Aachen – das Montecassino des Nordens und Benedikt von Aniane – der zweite Benedikt

Vor 1200 Jahren, am 11. Februar 821, starb der heilige Benedikt von Aniane, der Reformer des Benediktinordens, in Aachen KornelimĂŒnster. Er gilt als der „zweite Benedikt“. Von Aachen aus erfolgte der „Siegeszug“ der Klosterregel des heiligen Benedikt von Nursia im gesamten Karolingerreich. Das in Aachen reformierte Regelwerk prĂ€gte das gesamte Mittelalter bis in die Neuzeit hinein. JubliĂ€umsjahr in Aachen. Festveranstaltungen wegen Corona eingeschrĂ€nkt. Kathnews machte Ende des letzten Jahres auf das JubilĂ€umsjahr aufmerksam. Am heutigen Gedenktag wird der Beitrag noch einmal veröffentlicht. Von P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 29. Dezember 2020 um 13:36 Uhr

Aachen (kathnews). Dass Aachen als das zweite Rom gilt, ist jedem Kenner der Geschichte bekannt. Mit der Kaiserkrönung Karls des Großen am Weihnachtstag des Jahres 800 in Rom verlagerte sich das Zentrum des abendlĂ€ndischen Europas von Rom nach Aachen (Translatio Imperii). Das Frankenreich unter Karl dem Großen trat das Erbe des untergegangen alten Römischen Reiches an. Der kulturelle und politische Schwerpunkt lag nun nicht mehr in Rom, sondern in Karls „Hauptstadt“, dem Sitz seiner Hauptresidenz: Aachen. Der Aachener Hof  avancierte zum Zentrum der „Karolingischen Renaissance“, die das Bildungswesen, die mittellateinische Sprache und Literatur, das Buchwesen und die Baukunst betraf. Hier wurde Politik gemacht, hier war das kulturell-religiöse Zentrum Europas.

Reform- und Musterkloster – die alte Benediktinerabtei in Aachen KornelimĂŒnster

Die „Karolingische Renaissance“ war Teil der Karolingischen Reform im Frankenreich. Nach dem Tod Karls des Großen setzte sein Sohn Ludwig der Fromme diese Projekt fort. Dass Aachen in diesem Zusammenhang auch als das zweite Montecassino, das Montecassino des Nordens angesehen werden kann, geht auf keinen Geringeren als Ludwig den Frommen (geb. 778, gest. 840) zurĂŒck. Der Sohn und Nachfolger Karls des Großen wollte die von seinem Vater angestoßene Reform des Mönchslebens fortfĂŒhren und zu einem Ende fĂŒhren. Dazu berief er seinen Freund Benedikt von Aniane im heutigen SĂŒdfrankreich zu sich an den Aachener Hof. Benedikt wurde um 750 geboren. Er entstammte dem wetgotischen Adel Aquitaniens. Auf dem vĂ€terlichen Besitz grĂŒndete er das Kloster Aniane und war schon unter Karl dem Großen bekannt als Reformer der Klöster Aquitaniens und Septimaniens.

Aachener Synode

Ludwig hatte ca. 10 Kilometer sĂŒdlich von der Aachener Pfalz ein Kloster errichten lassen, das als bedeutendes Reform- und Musterkloster in die Geschichte eingehen sollte. Er ernannte seinen Freund Benedikt von Aniane zum GrĂŒnderabt von KornelimĂŒnster (Monasterium ad Indam). Zur Verwirklichung der Reform des Klosterlebens berief der Kaiser eine Synode, die sogenannte Aachener Synode. Sie tagte von 816-819 am Aachener Hof. Benedikt von Aniane fungierte auf der Synode als des Kaisers Berater. Auf ihr sollte die im Laufe der Jahrhunderte bunt gewachsene Mönchstradition vereinheitlicht werden. „Zum einen wurde die Regula Benedicti zur allgemeingĂŒltigen Norm fĂŒr Mönchs- und Nonnengemeinschaften erklĂ€rt und zum anderen wurde das monastische Leben von dem der Kanoniker geschieden. FĂŒr letztere und fĂŒr Kanonissen wurden eigene Regeln (Institutiones Aquisgranenses) erlassen. Die Synoden 817, 818 und 819 vollendeten die Reformen. Dort wurden unter anderem das VerhĂ€ltnis der kirchlichen Einrichtungen zum König geklĂ€rt“ (Wikipedia).

