Das Pfingstgeheimnis erfüllt sich in uns

Homilie des heiligen Augustinus zum Evangelium des Pfingstsonntages (Lesejahr A). Text: Sermo 271: PL 38, 1245-1246. Ãœbersetzung: Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 3. Juni 2017 um 17:00 Uhr

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (Jo 20, 19-23)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

19 Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.

 

22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!

23 Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Homilie des Heiligen Augustinus

Ein schöner Tage leuchtet uns, Brüder und Schwestern. Heute strahlt die Kirche in den Gesichtern der Gläubigen, sie glüht in ihren Herzen. Denn wir feiern den Tag, an dem der Herr Jesus Christus nach seiner Auferstehung und Verherrlichung durch seine Himmelfahrt den Heiligen Geist gesandt hat. So steht es nämlich im Evangelium: Wenn jemand Durst hat, komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, aus ihm fließen Ströme ewigen Wassers.  Danach erläutet der Evangelist: Das aber sagte er über den Heiligen Geist, den die bald empfangen sollten, die bereit waren, an ihn zu glauben. Der Heilige Geist war ja noch nicht gegeben worden, wie Jesus noch nicht verherrlicht worden war. Es sollte also noch mit Vollendung der Verherrlichung Jesus durch seine Auferstehung von den Toten und seine Himmelfahrt der Heilige Geist geschenkt werden, der von ihm, von dem er verheißen worden war, gesandt worden ist. Und so ist es dann auch gesehen.

Vierzig Tage weilte der Herr nach seiner Auferstehung bei seinen Jüngern. Danach stieg er in den Himmel hinauf und am fünfzigsten Tag, den wir heute feiern, sandte er den Heiligen Geist, wie geschrieben steht: Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. Jener Sturm reinigte die Herzen von der fleischlichen Spreu. Jenes Feuer verzehrte das Heu der alten Begierde.

Jene Zungen, mit denen sie erfüllt vom Heiligen Geist sprachen, bezeichnete im Voraus durch die Sprachen aller Völker die zukünftige Kirche. Wie nämlich nach der Sintflut hochmütige Gottlosigkeit einen hohen Turm gegen den Herrn aufbaute, weil durch verschiedene Sprachen die Menschheit geteilt wurde, so dass jedes Volk sich in einer eigenen Sprache  ausdrückte, um nicht von den anderen verstanden zu werden, so fügte die demütige Gottesfurcht die Verschiedenheit ihrer Sprachen in die Einheit der Kirche. So sollte das, was die Uneinigkeit zerstreut hatte, die Liebe verbinden und die zerstreuten Glieder der Menschheit wie die eines Körpers zu dem einen Leib Christi zusammengefügt werden und durch das Feuer der Liebe zur Einheit eine heiligen Leibes zusammenschmelzen.

Dieser Gabe des Heiligen Geistes sind folglich jene völlig fremd, die die Gnade des Friedens hassen, die an der Gemeinschaft in Einheit nicht festhalten. Denn obwohl sie auch heute an der Feier teilnehmen, obwohl sie diese Lesungen hören, denen der Heilige Geist verheißen und gesandt worden ist, hören sie im Hinblick auf das Gericht, nicht im Hinblick auf den Lohn. Denn wozu nützt es ihnen mit den Ohren zu hören, was sie mit dem Herzen abweisen, und den Tag dessen zu feiern, dessen Licht sie hassen?

Doch ihr, Brüder und Schwestern, Glieder des Leibes Christi, Kinder der Einheit, Brüder und Schwestern des Friedens, begeht diesen Tag mit Freude, feiert ihn in Heiterkeit. In euch erfüllt sich, was an jenen Tagen, als der Heilige Geist kam, vorausgebildet wurde. Denn wie damals der, der  den Heiligen Geist empfing, als einziger Mensch sich in allen Sprachen verständigte, so  spricht jetzt durch alle Völker in verschiedenen Sprachen die Einheit selber, in der ihr den Heiligen Geist habt, ihr, die ihr durch keine Spaltung von der Kirche Christi, die in allen Sprachen spricht, getrennt seid.

Foto: Taube – Ambo, St. Laurentius zu Konnersreuth – Bildquelle: Kathnews

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