Das wahre Konzil der Väter gegen das falsche “Konzil der Medien”
Einführung von Gero P. Weishaupt:
Am 14. Februar 2013 hielt Papst Benedikt XVI. vor dem Klerus von Rom eine denkwürdige Rede im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Wegen der nicht zu unterschätzenden Folge dieses vom wahern Konzils abweichenden „Konzils der Medien“ für die nachkonziliare Kirchenkrise veröffentlichet Kathnews den entsprechenden Auszug aus der Rede in einer nicht amtlichen Übersetzung noch einmal.
Diese Rede liest sich wie ein Epilog auf die geschichtsträchtige Rede vom 22. Dezember 2005 an die Römische Kurie, in der der Papst der falschen Konzilshermeneutik der Diskontinuität einer “Reform in Kontinuität” entgegenstellt hatte und die wohl mit zu den bedeutendsten Reden im Pontifikat Benedikts XVI. gehört, die vielen die Augen über das Konzil geöffnet und geholfen hat, das Konzil anzunehmen als in der 2000-jährigen Tradition der Kirche stehend.
In diesem Zusammenhang sei erneut auf die Kathnews-Reihe „Ausgwählte Texte des Zweiten Vatikanischen Konils“ (siehe oben den Link „Vatikanum II“. hingewiesen. Hier werden seit dem 50. Jahrestag der Eröffnung des Konzils wöchentlich Konzilstexte veröffentlicht und in sie mit einer kurzen Einleitung eingeführt. Wer das Konzil verstehen und über es kompetent reden will, muss seine Texte kennen. Das setzt die Lektüre des Konzils voraus. Nur vom Text erschließt sich bekanntlich der „Geist des Konzils“, der vom Buchstaben nicht getrennt werden kann.
Papst Benedikt XVI. erklärte den Klerikern von Rom:
Konzil des Glaubens und Konzil außerhalb des Glaubens
“Es gab das Konzil der Väter – das wahre Konzil – aber es gab auch das Konzil der Medien. Das war fast ein Konzil an und für sich selbst, und die Welt nahm das Konzil durch dieses Konzil der Medien wahr. So war das Konzil, das unmittelbar und wirkungsvoll zu den Menschen durchkam, das der Medien und nicht das der Väter. Und während dessen entfaltete sich das Konzil der Väter innerhalb des Glaubens, als ein Konzil des Glaubens, das nach Einsicht suchte und das die Zeichen Gottes für diese Zeit sehen und verstehen wollte, das den Herausforderungen Gottes für diese Zeit gerecht werden wollte, um die Worte für heute und morgen zu finden. Und während sich so das ganze Konzil, wie ich schon sagte, innerhalb des Glaubens bewegte, gleichsam als fides quaerens intellectum, fand das Konzil der Journalisten natürlich nicht in der Welt des Glaubens statt, sondern in den Kategorien der heutigen Medien, also außerhalb des Glaubens und mit einer anderen Hermeneutik. Das war die Hermeneutik des Meinungskampfes.
Machtkampf
Die Medien sahen das Konzil als einen politischen Kampf, als einen Machtkampf zwischen verschiedenen Strömungen innerhalb der Kirche. Es war offensichtlich, daß die Medien jeweils die Seite unterstützen würde, die am besten in ihr Weltbild passte. Da gab es solche, die eine Dezentralisierung der Kirche wollten, mehr Macht für die Bischöfe, und dann, unter der Rede vom „Volk Gottes“,Macht für ds Volk, für die Laien. Das war ein dreifaches Thema: Die Macht des Papstes, dann übertragen auf die Macht der Bischöfe, und dann die Macht aller … Volkssouveränität. Natürlich sahen sie darin ein Element, das sie billigten, das sie verbreiteten, das sie unterstützten.
Krise der Liturgie nach dem Konzil
So war das auch hinsichtlich der Liturgie: Sie hatten kein Interesse an der Liturgie als Akt des Glaubens, sonderm sie (sahen sie) als etwas, das verständlich gemacht, einer Gemeindeaktivität angeglichen, zu etwas Profanem werden müsse. Und wir wissen, daß es einen Trend gab – der auch seine historischen Grundlagen hatte – der behauptete: „Heiligkeit ist etwas heidnisches, bestenfalls aus dem Alten Testament. Das einzige, worauf es im Neuen Testament ankommt, ist, daß Christus außerhalb gestorben ist, außerhalb der Mauern, in der säkularen Welt.“ Heiligkeit wurde schließlich selbst im Gottesdienst zu etwas Profanem: Gottesdienst ist nicht Gottes-Dienst, sondern eine Tätigkeit, die Menschen zueinander bringt, gemeindliche Teilhabe und somit Teilhabe als Aktion. Und diese Übertragung, diese Trivialisierung der Idee des Konzils, wirkte sich auch stark in der Implementierung der Liturgiereform aus, die aus einer Sicht des Konzils außerhalb dessen eigener Schlüsselbegriffe des Glaubens hervorging. Und genauso ging es auch mit Bezug auf die Heilige Schrift: Die Bibel ist ein Buch, historisch, das historisch zu behandeln ist – und sonst gar nichts; und so weiter.
Leere Seminare und Klöster
Und wir wissen, daß dieses Konzil der Medien allen offen stand. So brachte dieses (virtuelle) Konzil in seiner Dominanz und Effektivität in der Realität viele Schwierigkeiten hervor, so viele Probleme, so viel Elend. Die Seminare machten zu, Klöster lösten sich auf, die Liturgie wurde trivialisiert. Das wahre Konzil hatte demgegenüber zu kämpfen, um wahrgenommen zu werden und zu wirken: Das virtuelle Konzil war stärker als das reale Konzil. Aber die Stärke des realen Konzils war doch vorhanden, langsam kommt sie zum Vorschein und wird zur realen Kraft, die zu einer wahren Reform und einer wahren Erneuerung der Kirche führt.
50 Jahre danach: Das wahre Konzil tritt zum Vorschein
Mir scheint, daß wir jetzt 50 Jahre nach dem Konzil erleben, wie dieses virtuelle Konzil zerbricht und untergeht, während das wahre Konzil mit seiner ganzen spirituellen Kraft zum Vorschein kommt. Und es ist unsere Aufgabe, in diesem Jahr des Glaubens, mit diesem Jahr des Glaubens beginnend, daran zu arbeiten, daß das wahre Konzil in der Kraft des Heiligen Geistes verwirklicht und die Kirche wahrhaft erneuert wird. Wir hoffen, der Herr wird uns beistehen.”
Bildquelle: Tourvindus, CC bei Flickr