Das Mysterium des Todes

Ein Gastbeitrag von Sebastian Priebe.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 31. MĂ€rz 2015 um 00:17 Uhr
Kreuzigung Christi

„Mors certa, hora incerta“ – „Der Tod ist gewiss, die (Todes)stunde ist ungewiss“ lautet ein alter christlicher Ausspruch, der uns ermahnen soll, unser Leben gewissenhaft zu leben, idealerweise so, dass wir jederzeit vor das Angesicht des Herrn treten könnten. In besonderer Weise fordert uns die Kirche in der Fastenzeit zu einer Neuausrichtung des Lebens in diesem Sinne auf. Sie will uns nicht Angst machen; die vorösterliche Bußzeit ist schließlich kein Selbstzweck, sondern will uns vorbereiten auf das höchste Fest im Jahr, an dem wir die tiefsten Geheimnisse des christlichen Glaubens feiern, die den Menschen in seinen existenziellen Fragen zutiefst berĂŒhren.

Gerade in der Karwoche feiert die Kirche Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus, das schließlich in die Auferstehung der Osternacht mĂŒndet. Und von diesem Geheimnis her erhĂ€lt unser Leben seinen ganzen Sinn. Wer die Auferstehung leugnet, ist nicht nur kein Christ, sondern spricht dem Leben seinen Sinn ab. Ohne die Auferstehung hat das Leben kein Ziel, ohne Auferstehung gibt es auch keine Gerechtigkeit. Wie deutlich all dies selbst dem sĂ€kularen Menschen ist, wird dieser Tage in tragischer Weise anhand des FlugzeugunglĂŒcks in Frankreich deutlich. Der Tod von hundertfĂŒnfzig Menschen hat in den Medien nicht nur tiefe ErschĂŒtterung hervorgerufen. Neben der teils unertrĂ€glichen, sensationslĂŒsternen Berichterstattung wurde vor allem deutlich, wie wenig der sĂ€kulare Mensch noch mit dem Tod umgehen kann. Er hat ihn bereits so sehr aus seinem Alltag verdrĂ€ngt, dass er schon fast zu meinen scheint, unsterblich zu sein. Nun aber drĂ€ngt sich der Tod auf einmal mit aller Deutlichkeit, EndgĂŒltigkeit und Schrecken in das Bewusstsein der Menschen. Damit stellen sich dem sĂ€kularen Menschen auf einmal all die Fragen, die er einst in voreiliger Überheblichkeit beiseite geschoben hatte. Denn der Tod, gerade von jungen Menschen und durch Fremdeinwirkung, stellt die Sinnhaftigkeit unserer gesamten irdischen Existenz in Frage. Deutlich haben große Philosophen wie Nietzsche und Sartre herausgearbeitet, was ein Leben ohne Gott, ohne Ewiges Leben heißt. Wenige nur sind sich dieser Konsequenzen bewusst und viele Menschen, die aus Bequemlichkeit oder anderen GrĂŒnden den Gottesglauben abgelegt haben, sind nicht bereit, diese Konsequenzen nach-zudenken und zu akzeptieren.

Nun aber bleibt die Kirche aufgrund des Osterereignisses und der Begegnung der Apostel mit dem auferstandenen Christus nicht bei Nietzsches Aussage „Gott ist tot. [
] Und wir haben ihn getötet.“ stehen, sondern bekundet mutig die Auferstehung des Gekreuzigten: „Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? / Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor, 54f.) Erst von der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus her erhĂ€lt unser Leben wahrhaft Sinn und Ziel; nur wenn wir an seiner Auferstehung und Herrlichkeit teilhaben können, sind wir ĂŒberhaupt in der Lage, die Dinge in unserem Leben in rechter Weise aufeinander hin zu ordnen, ohne den falschen Dingen ein ĂŒbermĂ€ĂŸiges Gewicht zu geben.

DarĂŒber hinaus liegen die Hoffnung und die Heiterkeit des christlichen Glaubens, auf die auch Papst Franziskus immer wieder verweist, in der Auferstehung begrĂŒndet. Wir mĂŒssen angesichts des Todes nicht verzagen, unser Leben ist dadurch nicht seines Sinnes beraubt. Vielmehr gibt uns die Hoffnung auf das Ewige Leben erst den rechten Blick auf die Schöpfung und ihre Schönheit. Sie mĂ€ĂŸigt aber auch all unser Handeln und Denken, da wir nicht Gerechtigkeit um jeden Preis schaffen mĂŒssen, wie es so viele atheistische Systeme versucht und das Gegenteil damit erreicht haben. Die christliche Haltung zur Welt schĂ€rft auch unseren Blick, sodass wir uns nicht von den zahlreichen dunklen Propheten unserer Zeit und all den Schreckensnachrichten aufwĂŒhlen lassen, sondern das Wesentliche im Blick behalten. Diese Lebensweise und die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, dass unser Leben mit all seinen Tiefen, Finsternissen und Schwierigkeiten, die es neben all dem Schönen und Guten immer wieder mit sich bringt, von Gott getragen wird und nicht ins Leere lĂ€uft, ist der Kern des Evangeliums. Die Freude darĂŒber sollen wir ausstrahlen, damit auch die Menschen ohne Hoffnung, diejenigen, die den Tod verdrĂ€ngen und damit ihr Leben der Tiefe berauben, die Gott ihm zugedacht hat, von ihr angesteckt und zur FĂŒlle des Lebens, sowohl in dieser als auch in der kommenden Welt gefĂŒhrt werden mögen.

Foto: Kreuzigung Christi – Bildquelle: Manuel GĂłmez

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