Auf der Suche nach Weihnachten

Eine kathnews-Übersetzung von Martin BĂŒrger.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 24. Dezember 2011 um 13:08 Uhr
Die Anbetung der Heiligen Drei Könige

Eines Weihnachtsabends kam unser Herr in eine moderne Stadt, um zu sehen, was die Menschen taten. Jeder wĂŒnschte sich „Schöne Feiertage!“. Christus traf einen Polizisten, der den Verkehr regelte, und fragte: „Was soll ‚Schöne Feiertage‘ bedeuten?“ Der Polizist betrachtete ihn misstrauisch: „Woher kommen Sie?“ „Aus Bethlehem.“ „Woher?“ „Aus Bethlehem“, wiederholte unser Herr. „Oh
 Wissen Sie nicht, dass es sich um Feiertage fĂŒr Kinder handelt?“ „Was ist der Ursprung dieser Feiertage?“, fragte unser Herr. „Schauen Sie, Sie stellen zu viele Fragen. Merken Sie nicht, dass ich zu tun habe?

Im Restaurant

Als nĂ€chstes hielt Christus an vor einem Restaurant, das mit dem Schriftzug „Weihnachtsparty – 40 Euro“ warb. Damen und Herren betraten das Restaurant in eleganter Kleidung. Er folgte ihnen. Schöne Tische, bedeckt mit weißen Tischdecken und brennenden Weihnachtskerzen waren in Reihen angeordnet. Eine Frau klagte laut, da sie unseren Herrn sah: „Sie lassen Bettler hier rein?“ Der Kellner stĂŒrmte auf Christus zu. „Was machen Sie hier?“, fragte er. „Gehen Sie zum Betteln auf die Straße!“ Christus betrachtete den jungen Mann: „Wenn Sie wĂŒssten, wofĂŒr ich zu ‚betteln‘ gekommen bin
“, begann er zu antworten, doch er wurde herausgeschoben, wĂ€hrend die Frau am Klavier sang: „Peace on earth and mercy mild.“

In der Schule

Draußen erlaubte sich Christus, sich durch die Menge treiben zu lassen, die wie ein Fluss zwischen GeschĂ€ften entlang trieb. Er sah ĂŒberall Spielzeug, aber selten eine Krippe. Plötzlich fand sich in der NĂ€he eines großen Schulhofs. Über dem Tor war ein Schild: „Weihnachtsfeier fĂŒr Kinder“. Unser Herr ging hinein. Es gab hunderte von Kindern im Inneren, die alle Spielzeug bekamen. Die Kinder liefen laut durcheinander; dazwischen eilten wichtig aussehende Frauen. Weder eine Krippe noch ein Kruzifix war zu sehen. Niemand erwĂ€hnte das Jesuskind. WĂ€hrend Christus dastand, wuchs ein GefĂŒhl der Einsamkeit in seinem Herzen. Er fĂŒhlte sich wie ein Eindringling. Schließlich nĂ€herte er sich einem kleinen Jungen, dessen Arme mit Spielzeug beladen waren. „Liebst du das Jesuskind, das dir so viele schöne Spielsachen geschenkt hat?“, fragte er den kleinen Jungen.

Der Junge sah ihn fragend an: „Was fĂŒr ein Jesuskind?“ „Kennst du es nicht?“ „Nein!“ Die Direktorin eilte herbei. „Was hat dieser Mann zu dir gesagt?“, fragte sie nervös den Jungen. Als sie erfuhr, was unser Herr gefragt hatte und wessen Namen er gewagt hatte zu erwĂ€hnen, starrte sie zornig unseren Herrn an und fauchte: „Sie mĂŒssen verschwinden – sofort!“ Christus verließ die Weihnachtsfeier und ging wieder durch die Straßen, vorbei an zahllosen Orten, an denen seine Geschöpfe Weihnachten feierten, ohne zu wissen, warum.

In einem Haus

MĂŒde, kam er in einen vernachlĂ€ssigten Stadtteil. Ein GebĂ€ude mit winzigen Lichtern fiel in seinen Blick. Als er sich einem der Fenster annĂ€herte, entdeckte er sein eigenes Bild an der Wand. Seine Augen leuchteten auf, als er eine einfache, aber schön hergerichtete Kinderkrippe erblickte. In diesem Augenblick öffnete sich die TĂŒr und ein Junge kam heraus. Der Junge hielt beim Anblick des in der Dunkelheit zitternden Mannes plötzlich an. Eisige Böen umwehten sie. „Sie könnten hier draußen erfrieren! Sie mĂŒssen raus aus der KĂ€lte.“ „Mir ist ziemlich kalt“, antwortete unser Herr.

„Dann kommen Sie rein. Bei uns brennt ein warmes Feuer.“ Unser Herr trat ein. In der NĂ€he des Kamins versammelten sich Kinder rund um einen jungen Priester. WĂ€hrend das Feuer knisterte, erzĂ€hlte der Priester den Kindern von der unendlichen GrĂ¶ĂŸe und Herrlichkeit, die in der kleinen Gestalt des Jesuskindes steckt. Er machte eine Pause, als unser Herr den Raum betrat. „Kommen Sie! Sie sehen kalt aus! Bitte wĂ€rmen Sie sich hier auf.“ Die Kinder boten dem Neuankömmling sofort einen Platz in der NĂ€he des Feuers an. „Hatten Sie etwas zu essen? Joseph, bitte deine Mutter, etwas Warmes fĂŒr diesen Herrn vorzubereiten.“ Der Blick Christi ruhte auf ihnen, einer nach dem anderen, als wĂŒrde er sich jedes kleinen Gesichtes erinnern. Vor allem betrachtete er den jungen Priester. „Bist du einsam, mein Freund?”, fragte der Priester freundlich. „Ja.”

Alle Augen richteten sich neugierig auf den Fremden und warteten. Christus sagte nichts. Sehr langsam, majestĂ€tisch, bewegte Jesus seine Hand. Er streckte sie ĂŒber ihren Köpfen aus, wie ĂŒber die bescheidenen HĂ€uschen dieses armen Vororts hinaus und die Stadt, deren Elend er gesehen hatte, mit einbeziehend, und rief: „Misereor super turbam – mich erbarmet des Volkes!“ Dann verschwand er langsam vor ihren erstaunten Augen. „ER war es!“, rief einer der Jungen. Der Priester nickte feierlich: „Ja, ER war es.“

Hinweis: Es handelt sich bei diesem Text um eine kathnews-Übersetzung des englischen Originaltexts, der auf der Internetseite der TFP Student Action erschien.

Foto: Die Anbetung der hl. drei Könige – Bildquelle: Albrecht Altdorfer (etwa 1480–1538)

 

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