Beten für die, die uns regieren
Vatikan (kathnews/RV). Christen sollten für die Regierenden beten – auch, ja gerade wenn diese Fehler machen. Dazu hat Papst Franziskus an diesem Montag in seiner Frühmesse aufgerufen. In der Vatikankapelle Santa Marta riet der Papst aber auch den Regierenden zum Gebet.
Franziskus ging vom ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus aus; darin fordert der Völkerapostel „zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben“. Aber auch das Evangelium von diesem Montag – es ist aus dem 7. Kapitel bei Lukas entnommen – variiert das Thema Herrscher und Gebet: Hier ist es ein römischer Hauptmann, der Jesus um die Heilung seines todkranken Dieners bittet.
„Dieser Mann spürte, dass das Gebet nötig war“, sagte der Papst. Dem Hauptmann sei „klar gewesen, dass er nicht der Herr über alles war, nicht die letzte Instanz“.
Regierende „nicht die letzte Instanz“
„Wenn er nicht betet, dann verschließt er sich in Bezug auf sich selbst oder auf seine Partei, in diesem Zirkel, aus dem es keinen Ausgang gibt. Aber wenn er die wirklichen Probleme wahrnimmt, dann wird ihm deutlich, dass er selbst ein Untergebener ist, dass es einen anderen gibt, der mehr Macht hat als er selbst. Wer ist mächtiger als jemand, der regiert? Das Volk, das ihm die Macht übertragen hat! Und Gott, von dem ihm die Macht kommt, durch das Volk. Wenn ein Regierender dieses Bewusstsein des Untertan-Seins hat, dann betet er.“
Franziskus unterstrich, wie wichtig es sei, dass ein Regierender bete – das sei „das Gebet um das Gemeinwohl des Volkes, das ihm anvertraut ist“. Er habe mal mit einem Regierenden gesprochen – der Papst nannte keinen Namen, noch nicht mal einen Kontinent –, der ihm gesagt habe, er bete jeden Tag zwei Stunden lang schweigend vor Gott, obwohl er sehr viel zu tun habe. Auch Salomo habe Gott dereinst nicht um Gold und Reichtümer gebeten, sondern um Weisheit, auf dass er gut regieren könne.
Um diese Weisheit sollten die Regierenden Gott bitten, so wie Salomo das getan habe, predigte der Papst. Es sei „so wichtig, dass die Regierenden beten“ – schon damit ihnen immer bewusst bleibe, dass sie nicht alles in der Hand hätten und dass ihre Kraft nicht „von einer kleinen Gruppe“ oder aus ihnen selbst herrühre.
Und wie verhält sich das mit atheistischen oder agnostischen Regierenden? Antwort des Papstes: „Wenn du nicht beten kannst, dann stell dich doch deinem Gewissen, und den weisen Menschen deines Volkes! Aber bleib nicht allein mit dem kleinen Grüppchen deiner Partei – das wäre zu selbstbezüglich.“
Die Menschen an der Macht nicht alleine lassen
Und dann kam Franziskus auf das Gebet der Christen für die Regierenden zu sprechen: Auch das sei sehr, sehr nötig. Man könne diese Leute nicht „mit ihrer Partei“ oder mit dem Parlament „allein lassen“.
„Also, ich habe ihn ja gewählt, bzw. ich habe ihn nicht gewählt – jetzt soll er das Seine tun. Nein! Wir können die Regierenden nicht allein lassen, wir müssen sie mit unserem Gebet begleiten. Die Christen müssen für die Regierenden beten. ‚Aber Padre, wie kann ich denn für so jemanden beten, wenn er so viele falsche Sachen tut?‘ – ‚Dann braucht er ja das Gebet mehr denn je! Bete und tue Buße für den Regierenden!‘ Es ist so schön, was Paulus schreibt: Die Fürbitte ist ‚für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben‘ – und warum? ‚Damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können.‘ Wenn ein Regierender frei ist und im Frieden regieren kann, dann profitiert das ganze Volk davon.“
Der Papst lud zu einer Gewissenserforschung ein, was das Beten für die Menschen an der Macht betrifft: „Ich bitte Sie um einen Gefallen. Jeder von Ihnen nehme sich fünf Minuten Zeit heute, nicht mehr. Wenn er selbst ein Herrschender ist, dann möge er sich fragen: Bete ich zu dem, der mir durch das Volk die Macht verliehen hat? Und wenn er kein Herrschender ist: Bete ich eigentlich für die Herrschenden? Oder nur für den einen oder anderen, die mir zusagen, aber für die anderen nicht? Dabei haben die es doch eigentlich noch nötiger… Bete ich für alle Regierenden? Und wenn Sie bei Ihrer Gewissenserforschung feststellen, dass Sie noch nie für die Regierenden gebetet haben, dann tragen Sie das in die Beichte – denn es ist eine Sünde, nicht für die Regierenden zu beten.“
Foto: Betende Hände – Bildquelle: Wikipedia / Albrecht Dürer