Alte Messe in Regensburg – ein Interview

Kathnews im GesprÀch mit Domvikar Msgr. Georg Schwager.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 9. Oktober 2013 um 11:36 Uhr
Domvikar Msgr. Georg Schwager

Regensburg (kathnews). Am 7. Juli 2007 erließ Papst Benedikt XVI. das Motu proprio „Summorum Pontificum“ und regelte damit die Bestimmungen fĂŒr den Gebrauch des Messbuches von 1962 neu. Seitdem hat die sogenannte „alte Messe“ ihr allgemeines Heimatrecht in der Kirche als „außerordentliche Form des Römischen Ritus“ zurĂŒckerhalten. Kathnews-Chefredakteur Andreas Gehrmann sprach mit Domvikar Msgr. Georg Schwager (Foto), Leiter der Abteilung fĂŒr Selig- und Heiligsprechungsprozesse beim Bischöflichen Konsistorium Regensburg, ĂŒber die Umsetzung von Summorum Pontificum in der Bistumsstadt. Msgr. Schwager zelebriert regelmĂ€ĂŸig die ĂŒberlieferte Liturgie in Regensburg, zudem kĂŒrzlich auch im oberpfĂ€lzischen Leonberg in der NĂ€he von Konnersreuth mit der Bitte um Priesterberufungen. (Kathnews berichtete)

Das Interview

Andreas Gehrmann: GrĂŒĂŸ Gott H. H. Domvikar Schwager! Wie wurde in Regensburg die im Jahre 2007 in Kraft getretene Neuregelung der Bestimmungen fĂŒr den Gebrauch des Messbuches von 1962 aufgenommen?

Domvikar Georg Schwager: Sie wurde sicherlich von vielen zunĂ€chst mit Überraschung, von den GlĂ€ubigen, die sich dem Römischen Ritus in der außerordentlichen Form verbunden fĂŒhlten, aber mit großer Freude und Dankbarkeit aufgenommen. Von Seiten der Bistumsleitung versuchte man, dem Anliegen dieser GlĂ€ubigen weitherzig entgegenzukommen, so dass man sich bemĂŒhte, dort, wo GlĂ€ubige die sogenannte „tridentinische Messe“ feiern wollten, Kirchen und Priester zur VerfĂŒgung zu stellen. Persönlich möchte ich sagen, dass ich Papst Benedikt XVI. fĂŒr seine Entscheidung sehr dankbar bin, da diese Form der Messfeier eine Bereicherung der Kirche darstellt.

Andreas Gehrmann: Gut sechs Jahre sind vergangen. Was hat sich zwischenzeitlich in der historisch bedeutsamen Bistumsstadt getan hinsichtlich „Summorum Pontificum“?

Domvikar Georg Schwager: Ich stelle fest, dass nach wie vor großes Interesse an der Feier dieser Liturgie besteht. Die Zahl der Messbesucher nahm erfreulicherweise zu, interessant ist auch, dass Familien mit ihren Kindern gerne an dieser Form der römischen Messe teilnehmen. Auch die Wochentagsmessen sind in der Regel sehr gut besucht.

Andreas Gehrmann: Immer wieder hört man, dass sich besonders junge Menschen von der außerordentlichen Messform angezogen fĂŒhlen. Können Sie diese Beobachtung bestĂ€tigen? Wenn ja, woran liegt dies?

Domvikar Georg Schwager: Ja, ich kann diese Beobachtung bestÀtigen. Ich denke, die jungen Menschen suchen und erleben hier eine echte und sehr tiefe Weise, Christus zu begegnen. Es sind vor allem der mystische Charakter, der die Jugendlichen anzieht, und die Momente der Stille und Ehrfurcht, die heutzutage vielfach schwer zu finden sind.

Andreas Gehrmann: Zudem zeige sich zunehmend die jĂŒngere Priestergeneration interessiert an der ĂŒberlieferten Messe. Wie sehen Sie dies?

Domvikar Georg Schwager: Auch das kann ich bestĂ€tigen. In persönlichen GesprĂ€chen mit jungen Priestern erfahre ich immer wieder, dass ihnen die Zelebration der hl. Messe in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus sehr am Herzen liegt. Es wĂ€re daher sehr zu wĂŒnschen, dass jene Alumnen und jungen Priester, die einen Zugang zur Feier der sogenannten „tridentinischen Messe“ gefunden haben, auch im Rahmen ihrer Ausbildung eine gediegene EinfĂŒhrung in die Feier und Zelebration der hl. Messe in diesem Ritus erhalten. Papst Benedikt XVI. hat dies ja in seiner Instruktion von 2011 ausdrĂŒcklich so gewĂŒnscht, wenn die pastoralen Erfordernisse dies nahelegen.

Andreas Gehrmann: Gibt es in Regensburg Schulungsmöglichkeiten fĂŒr Priester, welche die Zelebration dieser Messform erlernen möchten?

Domvikar Georg Schwager: Nach Bekanntgabe des Motu Proprio hatten wir in Regensburg von Seiten der Diözesanleitung eine Schulungsmöglichkeit in einem nahe gelegenen Kloster. Ich kann mir vorstellen, dass dies bei Bedarf auch wiederum genehmigt werden und stattfinden könnte.

