„Das süße Gift des Relativismus”
Liebe Hörerinnen und Hörer, heute hätte ich Ihnen eigentlich gleich mehrere Wochenkommentare anzubieten. Denn: Die Themenlage ich so bunt. Über die Qual der Wahl für überzeugte Christen in genau vier Wochen könnten wir reden – und feststellen, dass es recht schwierig geworden ist, hier richtig zu entscheiden. Das „C“ im Parteinamen garantiert längst nicht mehr ein christliches Profil. Aber ich wette, zu diesem Thema haben wir noch viele Gelegenheiten. Klar, ich könnte auch noch einmal deutlich hinweisen auf den Marsch für das Leben, zu dem wir uns genau heute in vier Wochen in Berlin treffen werden, also einen Tag vor der Bundestagswahl, um ein beeindruckendes Zeugnis aller Generationen für das Leben zu geben. Ich freue mich schon, möglichst viele von Ihnen mittags vor dem Kanzleramt begrüßen zu können. Am 21. September!
Aufgreifen will ich aber etwas anderes, wozu mich das Vatican-Magazin gebracht hat. Dort bin ich in einem Beitrag der Frage nachgegangen, wie sehr uns die Diktatur des Relativismus allenthalben schon im Griff haben will. Wer aufmerksam ist, wird deren Spuren überall entdecken können. Ich lade Sie also ein, mit mir auf eine konkrete Spurensuche zu gehen. Unter dem Titel: Feigheit fressen Freiheit auf. Das süße Gift des Relativismus ist tiefer eingedrungen als vermutet. Wer genau hinschaut, muss erkennen: Es herrschen perfide Wahrheitsphobie und Intoleranz im Namen einer entleerten Aufklärung und einer missbrauchten Gleichberechtigung. Auch Christen sind vom mentalen Anti-Immun-Virus infiziert. Und im Ergebnis haben wir eine perfide moderne Christenverfolgung und die Zerstörung des christlichen Menschenbildes.
„Diktatur: Angst vor der Wahrheit”
Ach ja: Woran erkennt man eine Diktatur? Da gibt es viele Hinweise. Und eigentlich ist es ziemlich einfach. Denn in Diktaturen herrschen Angst vor der Wahrheit, Angst vor der Freiheit, Angst vor Toleranz, Angst vor Respekt, Angst vor der Menschenwürde, Angst vor Ehrlichkeit, Angst vor Diskussionen, Angst vor Meinungs- und Redefreiheit. Weil Unfreiheit, Unsicherheit, Komplexbeladenheit und tief sitzende Selbstzweifel subcutan vorherrschen, müssen sie geradezu zwanghaft verborgen und geleugnet werden. Der Schutz für diese Neurose, die letztlich eine Phobie vor dem Menschen und seiner Berufung zu Freiheit und Verantwortung ist, besteht in der Aggression gegen alles, was eben mit Freiheit, Verantwortung und – sprechen wir es mutig und gelassen aus – mit Schöpfungsordnung zu tun hat. Diktaturen sind also letztlich angstbesessene Angstmacher. Ob Benedikt XVI. genau das gemeint hat, als er vor und während seines Pontifikats von der Diktatur des Relativismus sprach und vor ihren Auswirkungen warnte? Ob er bereits ahnte, dass selbst die Ökumene zwischen Katholiken und Evangelischen schon bald Opfer dieser Diktatur werden könne?
„Die Ökumene scheint schwieriger zu werden”
Denn sicher ist: Die Sache mit der Ökumene scheint schwieriger zu werden. Während sich manche auf das Gedenken der Spaltung vorbereiten, einige gar davon träumen, daraus ein Jubiläum zu machen, werden wichtige Wegstrecken dorthin offenbar sehenden Auges kräftig verbaut. Die so genannte Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche zu Fragen der Ehe – oder sollte man sagen: das Desorientierungspapier – ist ein betrüblicher Beweis für einen höchst bedenklichen Zustand bestimmter Teilchristentümer in der Mitte Europas. Was da als neues Familienbild verkündet wurde, ist der Abschied von der Schöpfungsordnung, von Jesus Christus, von der Schrift und letztlich von einer ernstzunehmenden Ökumene, in der sich verschiedene Konfessionen eigentlich darum zu bemühen haben, in Treue zur Wahrheit des Gottessohnes diesem immer näher zu kommen – und somit einander. Die im „Familienpapier“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vollzogene Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften mit der richtigen Ehe von einem Mann mit einer Frau ist eine skandalöse Verbeugung vor einer kleinen, aber offenbar angsteinflößenden Gruppe von Menschen, die eine bestimmte sexuelle Neigung zum Alleindeutungsmerkmal ihrer selbst intolerant und unter Zerstörung klarer Denkstrukturen einfordern. Und die jeden diskriminierend der Intoleranz oder Diskriminierung bezichtigen, der sich noch wagt, hier Kritik zu üben.
