Den Glauben in die Welt hinaustragen: Das Fronleichnamsfest

Im Mittelpunkt des Festtages steht die wirkliche Gegenwart Christi mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele unter den sakramentalen Gestalten.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 3. Juni 2015 um 17:45 Uhr
Christus mit der Eucharistie

Von Martin F. Peters:

Am 4. Juni feiert die Kirche das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, auch Fronleichnam genannt. Es ist ein Fest, dass früher wie heute fasziniert. So steht im Mittelpunkt der Fronleichnams – Liturgie die Feier der Realpräsenz Jesu Christi in Wein und Brot. Mit besonderen Prozessionen wird das Hochfest auch außerhalb des Gotteshauses gefeiert. Schon die Bezeichnung Fronleichnam mag befremdlich klingen. Der Begriff leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen ab und bedeutet „des Herren Leib“. Hinter diesem Fest stecken aber auch noch weitere besondere geschichtliche und theologische Begebenheiten. Somit lädt die Beschäftigung mit Fronleichnam auch zur Vertiefung des eigenen Glaubens ein.

Eine besondere Form der Frömmigkeit

Ab dem 12. Jahrhundert wurde die Verehrung des Altarsakramentes immer populärer. Jesus Christus ist gemäß katholischer Lehre in den eucharistischen Gestalten präsent und machte diese somit verehrungswürdig. Das mittelalterliche Schauverlangen führte beispielsweise zur Erhebung der Hostie während der Wandlung, war aber auch ein Anstoß für weitere Formen der eucharistischen Verehrung. Im Jahre 1246 wurde ein erstes Fest zur Verehrung des Altarsakraments im Bistum Lüttich eingeführt. Ein Grund für die Einführung waren die Visionen der Augustinernonne Juliana von Lüttich. Im Jahre 1264 erlangte das regionale Fest eine universale Bedeutung, als es Papst Urban IV. mit der Einführungsbulle „Transiturus de hoc mundo“ (dt.: Als er die Welt verlassen wollte“) in die gesamtkirchliche Liturgie einführte. Das Fest sollte aber nicht nur zur Verehrung des Leibes, sondern auch des Blutes Christi gefeiert werden. In Köln fand die erste bezeugte Fronleichnamsprozession im Jahre 1274 statt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Liturgie immer reicher ausgestaltet.

Realpräsenz – das gefeierte Mysterium

Am Hochfest des Leibes und Blutes Christi werden die eucharistischen Gestalten in einem besonderen Maße verehrt. Doch was macht diese Gestalten verehrungswürdig? Im Empfang der Eucharistie verbindet sich der Gläubige mit Jesus Christus. Ausgehend vom 6. Kapitel des Johannesevangeliums ist Jesus Christus also im vom Priester gewandelten Brot und Wein gegenwärtig. So heißt es beispielsweise in Joh 6, 41: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ Eine weitere Stelle, nämlich Joh 6,35, macht die Bedeutung dieses Brotes deutlich: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ Damit Jesus Christus in Brot und Wein gegenwärtig wird, muss im Zuge einer heiligen Messe eine Wandlung vollzogen werden. Der Priester wandelt mit den Einsetzungsworten Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Die dauerhafte Wandlung wird auch als Transsubstantiation oder Wesensverwandlung bezeichnet. Die Substanz von Brot und Wein verwandelt sich in die Substanz des Leibes und Blutes Christi. Die Akzidenzien, also die von den menschlichen Sinnen wahrnehmbaren Eigenschaften des Weines und Brotes, wie zum Beispiel Geschmack oder Geruch, bleiben unverändert. Das Altarsakrament ist also eine Möglichkeit, Gott näherzukommen und sich mit ihm zu verbinden. Gott ist somit in unserer Welt präsent und für den Gläubigen anschaulich geworden.

Reiche liturgische Ausgestaltung

In weiten Teilen Deutschlands ist es Brauch, mit dem Altarsakrament in einer Prozession durch den Ort zu ziehen. Im Zuge der Prozession werden an bis zu vier Außenaltären Texte der Evangelien vorgetragen. Die Hostie wird dazu in einem Schaugefäß, der Monstranz, verwahrt und vom Priester getragen. Ein kunstvoll verzierter Stoffbaldachin kann die Monstranz während des Prozessionszuges überdachen. Die Prozession wird von Ministranten mit Vortragekreuz, Weihrauchfässern, Leuchtern und Schellen begleitet. Zudem werden die Außenaltäre meist feierlich mit einem Blumenteppich geschmückt. Am Ende der Liturgie wird der Hymnus „Tantum ergo“ gesungen und der sakramentale Segen gespendet.

Umkehr und Zeugnis des Glaubens

Der katholische Glaube ist geprägt von Wegen der Umkehr und der Erneuerung. Diese Umkehr ist nur möglich, weil wir an Jesus Christus und seine Präsenz in dieser Welt glauben. Auch die Prozession ist ein Umkehrweg, der durch das Zeigen der Eucharistie begreifbar wird. Der verstorbene Aachener Bischof Klaus Hemmerle brachte in der Fronleichnams – Predigt von 1982 diese Tatsache auf den Begriff. Fronleichnam ist mit der Umkehr verbunden.

Normalerweise kehrt jeder Gottesdienstbesucher nach der Messe nach Hause zurĂĽck. Dies ist an Fronleichnam nicht der Fall. Die Menschen begeben sich nach der Messe auf einen gemeinsamen Weg. Sie kehren zueinander um und wenden sich gegenseitig im Glauben zu. Da sie nach dem Gottesdienst nicht einfach dem gewohnten Lauf der Dinge folgen, sondern sich aktiv einander zuwenden, kehren sie gemeinsam um. Das ist die Gemeinschaft des Glaubens, die verbunden ist durch den Leib Christi, präsent als Hostie in der vom Priester getragenen Monstranz. Wir kehren gemeinsam zu Jesus Christus um und nehmen ihn sichtbar in unsere Mitte. „Er soll in uns aufstrahlen. Anders kann die Welt ihn nicht sehen. Die Welt kennt ihn nicht. Die Welt weiĂź nichts von ihm, wenn sie keine Erfahrungen mit uns macht, Erfahrungen mit ihm in unserer Mitte. Wenn wir nicht so miteinander im Leben, wir nicht so miteinander in der Gesellschaft […], wenn wir nicht so miteinander in unserem Handeln […] eins sind, dass er als die verbindende Mitte ins uns aufstrahlt, dann ist [er] in einer nachchristlichen und säkularisierten Gesellschaft […] nicht mehr da. Wir schulden der Welt seine Gegenwart! Er [ist ]sichtbar in unserer Mitte.“  Somit ist die Prozession ein Zeugnis des Glaubens. Auch fĂĽr die AuĂźenstehenden wird der Leib Christi sichtbar, der sich nicht nur im Altarsakrament zeigt, sondern auch in der Gemeinschaft der Gläubigen. Dies ist vor allem heutzutage wichtig. Der Glaube an Jesus Christus ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Es braucht Menschen, die diesen Glauben vorleben und in die Welt hinaustragen. Das Fronleichnamsfest ist die passende Gelegenheit dazu.

Foto: Christus mit der heiligen Eucharistie – Bildquelle: The Yorck Project / Wikipedia

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