Andreas Gehrmann: Das Motu Proprio spricht von „einem Römischen Ritus in zwei Formen“. Wozu zwei Formen? Was bietet die außerordentliche Messform gegenĂŒber der ordentlichen Messform, oder auch gerne andersherum gefragt, was bietet die ordentliche gegenĂŒber der außerordentlichen?

Domvikar Georg Schwager: Papst Benedikt XVI. spricht von einer gegenseitigen Befruchtung. Das eucharistische Geheimnis ist so groß, dass es im Lauf der Jahrhunderte in verschiedenen Formen des Messritus, die von der Kirche zum Teil bis heute anerkannt sind, seinen Ausdruck findet. Wir sollten die Riten nicht gegeneinander ausspielen. Denn jede Messe ist groß und wunderbar, wenn sie nach den liturgischen Vorschriften gefeiert wird. Eine Bereicherung der „außerordentlichen Form“ wĂŒrde sicher in der Erweiterung der Leseordnung oder der PrĂ€fationen bestehen; dagegen bietet sie in ihrer gewachsenen Struktur unendliche geistliche ReichtĂŒmer, deren Verlust unverantwortlich und töricht wĂ€re.

Andreas Gehrmann: Nicht selten berichten Freunde der ĂŒberlieferten Messe, sie wĂŒrden oft wie AussĂ€tzige behandelt. Die pĂ€pstlich festgelegte „außerordentliche Messform“, die bekanntlich denselben Rechtsstatus wie die ordentliche Messform genießt, werde oftmals zu einer Art „ausnahmsweise Messform“ degradiert. Menschen guten Willens werden hier regelrecht ausgebremst. Was raten Sie GlĂ€ubigen, denen dieses Unrecht geschieht?

Domvikar Georg Schwager: Ja, es ist ein Unrecht, wenn dies GlĂ€ubigen geschieht. Ich rate in dieser Situation zu einem sachlichen GesprĂ€ch mit den Seelsorgern. Wer echter Seelsorger ist, wird auch auf die WĂŒnsche dieser GlĂ€ubigen eingehen. Schließlich sind wir Priester nicht „Herren des Glaubens“, sondern „Diener der Freude“ (vgl. 2 Kor 1, 24) und als solche sind wir dem geistlichen Wohl und Wachstum der GlĂ€ubigen verpflichtet.

Andreas Gehrmann: Man hat den Eindruck manche Katholiken scheuen die ĂŒberlieferte Messe wie der Teufel das Weihwasser. Haben Sie eine ErklĂ€rung fĂŒr die starken Emotionen dieser Menschen?

Domvikar Georg Schwager: Eine ErklĂ€rung dafĂŒr habe ich nicht. Denn ich verstehe nicht, warum man so reagiert. Niemand braucht Scheu und Angst zu haben vor einer ehrfĂŒrchtig gefeierten hl. Messe, sei es in der „ordentlichen“ oder „außerordentlichen“ Form des Römischen Ritus.

Andreas Gehrmann: Was hat Ihrer EinschĂ€tzung nach dazu gefĂŒhrt, dass fast fĂŒnfzig Jahre nach der Liturgiereform unter Papst Paul VI. das Verlangen nach der sogenannten „alten Messe“ wieder zunimmt?

Domvikar Georg Schwager: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn es gibt wohl viele GrĂŒnde. Wir mĂŒssten hier eine Umfrage unter den GlĂ€ubigen selbst starten. Vielleicht wurde vielen GlĂ€ubigen zu schnell ihre innere Heimat genommen oder sie vermissen Ehrfurcht, Liebe und Demut gegenĂŒber dem Heiligen. Eine zutreffende Antwort kann ich darauf nicht geben.

Andreas Gehrmann: Papst Franziskus bekrĂ€ftigte vor wenigen Monaten das Motu Proprio „Summorum Pontificum“ bei einer Audienz fĂŒr italienische Bischöfe. Wie sehen Sie die zukĂŒnftige liturgische Entwicklung? Werden auf Dauer zwei Messformen haltbar sein?

Domvikar Georg Schwager: Da ich nicht in die Zukunft blicken kann, weiß ich es nicht. Ich bemerke nur, dass Papst Franziskus eine große Liebe zum Gebet und zur Stille hat. Warum sollte Papst Franziskus ohne Not eine Entscheidung zurĂŒcknehmen, die sich sein VorgĂ€nger sehr gut ĂŒberlegt hat?

Andreas Gehrmann: Gibt es etwas, was Sie unseren Lesern noch mit auf den Weg geben möchten?

Domvikar Georg Schwager: Halten wir treu zum römischen Lehramt und beten wir um gute, heilige Priester.

Andreas Gehrmann: H. H. Domvikar Schwager, herzlichen Dank fĂŒr das GesprĂ€ch.

Foto: Domvikar Msgr. Georg Schwager – Bildquelle: Domvikar Msgr. Georg Schwager (privat)

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