Schöpfungsplan: Ehe zwischen Mann und Frau
Eine Verbeugung vor dem Gottessohn Jesus Christus, der eindeutig und konsequent auf den Schöpfungsplan des Vaters hinwies, als er die unauflösliche Ehe zwischen Mann und Frau verbindlich erklärte, ist das „Familienpapier“ der EKD wahrlich nicht. Eher schon ein despektierlicher Fußtritt. Es gibt – leider bis in die Kirchen hinein – inzwischen viel Verleugnung, Verleumdung, Aggression, Einschüchterung gegen Toleranz, Anstand, Freiheit und Achtung. Und all das hat auch mit der Psychologie des antireligiösen Affektes zu tun, der gleichsam das Schmieröl für die Diktatur des Relativismus ist. Und mit einem gekränkten Narzissmus des modernen Menschen und seinem allzu brüchigen Selbstwertgefühl der Gottlosigkeit. Offenbar fühlen sich solche Menschen regelrecht bedroht von Menschen, die sich darum bemühen, aus ihrem Glauben heraus zu leben und andere zu tolerieren. Also Vorsicht, liebe Hörerinnen und Hörer: Sie und ich sind für manche im Grunde genommen schwache und ängstliche Menschen eine Bedrohung, weil wir an Gott glauben und versuchen, uns nach ihm auszurichten, Seine Wahrheit in die Welt zu tragen. Es gibt tatsächlich viel irrationale Aggression gegen Religion und vor allem Menschen, die anderen, schwachen Gestalten offenbar schon ein Dorn im Auge sind, wenn sie aus ihrem Glauben heraus eine gewisse Verlässlichkeit und Stabilität wie auch ein verankertes Selbstwertgefühl zu zeigen in der Lage sind. Neid auf religiös gefestigte Menschen? Geradezu pubertierende Eifersucht auf jene, die zu zeigen bereit sind, dass ein Leben aus dem Glauben möglich ist? Dass Vertrauen auf und in Gott wirklich lebbar ist?
„Es gibt die Kains auch heute noch”
Kain hat genau deshalb Abel erschlagen. Die Wirklichkeit, die wir erleben, ist uralt und seit Urzeiten wahr. Und es gibt diese Kains auch heute noch. Und sie finden Mitläufer. Überall. Auch in den Kirchen. Leider. Entstanden ist ein System der Angst – vor Klarheit und Wahrheit in dem vorpubertärem Empfinden, auf jeden Fall politisch korrekt sein zu müssen – was immer das auch sei. Wer sich mutig kritisch äußert, läuft sofort Gefahr, in der Diktatur der Verwirrung und geistigen Entwurzelung in eine Ecke gedrängt zu werden. Diskriminierung, Intoleranz, Rufmord. Das sind die Mittel dieser wie jeder echten Diktatur. Dazu gehört auch die tatsächliche Zerstörung der Ehe als Ehe – durch Entwertung, weil man nicht Vergleichbares vergleicht und somit einzigartig Kostbares beschädigt. Da ist es dann nur noch folgerichtig, dass alles, aber auch wirklich alles dieser altneuen Ideologie und Diktatur geopfert wird und sich selbst Kirchenleute nicht mehr trauen, etwa in der Frage des Adoptionsrechtes gleichgeschlechtlicher Paare einmal nach dem Kindeswohl zu fragen. Denn dieses braucht, das wissen wir nicht erst seit den leider allzu berechtigten Warnungen von Christa Meves, Vater und Mutter. Am besten Originalvater und Originalmutter in einer Original- und Erstfamilie! Und die Kritiker? Sie werden kräftig verleumdet, man nimmt ihnen Lehraufträge unter dem Hinweis auf angebliche Empörungsdebatten, die man freilich selbst inszeniert unter Studenten, unterstellt ihnen Homophobie, die dann auch jeder vorsichtshalber einmal glaubt, um nicht selbst ins Kreuzfeuer zu geraten.
Die Klarheit der Offenbarung Gottes
Also noch einmal: Es passiert all das, was eine Diktatur beherrscht: Rufmord, Verleumdung, Unterstellungen, Fälschungen und Hass. Diejenigen, die selbst als Wahrheitsphobe eine geradezu panische Angst vor allem haben, das mit Gott und der von ihm geoffenbarten Klarheit zu hat, können nicht anders, als mit Lug und Trug zu hantieren. Sämtliche Instrumente, die der Satan da bereithält, scheinen willkommen. Da hilft dann wenn überhaupt nur mittelfristig die christliche Erkenntnis, dass der Diabolos auch aus tausend Lügen keine Wahrheit zimmern kann. Was, wenn allzu viele von den Mitläufern und Angsthasen der Diktatur des Relativismus bereitwillig rückgradlos glauben, was ihnen da geschickt und angstmachend diktiert wird!? Aber: Aus der Geschichte wissen wir, dass Diktaturen irgendwann zusammenbrechen. Angst ist niemals stabil. Der Geist will letztlich Freiheit und sehnt sich nach Wahrheit.
„Christen sind Apostel der Wahrheit”
Christen sind berufen, freiheitsliebende Apostel der Wahrheit zu sein. Unterschiede zu erkennen und zu benennen, ist keine Diskriminierung. Aber gelebte Toleranz! Angstfrei. In Respekt. Die Diktatur des Relativismus, der manche dünnen „Familienpapiere“ ergebendst dienen, ist nichts Christliches. Die mutige Liebe zu Christus und seiner Botschaft und dem in Freiheit verankerten christlichen Menschenbild hingegen sehr wohl. Denn christlich ist nicht, Freiheit von der Feigheit auffressen zu lassen. Christlich ist: Freiheit frisst Feigheit. Komplett. Es gilt, was schon früher galt: Et si omnes, ego non. Und wenn es alle machen – ich nicht! Gut, dass es Radio Horeb und das katholische Fernsehen K-TV gibt! Wir helfen gerne bei der Orientierung, auf die Diktatur nicht hereinzufallen und stark zu werden gegen Lug und Trug. In diesem Sinne: Eine gesegnete, eine starke Zeit!
Foto: Martin Lohmann – Foto: HL – LohmannMedia