 stammt, sowie das des heiligen Pius V., dessen letzte, vom heiligen Johannes XXIII. promulgierte Ausgabe auf das Jahr 1962 zurückgeht.

Foto: Pfr. Dr. Guido Rodheudt – Bildquelle: Kathnews

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