Damit wurde durch die in Aachen verwirklichte karolingische Klosterreform die Grundlage  fĂŒr die dominierende Bedeutung der bis dahin 300 Jahre alten Regula Benedicti im Mittelalter und nachfolgenden Jahrhunderten gelegt. Aachen kann damit zu Recht als das zweite Montecassino angesehen werden. FĂŒr das Kloster auf dem Montecassino in Latium, zwischen Rom und Neapel gelegen, hatte der heilige Benedikt von Nursia um 540 ein Klosterregularum verfaßt.

Benedikt von Aniane – der zweite Benedikt

Aufgrund des von Aachen ausgegangenen „Siegeszuges“ der Benediktinerregel kann Benedikt von Aniane mit Fug und Recht als der „zweiter Benedikt“ gewĂŒrdigt werden. Er starb am 11. Februar 821 im Reform- und Musterkloster in KornelimĂŒnster. Der Ort im SĂŒden Aachens an den nördlichen AuslĂ€ufern der Eifel gelegen gehört seit 1972 zur Stadt Aachen. Zusammen mit Papst Kornelius (gest. 254) ist Benedikt von Aniane Patron der Abtei und des Ortes. Nach der SĂ€kularisierung wurde die ehemalige Reichsabtei Pfarrei, die Kirche Propsteikirche. Reliquien des Papstes Kornelius und des heiligen Cyprian von Karthago befinden sich in der ehemaligen Reichsabtei KornelimĂŒnster. Glasfenster im linken Seitenschiff der nach dem Dom wohl geschichtstrĂ€chtigsten und bedeutendsten Kirche Aachens zeigen Szenen aus der Vita des Heiligen Benedikt von Aniane. Am Aachener Dom stellt eine der Figuren an der Außenfront der Chorhalle den GrĂŒnderabt von KornelimĂŒnster dar. Benedikt von Aniane fand seine letzte RuhestĂ€tte in der Abtei KornelimĂŒnster. Allerdings geriet das Gab im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit. Sein GedĂ€chtnistag ist der 12. Februar. Benedikts Biograph Ardo von Smaragd schreibt ĂŒber ihn:

„Einen Beschluss der Versammlung (lies: Synode) mit diesen Entscheidungen ĂŒberreiche der dem Kaiser zur BestĂ€tigung; er sollte ihn allen Klöstern seines Reiches zur Beobachtungen vorschreiben. Der Kaiser ließ ihn so oft wie möglich in seinen Palast kommen. Er war ja der Anwalt der Rechtlosen, jedoch zugleich Vater der Mönche; ein Tröster der Armen, doch vor allem ein Lehrer der Mönche; den Reichen bot er ihr Lebensbrot, doch den Herzen seiner Mönche prĂ€gte er die Zucht der Regel ein. Obwohl er sich um das Wohl aller kĂŒmmerte, kam er den Mönchen in ihren BedrĂ€ngnissen zur Hilfe.“

Das heutige Benediktinerkloster KornelimĂŒnster hat Festveranstaltungen und Sumposien geplant. Wegen der Corona-Pandemie mĂŒĂŸten allerdings einige Veranstaltungen abgesagt, andere eingeschrĂ€nkt werden, teilte der  heutige Abt auf Nachfrage mit.

Foto: Ehemalige Reichsabtei in Aachen KornelimĂŒnster – Bildquelle: Gero P. Weishaupt

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