Den ersten Schritt macht Gott

Eine Buchbesprechung von Nico Sucker.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 2. April 2024 um 18:05 Uhr

“Man kommt damit nie an ein Ende“, lesen wir auf Seite 53 auf die Frage, ob er dann endlich am Ziel seiner Berufung zu sein scheint? “Und es kann sogar sein, dass man sich plötzlich als gescheitert erfährt, dass Gottes Urteil darĂĽber aber ganz anders ausfällt.“ so antwortete er weiter, von dem wir wissen, dass sein Name Stefan Oster ist, Bischof von Passau.

Eigentlich wollte ich meine Rezension über dieses Buch “Den ersten Schritt macht Gott” ganz anders anfangen. Denn es war eine sehr lange, zuweilen aber auch eine sehr mühsame Reise. Wir reden hier nicht über die Bibel, oder darüber, wer denn tatsächlich ihr Urheber ist, Gott selbst, oder ein Mensch. Wir reden über die Erfahrung, wie Gott sich eben in unserem alltäglichen Leben zeigt. Ja, manchmal weniger als mehr, so ist doch unsere Beziehung mit Gott oft ein Auf und Ab. Aber wer macht denn nun den ersten Schritt? Wer geht auf wen zu? Und vor allem, um wen geht es da überhaupt?

Was ist Berufung?

In diesem Buch “Den ersten Schritt macht Gott”, dass eine Ansammlung verschiedener Gespräche zwischen Stefan Oster, dem Bischof von Passau und Rudolf Gehrig ist, dem Chefkorrespondenten bei CNA Deutsch und TV-Moderator bei EWTN, geht es also um Berufung. Zuerst müssen wir klären, was Berufung eigentlich ist. Berufung ist mehr als Sendung, Annahme und gleichzeitig Jüngerschaft, Missionsarbeit. Berufung ist Beziehung.

“Wir Menschen sind nämlich gerade in unseren Beziehungen grundsätzlich gefährliche Wesen“, sagt der Bischof, „weil wir in unserer Liebesfähigkeit gebrochen sind. Und doch ist Liebe das Wichtigste auf der Welt, das Wichtigste, wovon wir leben” (Seite 69). Die Liebe also, etwas ganz zerbrechliches, und wir als die Gefährlichsten, sind die Macher, diejenigen, die ĂĽber die Liebe quasi entscheiden. Sie und ich, wir halten etwas in uns, das uns gegeben ist, dass sich das Leben von Grund auf verändern kann, und gleichzeitig können wir damit zerstören. Paradox! Aber damit die Liebe heilsam ist, brauchen wir jemanden an unserer Seite, der uns hilft, das Ganze in den richtigen Bahnen zu legen. “Daher wird vielleicht noch einmal deutlich, wie sehr wir Jesus und seinen Geist brauchen – denn erst in IHM finden wir zu wirklich heilen und reifen Beziehungen.”

Das zeigt sich in den verschiedensten Situationen unseres Lebens, denn ohne die Liebe, ohne den, der aus Liebe gestorben und die Liebe selbst ist, könnten wir gar nicht handeln, überhaupt nicht leben. Und hier beginnt das Paradoxe: Wo die Liebe scheinbar zerstörerisch scheint, dass manche Menschen meinen, aus Liebe andere für einen Gott zu töten. Andere zu mobben. Dort wo das Leben lebensunfähig wird, liebesunfähig scheint, da fehlt Gott. Aber dieser Gott geht aus Liebe an das Kreuz, wird verwundbar, macht deutlich, macht sichtbar, dass Liebe etwas ganz kostbares ist. Liebe ist konkret! Liebe ist eben mehr als ein Gefühl oder ein schöner Moment, den wir auf einem Bild festhalten mögen, denn Liebe ist Intimität!

Beziehung zwischen Gott und Mensch

Zu Beginn haben wir drei Fragen gestellt. Die erste Frage ist, wer den ersten Schritt macht? Bewusst möchte ich schreiben, dass es beide sind, Mensch und Gott. Das macht eine Beziehung aus. Beide gehen zusammen, vielleicht auch manchmal mit etwas Abstand, wie bei einem Streit, oder wenn beide unterschiedlich schlafen gehen. Letztlich gehen aber beide ihren Weg und bleiben gemeinsam auf dem Weg. Die Beziehung mit und zu Gott ist da gar nicht anders. Wichtig bleibt aber, dass wir auf dem Weg bleiben. Bleiben wir stehen, können wir uns aus den Augen verlieren. Beziehung heißt miteinander gehen! Das führt uns zur zweiten Frage, wer auf wen zugeht? Hierfür bleibt die Antwort jedem ganz persönlich überlassen, denn Berufung können wir nicht machen, den Sinn des Lebens, die Erfüllung dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren. Wir sind in Beziehung, wir sind gemeinsam unterwegs. Unterwegs sein ist aufbauen. Wir lernen miteinander und voneinander. Vielleicht lesen wir einmal die Berufung der Apostel. Ganz interessant, wie ihre Beinamen sind, zum Beispiel die Donnersöhne, der Zöllner oder der Verräter.

Als Christen müssen wir immer unterwegs sein, gehen, aufbrechen, damit wir den Herrn in diese Welt tragen, den Menschen bezeugen, dass diese Liebe ganz konkret ist. Gott ist Liebe. Nicht weniger! Das bringt uns nun zur dritten Frage, um wen es überhaupt geht? Das er-klärt den Titel. “Den ersten Schritt macht” Es geht um Gott. Berufung ist also immer eine Beziehung haben wir herausgefunden, dann geht es um das Intimste in unserem Herzen. Also um den, der für uns in die Tiefen und die Dunkelheit des Todes gestiegen ist, um die Liebe Gottes als Licht hinein zu tragen, um dann das Leben lebensfähig zu machen, dass der Tod nicht das Ende ist. Berufung ist ein lebenslanger Weg, eine tägliche Entscheidung, ein Ringen, dass es sich lohnt, in eine Liebesbeziehung zu investieren, und zwar mit Leib und Seele. Auch dann, wenn es uns eben schwer fällt, wir am liebsten etwas vor uns herschieben möchten. Vielleicht lässt du dich einmal auf diese Liebesbeziehung mit Gott ein, gehst ein Stück des Weges mit ihm mit, so wie er immer an deiner Seite ist, sich in den Sakramenten der Kirche dir zeigt, in den Begegnungen auf der Straße, in deiner Familie oder auf der Arbeit (auch bei einem anstrengenden Tag). Um mit den Worten des Bischofs zu enden: “Vielleicht kannst du schon bald diese Arbeiten immer wieder beherzt angehen und sagen: Herr, ich tu es für dich.” (Seite 174).

HERDER Verlag
Printausgabe: EUR 16,99
eBook: EUR 11,99
176 Seiten
ISBN: 978-3-451-39122-4

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