Der Abglanz des Vaters kam zu uns
Evangelium  Mt 3, 13-17
Als Jesus getauft war, sah er den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen
+ Aus dem heiligen Evangelium nach MatthÀus
In jener Zeit 13kam Jesus von GalilĂ€a an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. 14Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich mĂŒsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir? 15Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfĂŒllen. Da gab Johannes nach. 16Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. 17Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.
Homilie des heiligen Gregors des WundertÀters
Nicht kann ich in deiner Gegenwart schweigen. Denn ich bin eine Stimme, und zwar die Stimme, die ruft in der WĂŒste: Bereitet den Weg des Herrn.
Ich mĂŒĂte von dir getauft werden, und du kommst zu mir? Ich löste bei meiner Geburt die Unfruchtbarkeit der Mutter, die mich geboren hat, und als Stummer stellte ich die Stummheit meines Vater wieder her, indem ich als Kind von dir die Gnade des Wunders erhielt. Du aber, geboren aus der Jungfrau Maria, wie du gewollt hast und wie nur du es wuĂtest, hast ihre JungfrĂ€ulichkeit nicht aufgehoben, sondern bewahrt und sie Mutter genannt. Weder stand ihre JungfrĂ€ulichkeit deiner Geburt im Wege, noch hat deine Geburt ihre JungfrĂ€ulichkeit verletzt. Doch WidersprĂŒchliches – deine Geburt und ihre JungfrĂ€ulichkeit â treffen zusammen in dem einen Bund. Das ist nĂ€mlich fĂŒr dich, den Schöpfer der Natur, ganz einfach und leicht.
Ich bin lediglich ein Mensch, der teilhat an der göttlichen Gnade, doch du bis Gott und Mensch zugleich. Denn du bist gĂŒtig und fĂŒr die Menschheit in hohem MaĂe liebenswĂŒrdig. Ich mĂŒsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir? Du, der von Anfang an warst und bei Gott warst und Gott selber warst; du, der der Glanz des göttlichen Herrlichkeit bist; du, der das vollkommende Bild des vollkommenen Vaters bist; du, der das wahre Licht bist, das jeden Menschen erleuchtet, kamst in diese Welt; du, der, als er in der Welt war, gekommen bist, wo du warst; du, der Fleisch geworden ist, aber nicht in Fleisch umgestaltet worden bist; du, der unter uns gewohnt hast und fĂŒr deine Knechte in der Gestalt eines Knechtes sichtbar gewesen bist; du, der Erde und Himmel durch deinen heiligen Namen gewissermaĂen gleichwie durch eine BrĂŒcke verbunden hast: du kommst zu mir?
Du, der so groĂ ist, kommst zu einem solchen? Der König zum VorlĂ€ufer? Der Herr zum Knecht? So sehr du dich auch nicht geschĂ€mt hast, in einfachen menschlichen VerhĂ€ltnissen geboren zu werden, ich kann dennoch die Grenzen der Natur nicht ĂŒberschreiten. Ich weiĂ, wie groĂ der Abstand zwischen Erde und Schöpfer ist. Ich weiĂ, wie groĂ der Unterschied zwischen dem Schmutz der Erde und dem Schöpfer ist. Ich weiĂ, wieviel deine Sonne der Gerechtigkeit mich ĂŒberragt, der ich die Leuchte deiner Gnade bin. Und auch wenn du mit der HĂŒlle deines Leibes bekleidet bist, erkenne ich gleichwohl deine Herrschaft. Ich bekenne meinen Status als Knecht, ich preise deine GröĂe und Hoheit. Ich erkenne die Vollkommenheit deiner Herrschaft, ich sehe meine Nutz- und Wertlosigkeit. Ich bin nicht wĂŒrdig, die Riemen deiner Sandalen zu lösen.
Und wie soll ich es wagen, dein makelloses Haupt zu berĂŒhren? Wie soll ich meine rechte Hand ĂŒber dir ausstrecken, der du den Himmel gleich einem Fell ausgespannt und die Erde auf Wasser gegrĂŒndet hast? Wie soll ich meine knechtischen Finger ĂŒber deinem Haupt ausbreiten? Wie soll ich den, der makellos und keiner SĂŒnder unterworfen ist, mit Wasser taufen? Wie soll ich das Licht selber zum Leuchten bringen? Wie soll ich ĂŒber dir ein Gebet aussprechen, der du sogar die Gebete derer annimmt, die dich nicht kennen?
Foto: Kind in der Krippe – Bildquelle: C. Steindorf, kathnews