Aachener Bischof: „Viele waren froh, katholisch zu sein.“
Aachen (kathnews). Der Dom war am letzten Tag des Jahres wieder gut besucht. Nicht nur im Oktogon und dem Sechzehneck saßen die Gläubigen. Auch im Chorgestühl sowie auf der Empore unweit des „Karlsthrones“ hatten viele Gläubige Platz genommen, als um 17.00 Uhr mit einem feierlichen Einzug die Jahresschlussandacht im Aachener Dom begann. Der Aachener Domchor – dessen Knabenchor bekanntlich der älteste Deutschlands ist (er geht auf die Schola Palatina Karls des Großen zurück) – sowie das Domorchester ließen neben weihnachtlichen Liedern auch Höhepunkte der Musica sacra hören, u.a. das Te Deum von Anton Bruckner und am Schluss die Aachener „Stadthymne“, die aus der mittelalterlichen Karlsliturgie stammende Sequenz „Urbs Aquensis, Urbs Regalis“ (Stadt Aachen, Königliche Stadt)
Karlsjahr
In seiner Predigt erinnerte der Aachener Oberhirte u.a auch an die festlichen Ereignisse, die die Stadt Aachen 2014 erleben durfte: den 1200. Todestag Karls des Großen, die Heiligtumsfahrt und das 600jährige Jubiläum der gotischen Chorhalle des Aachener Domes. Hundertausende waren in die altererwürdige Kaiserstadt gekommen, um Karl den Großen zu feiern und zu verehren. Höhepunkt des Karlsjahres seien die drei großen Ausstellungen über Person, Leben und Wirken Karls des Großen gewesen, mit denem die Stadt Aachen „ihren“ Karl angemessen gewürdigt habe.
Heiligtumsfahrt
Die Heiligtumsfahrt in Aachen und im Aachener Stadteil Kornelimünster sowie in Mönchengladbach im Norden des Bistums sei ein großes Ereignis gewesen. Bischof Mussinghoff: „Es war geeignet, uns in Bewegung zu bringen, unseren Glauben und unser Leben. … In der Stadt Aachen war eine heitere, fröhliche, gelassene Stimmung; die Menschen sprachen miteinander, es war ein religiöses Gemeinschaftserlebnis, ein echtes Fest des Glaubens. Viele waren froh, katholisch zu sein. … Alle, die die Pilgerfahrt erlebten, haben mit Freude erfahren, dass wir im Glauben verbunden miteinander auf dem Weg sind.“ Ein besonderes Erlebnis sei die Begegnung mit sieben Flüchtlingen aus Mossul gewesen am Tag nach der Schlussfeier, als nur noch das Marienkleid nicht verpackt war. „So konnten sie das Marienkleid sehen und verehren, beten, weinen, singen und erfahren: ‚Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o Heilige Gottesmutter.‘ So richtet Gott unseren Blick auf die Not in der Welt. Das gehört in unser Beten hinein, ich verstehe es als unsere Sendung.“
Erster und Zweiter Weltkrieg
Der Bischof hielt aber auch inne bei anderen Ereignissen, die 2014 erneut in Erinnerung gerufen worden waren. Er nannte den Beginn des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren und den Beginn des 2. Weltkrieges vor 75 Jahren: „17 Millionen Tote hat der Erste Weltkrieg gefordert, 55 Millionen Tote der Zweite Weltkrieg, 6 Millionen Juden wurden in den Konzentrationslagern Hitlers ermordet. All diese schrecklichen Ereignisse belasten unsere Erinnerung heute.“
Flüchtlinge sind willkommen
Not in der Welt gebe es an vielen Stellen auf der Erde durch Kriege, Konflikte und Seuchen. 51,2 Millionen Menschen seien auf der Flucht. „ Menschen werden verfolgt und ermordet wegen ihres Denkens, ihrer Meinung, ihrer Ãœberzeugung und ihres religiösen Glaubens. Christen sind die meist verfolgte Gruppe auf dieser Erde.“ Deshalb sei es nötig, vor allem für uns Christen, an einer „Kultur des Willkommens“ zu arbeiten. Er forderte:„Wir müssen den Flüchtlingen zeigen, dass wir ihre Leiden wahrnehmen und dass sie uns willkommen sind.“ „Die Botschaft lautet: Religionen und Kulturen haben die Kraft, für den Frieden zu wirken und Werte zu befördern, die unser Zusammenleben bereichern. Es ist wichtig, interreligiöse und interkulturelle Gespräche zu fördern zwischen Christen und Juden, Muslimen und Buddhisten, Hindus und anderen Religionen. Es ist wichtig, dass Menschen mit säkularen Auffassungen, wie auch Atheisten und Agnostiker mitreden, die für menschliche Werte stehen und an humanitären Aktionen aktiv teilnehmen. Der Dialog ist der Weg zum Frieden“. Der Bischof rief erneut dazu auf, sich der Aufnahme von Flüchtlingen zu stellen und sie willkommen zu heißen. „Papst Franziskus ruft uns auf zu Gerechtigkeit und Nächstenliebe: ‚Nicht länger Menschenhandel sondern Schwestern und Brüder‘.
2015: Gedenkjahr des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils
Bischof Mussinghoff schloss seine Ansprache mit einem Ausblick auf das Jahr 2015. Dann werde des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils gedacht werden, das so wichtige Neuorientierungen für die Kirche und ihren Auftrag in der Welt von heute gebracht habe. Die angekündigte Bischofssynode über „Die Berufung und Sendung der Familie in der Kirche und in der Welt von heute“ werde eine kirchlich neue Diskussion bestimmen.
Foto: Gotische Chorhalle des Aachener Domes, dahinter das berühmte Oktogon – Bildquelle: Andreas Gehrmann