Bergpredigt: Christus lehrt die Richtlinien für das himmlische Leben

Homilie des heiligen Hilarius von Poitiers zum Evangelium des vierten Sonntages im Jahreskreis, Lesejahr A in der sogenannten ordentlichen Form des Römischen Ritus. Text: In Mt 4, 13.9; PL 9, 931. Übersetzung aus dem Lateinischen: Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 28. Januar 2017 um 15:00 Uhr
Bildquelle: Sarto-Verlag

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (Mt 5, 1-12a)

In jener Zeit 1als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. 2Dann begann er zu reden und lehrte sie 3Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. 4Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. 5Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. 6Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. 7Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. 8Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. 9Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. 10Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. 11Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. 12Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Papst Benedikt XVI. über den heiligen Hilarius von Poitiers

Die Homilie stammt aus dem Kommentar zum Matthäusevangelium, dem ersten größeren Werk des heiligen Hilarius. „Es handelt sich um den ältesten uns überlieferten Kommentar zu diesem Evangelium in lateinischer Sprache“ (Benedikt XVI.). Neben Tertullianus und Laktantius ist Hilarius zweifellos ein Meister der lateinischen Sprache unter den Kirchenvätern des Westens.

Homilie des heilige Hilarius von Poitiers

Nachdem sich eine große Menschenmenge versammelt hat, steigt (Christus) auf den Berg und lehrt. Er sitzt in der Höhe der Majestät des Vaters und erläßt die Vorschriften für das himmlische Leben. Denn er hätte die Anordnungen der Ewigkeit nicht überliefert, wenn er nicht auch in der Ewigkeit einen Platz gehabt hätte. Infolgedessen heißt es: Er öffnete seinen Mund und lehrte sie. Es wäre naheliegender zu sagen, dass er gesprochen hat. Weil er sich aber in der Herrlichkeit der Majestät des Vaters befand und Gegenstand seiner Lehre die Ewigkeit war, wird zu verstehen gegeben, dass sich der menschliche Mund in seiner Tätigkeit der Eingebung des Heiligen Geistes gefügt hat.

Selig die Armen im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich. Mit einem Beispiel hatte der Herr gelehrt, dass wir den Ruhm menschlicher Ehre außen vor lassen müssen. Er sagte: Den Herrn, deinen  Gott, sollt du anbeten und ihm allein dienen. Und nachdem er vorher durch die Propheten angedeutet hatte, er werde ein demütiges und sich ein vor seinen Worten zitterndes Volk wählen, gründete er den Anfang vollkommener Seligkeit auf die Demut des Geistes.

Deshalb streben wir nach dem, was niedrig ist, das heißt wir sind uns bewußt, Menschen zu sein, für den Besitz des Himmelreiches bestimmt. Gleichwohl wissen wir, dass wir, wenngleich aus sehr schmutzigen und schwachen Elementen bestehend, zu dieser Form des vollkommenen Leibes geboren werden und zu der Erfahrung des Betrachtens, Urteilens und Handelns gelangen, die mit der dienenden Hilfe Gottes fortschreitet. Wir wissen, dass niemand Rechte für sich geltend machen kann, dass niemand Eigenes hat, sondern dass allen durch die Gabe des einen Vaters dieselben Voraussetzungen zur Erlangung des Lebens geschenkt werden. Wir wissen, dass jedem auch das Vermögen, es zu genießen, gegeben wird. Wir sollen nach dem Beispiel jenes Besten, der uns dies großzügig gewährt, Nachahmer seiner vollkommenen Güte sein. Damit wir für alle gut sind, werden wir für alle alles gemeinschaftlich ansehen. Weder soll uns irgend ein arroganter Stolz, noch die Sucht nach materiellen Dingen, noch das Streben nach eitlem Ruhm verderben. Vielmehr wollen wir Gott unterworfen sein und uns, was die Gemeinschaft des Lebens angeht, gegen alle durch Liebe des gemeinschaftlichen Lebens fesseln lassen. Denn wir erkennen in der Tatsache, dass wir geboren sind, auch eine künftige Wirkung der göttlichen Güte, deren Lohn und Ehre durch die Werke des gegenwärtigen Lebens verdient werden muss. Und so wird uns durch diese Demut des Geistes, in der wir uns daran erinnern, dass uns alles von Gott geschenkt ist und wir künftig noch Größeres erhoffen sollen, das Reich Gottes gehören.

Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Mit vollkommener Gerechtigkeit  werden schließlich jene beschenkt, die sehnsüchtig danach verlangen, alles für Christus zu erleiden. Denn er selber ist die Gerechtigkeit.

Für sie also ist das Himmelreich vorgesehen. Reicher Lohn wird denen verheißen, die arm im Geiste die Welt verachten, die durch ihren entschiedenen Verzicht auf zeitliche Dinge auf Verachtung stoßen, die gegen die Schmähungen der Menschen als Bekenner der himmlischen Gerechtigkeit auftreten und schließlich als Zeugen der Verheißungen des ruhmvollen Gottes ihr ganzes Leben für das Zeugnis seiner Ewigkeit aufopfern.     

Foto: Jesus der K̦nig РBildquelle: Sarto-Verlag

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