„Benedikt hat für die Kirche gelitten“

Kardinal Scherer, Erzbischof von São Paulo, im Gespräch mit Radio Vatikan.
Erstellt von Radio Vatikan am 16. Februar 2013 um 21:16 Uhr
Odilo Pedro Kardinal Scherer

São Paolo (kathnews/RV). Brasilien wartete schon auf Benedikt XVI., doch nun wird ein neuer Papst nach Rio de Janeiro reisen. Dort findet Ende Juli der Weltjugendtag statt. Die Brasilianer haben die Rücktrittsentscheidung des Papstes mit Trauer und ein wenig Bestürzung aufgenommen, erzählt der Erzbischof von São Paolo, Kardinal Odilo Scherer, im Interview mit Radio Vatikan. Die Menschen trügen Benedikt im Herzen, der für seine Kirche gelitten habe, formuliert Scherer: „Es gibt ein Gefühl der Leere – das ist normal, denn für alle Katholiken und nicht nur für die, ist der Heilige Vater eine wichtige Person, er ist ein Bezugspunkt für die Kirche und den Glauben. Benedikt XVI. ist in den Herzen der Menschen – mit seiner geistlichen Größe, seiner Intelligenz, seinem Glauben, seiner Demut, seiner Einfachheit und mit seinem Dienst und seiner Liebe der Kirche gegenüber, für die er sehr gelitten hat. Wenn der Heilige Vater also seinen Rücktritt erklärt, ist das für die Menschen einen Moment so, als ob ein wichtiger Bezugspunkt verschwindet. Natürlich wird sich das wieder ändern, wenn die Leute begreifen, dass es weiter geht mit die Kirche.“

Überraschung und Bewunderung für den Papst bewege in diesen Tagen die Gemüter der Brasilianer, so der Kardinal: „Die Leute haben einerseits nicht damit gerechnet, andererseits gibt es echte Bewunderung für den Papst, der den Mut hatte, angesichts der eigenen gesundheitlichen Verfassung, seines Alters, seiner Zerbrechlichkeit zum Wohl der Kirche zu entscheiden: das war ein wirklich eine Zäsur, die der Papst gegenüber all dem gemacht hat, was die Bedingung des Papstes menschlich, in Begriffen von Ehre usw., bedeuten könnte. Er verzichtet auf all das zum Wohl der Kirche, damit die Kirche einen guten Dienst erfährt. Und das spürt man.“ In dieser Woche hat in Brasilien die „Kampagne der Brüderlichkeit“ begonnen, mit der die brasilianischen Bischöfe jedes Jahr die Fastenzeit einläuten. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto „Brüderlichkeit und Jugend“ – passend zum Weltjugendtag. Dazu Kardinal Scherer:

„Brüderlichkeit und Jugend – das ist die Verbindung mit diesem Welttreffen der Jugend, das ist durchaus gewollt. Die Welt der Erwachsenen, die Kirche, die Gesellschaft sollten sich fragen: wie verhalten wir uns der Jugend gegenüber? Bemühen wir uns wirklich um das Wohl der Jugend? Sich um das Wohl der Jugend zu bemühen heißt, sich um das Wohl der Menschheit zu bemühen. Was bieten wir heute den Jugendlichen? Wie bereiten wir sie auf das Morgen vor? Welche Perspektive geben wir ihnen für ihre Familie, für ihre Zukunft? Geben wir ihnen festen, sicheren, wahren Grund, um ein Leben aufzubauen? Die Kampagne der Brüderlichkeit stellt der ganzen Gesellschaft und Kirche solche Fragen.“ Brasiliens katholische Kirche richtet die Solidaritätsaktion seit über 60 Jahren aus. In Brasilien leben um die 137 Millionen Katholiken, was ungefähr 74 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht.

Foto: Odilo Pedro Kardinal Scherer – Bildquelle: Valter Campanato/ABr – Wikipedia

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