Die Beichte: Sakrament der Barmherzigkeit

Von Pfr. Dr. Franz Weidemann.
Erstellt von Felizitas KĂŒble am 21. MĂ€rz 2016 um 20:09 Uhr
Foto: Beichtstuhl, St. Leonhard in Leonberg

Papst Franziskus hat ein Heiliges Jahr ausgerufen, das unter dem Zeichen der Barmherzigkeit stehen soll. Doch mit Barmherzigkeit verbinden die Menschen sehr unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen. Dem Papst geht es vor allem um ein versöhntes Leben mit Gott, wozu die hl. Beichte das privilegierte Mittel darstellt.

Papst Franziskus ruft eindringlich zu Umkehr und Erneuerung und betont dabei immer wieder die zentrale Bedeutung des Bußsakraments. Deshalb möchte ich im Jahr der Barmherzigkeit die Bedeutung des Bußsakramentes erlĂ€utern bzw. das vergessene Sakrament in die Erinnerung bringen. Auch heute laden Menschen große Schuld auf sich, so dass eine Neuausrichtung auf Christus hin notwendig ist. Umkehr ist die TĂŒr, durch die der Mensch in die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott tritt. Es geht dabei nicht um ein „abgegriffenes VerstĂ€ndnis“ von Umkehr, sondern um eine Umkehr, die im Herzen beginnt und das ganze Leben auf Gott hin ausrichtet. Bekehrung bedeutet, das alte Leben hinter sich zu lassen und sich entschieden dem Herrn zuzuwenden.

Der Kirche kommt die Aufgabe zu, die Barmherzigkeit Gottes, die sich besonders in der SĂŒndenvergebung zeigt, den Menschen zugĂ€nglich zu machen und Abhilfe zu schaffen. Daher besteht nach Papst Franziskus ein innerer Zusammenhang zwischen der Barmherzigkeit und dem Sakrament der Beichte, zu deren regelmĂ€ĂŸigen Empfang er die GlĂ€ubigen immer wieder einlĂ€dt. In der Generalaudienz vom 19. Februar 2014 sagte er „dass die Vergebung unserer SĂŒnden nicht etwas ist, das wir uns selbst geben können. Ich kann nicht sagen: Ich vergebe mir die SĂŒnden. Um Vergebung bittet man, bittet man einen anderen, und in der Beichte bitten wir Jesus um Vergebung. Die Vergebung ist nicht Frucht unseres MĂŒhens, sondern sie ist ein Geschenk, sie ist ein Geschenk des Heiligen Geistes, der uns in die Barmherzigkeit und Gnade eintaucht, die unablĂ€ssig vom geöffneten Herzen des gekreuzigten und auferstandenen Christus ausströmt.“

Er fĂŒgte hinzu: „Habt keine Angst vor der Beichte! Wenn man ansteht, um zu beichten, spĂŒrt man all diese Dinge, auch die Scham, aber dann, nach der Beichte, geht man frei heraus, groß, schön, versöhnt, weiß, glĂŒcklich. Das ist das Schöne an der Beichte!“ Gerade in deutschsprachigen LĂ€ndern ist das Bußsakrament in der pastoralen Praxis stark vernachlĂ€ssigt worden und damit auch der Aufruf zur Umkehr und zur Heiligkeit. Man begegnet GlĂ€ubigen mit viel gutem Willen, doch gibt es gerade im Hinblick auf die Beichte viele Hemmschwellen: Vorurteile, ggf. ungute Erfahrungen, ein laxes Gewissen, Angst und Unsicherheit ĂŒber die fehlende Erfahrung mit dem Sakrament.

Viele meinen, nicht zu wissen, was sie beichten sollen. Das liegt vielleicht auch ein wenig daran, dass regelmĂ€ĂŸige Beichtmöglichkeiten nicht mehr ĂŒberall angeboten werden. KĂŒrzlich schrieb Kardinal Meisner: „Der Verlust des Bußsakramentes in der Kirche ist die Wurzel vieler Übel im Leben der Priester und GlĂ€ubigen geworden. Und die sogenannte Krise des Bußsakramentes liegt nicht nur darin begrĂŒndet, dass die Leute nicht mehr zum Beichten kommen, sondern dass wir Priester nicht mehr im Beichtstuhl prĂ€sent sind“. Ist es nicht seltsam, das wir Priester so viel Zeit aufwenden, um an Sitzungen der verschiedenen Gremien teilzunehmen, wĂ€hrend das Bußsakrament immer mehr vernachlĂ€ssigt wird? Priester im Beichtstuhl erinnern an den Vater, der auf die RĂŒckkehr des verlorenen Sohnes hofft. Ein besetzter Beichtstuhl in einer leeren Kirche ist das ergreifendste Symbol fĂŒr die wartende Geduld Gottes.

Das Sakrament der Beichte zu fördern bedeutet, Gottes Barmherzigkeit den Menschen zugĂ€nglich zu machen und den GlĂ€ubigen zu helfen, dem Ruf nach Umkehr und Heiligung nachzukommen. Dies wird nur gelingen, wenn man dies selber vorlebt und hĂ€ufig das Beichtsakrament empfĂ€ngt. Die Hl. Beichte ist wie jedes Sakrament eine Begegnung mit Gott, welcher der eigentlich Handelnde ist. Es ist daher wichtig, den Blick auf die GrĂ¶ĂŸe dieses göttlichen Geschehens zu richten. Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit bietet dazu eine einzigartige Gelegenheit.

Ich möchte Sie zu einer besonderen Erfahrung einladen: beichten Sie doch im Jahr der Barmherzigkeit aufrichtig vor Gott, vor dem Priester, der Christus vertritt, und vor sich selbst. Eine gute Beichte ist eine große Wohltat fĂŒr die Seele. In ihr wendet uns Gott sein Erbarmen zu, vergibt, schenkt inneren Frieden, erweckt in unseren Herzen neues Leben, sein Leben. Mein Rat lautet auch: BegnĂŒgen Sie sich nicht nur mit der Teilnahme an einem Bußgottesdienst. Sie kann eine Hilfe sein zu Besinnung und Gewissenserforschung, aber die SĂŒnde ist etwas Persönliches und bedarf – insbesondere, wenn sie Wichtiges betrifft – des persönlichen Bekenntnisses und der sakramentalen Lossprechung.

Auch dann, wenn vielleicht keine schweren Fehler vorliegen, ist es hilfreich, in regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden – Ostern ist ein guter Anlass – eine ehrliche Aussprache zu suchen und die Lossprechung zu erbitten. In diesem Kontext kann das Vorbild von Papst Franziskus anspornen, der nach einem Bußgottesdienst im Petersdom der erste war, der sich hinkniete und seine SĂŒnden bekannte. Nach langer Zeit wieder einmal zu beichten, kann eine ungeheuer befreiende Erfahrung sein. Erst im Bußsakrament kann man sich ohne Angst seiner eigenen SchwĂ€che, seinen Fehlern stellen und echte Befreiung erfahren, den Beistand des lebendigen Gottes zu einem neuen Anfang. Das lohnt sich, denn „der Herr ist barmherzig und gnĂ€dig, langmĂŒtig und reich an GĂŒte“ (Ps 103, 8). Seine Liebe macht lebendig.

So wĂŒnsche ich uns allen eine gesegnete Fastenzeit, die fĂŒr eine bewusste Mitfeiern der Auferstehung des Herrn bereit macht.

Textquelle: Christliches Forum

Foto: Beichtstuhl, St. Leonhard in Leonberg – Bildquelle: Kathnews

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