Auf der Suche nach Weihnachten

Eines Weihnachtsabends kam unser Herr in eine moderne Stadt, um zu sehen, was die Menschen taten. Jeder wĂŒnschte sich âSchöne Feiertage!â. Christus traf einen Polizisten, der den Verkehr regelte, und fragte: âWas soll âSchöne Feiertageâ bedeuten?â Der Polizist betrachtete ihn misstrauisch: âWoher kommen Sie?â âAus Bethlehem.â âWoher?â âAus Bethlehemâ, wiederholte unser Herr. âOh⊠Wissen Sie nicht, dass es sich um Feiertage fĂŒr Kinder handelt?â âWas ist der Ursprung dieser Feiertage?â, fragte unser Herr. âSchauen Sie, Sie stellen zu viele Fragen. Merken Sie nicht, dass ich zu tun habe?
Im Restaurant
Als nĂ€chstes hielt Christus an vor einem Restaurant, das mit dem Schriftzug âWeihnachtsparty â 40 Euroâ warb. Damen und Herren betraten das Restaurant in eleganter Kleidung. Er folgte ihnen. Schöne Tische, bedeckt mit weiĂen Tischdecken und brennenden Weihnachtskerzen waren in Reihen angeordnet. Eine Frau klagte laut, da sie unseren Herrn sah: âSie lassen Bettler hier rein?â Der Kellner stĂŒrmte auf Christus zu. âWas machen Sie hier?â, fragte er. âGehen Sie zum Betteln auf die StraĂe!â Christus betrachtete den jungen Mann: âWenn Sie wĂŒssten, wofĂŒr ich zu âbettelnâ gekommen binâŠâ, begann er zu antworten, doch er wurde herausgeschoben, wĂ€hrend die Frau am Klavier sang: âPeace on earth and mercy mild.â
In der Schule
DrauĂen erlaubte sich Christus, sich durch die Menge treiben zu lassen, die wie ein Fluss zwischen GeschĂ€ften entlang trieb. Er sah ĂŒberall Spielzeug, aber selten eine Krippe. Plötzlich fand sich in der NĂ€he eines groĂen Schulhofs. Ăber dem Tor war ein Schild: âWeihnachtsfeier fĂŒr Kinderâ. Unser Herr ging hinein. Es gab hunderte von Kindern im Inneren, die alle Spielzeug bekamen. Die Kinder liefen laut durcheinander; dazwischen eilten wichtig aussehende Frauen. Weder eine Krippe noch ein Kruzifix war zu sehen. Niemand erwĂ€hnte das Jesuskind. WĂ€hrend Christus dastand, wuchs ein GefĂŒhl der Einsamkeit in seinem Herzen. Er fĂŒhlte sich wie ein Eindringling. SchlieĂlich nĂ€herte er sich einem kleinen Jungen, dessen Arme mit Spielzeug beladen waren. âLiebst du das Jesuskind, das dir so viele schöne Spielsachen geschenkt hat?â, fragte er den kleinen Jungen.
Der Junge sah ihn fragend an: âWas fĂŒr ein Jesuskind?â âKennst du es nicht?â âNein!â Die Direktorin eilte herbei. âWas hat dieser Mann zu dir gesagt?â, fragte sie nervös den Jungen. Als sie erfuhr, was unser Herr gefragt hatte und wessen Namen er gewagt hatte zu erwĂ€hnen, starrte sie zornig unseren Herrn an und fauchte: âSie mĂŒssen verschwinden â sofort!â Christus verlieĂ die Weihnachtsfeier und ging wieder durch die StraĂen, vorbei an zahllosen Orten, an denen seine Geschöpfe Weihnachten feierten, ohne zu wissen, warum.
In einem Haus
MĂŒde, kam er in einen vernachlĂ€ssigten Stadtteil. Ein GebĂ€ude mit winzigen Lichtern fiel in seinen Blick. Als er sich einem der Fenster annĂ€herte, entdeckte er sein eigenes Bild an der Wand. Seine Augen leuchteten auf, als er eine einfache, aber schön hergerichtete Kinderkrippe erblickte. In diesem Augenblick öffnete sich die TĂŒr und ein Junge kam heraus. Der Junge hielt beim Anblick des in der Dunkelheit zitternden Mannes plötzlich an. Eisige Böen umwehten sie. âSie könnten hier drauĂen erfrieren! Sie mĂŒssen raus aus der KĂ€lte.â âMir ist ziemlich kaltâ, antwortete unser Herr.
âDann kommen Sie rein. Bei uns brennt ein warmes Feuer.â Unser Herr trat ein. In der NĂ€he des Kamins versammelten sich Kinder rund um einen jungen Priester. WĂ€hrend das Feuer knisterte, erzĂ€hlte der Priester den Kindern von der unendlichen GröĂe und Herrlichkeit, die in der kleinen Gestalt des Jesuskindes steckt. Er machte eine Pause, als unser Herr den Raum betrat. âKommen Sie! Sie sehen kalt aus! Bitte wĂ€rmen Sie sich hier auf.â Die Kinder boten dem Neuankömmling sofort einen Platz in der NĂ€he des Feuers an. âHatten Sie etwas zu essen? Joseph, bitte deine Mutter, etwas Warmes fĂŒr diesen Herrn vorzubereiten.â Der Blick Christi ruhte auf ihnen, einer nach dem anderen, als wĂŒrde er sich jedes kleinen Gesichtes erinnern. Vor allem betrachtete er den jungen Priester. âBist du einsam, mein Freund?â, fragte der Priester freundlich. âJa.â
Alle Augen richteten sich neugierig auf den Fremden und warteten. Christus sagte nichts. Sehr langsam, majestĂ€tisch, bewegte Jesus seine Hand. Er streckte sie ĂŒber ihren Köpfen aus, wie ĂŒber die bescheidenen HĂ€uschen dieses armen Vororts hinaus und die Stadt, deren Elend er gesehen hatte, mit einbeziehend, und rief: âMisereor super turbam â mich erbarmet des Volkes!â Dann verschwand er langsam vor ihren erstaunten Augen. âER war es!â, rief einer der Jungen. Der Priester nickte feierlich: âJa, ER war es.â
Hinweis: Es handelt sich bei diesem Text um eine kathnews-Ăbersetzung des englischen Originaltexts, der auf der Internetseite der TFP Student Action erschien.
Foto: Die Anbetung der hl. drei Könige – Bildquelle: Albrecht Altdorfer (etwa 1480â1538)