450 Jahre nach anglikanischem Schisma wieder eine Vesper nach dem katholisch lateinischen Ritus
London (kathnews/RV). Mehr als 450 Jahre nach dem anglikanischen Schisma wird in der Königlichen Kapelle von Hampton Court Palace in London wieder eine Vesper nach dem katholischen lateinischen Ritus gefeiert. Das historische Ereignis wurde ermöglicht durch die Bemühungen zweier Stiftungen, der Genesis Foundation und der Choral Foundation, die sich dem Schutz der Kunst und der Künstler verschrieben haben. Der Gottesdienst wird einen stark ökumenischen Charakter haben: So wird der Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols, die Vesperfeier halten, während der anglikanische Bischof von London und Dekan der königlichen Kapelle, Richard Chartres, eine Predigt halten wird.
Die Vesper wird fast ausschließlich auf Latein gehalten und dem Heiligen Johannes dem Täufer gewidmet sein – die königliche Kapelle ist selbst auf einer ehemaligen Kapelle der Johannesritter, die eben diesem Heiligen geweiht war, errichtet. Vor der Vesper werden sich Kardinal Nichols und Dekan Chartres in der Great Hall zu einem Austausch über den „Glauben und die Krone“ treffen. Es wird bei dem Gespräch vor allem um die Beziehungen zwischen den beiden Kirchen und der Monarchie gehen, wobei besondere Betonung auf die enge Bindung zwischen den beiden Kirchen und den fruchtbaren Dialog, den sie über die Jahrhunderte aufrecht erhalten haben, gelegt werden soll.
Bei dem Treffen werden auch wichtige musikalische Akzente gesetzt: besondere Stücke sollen aufgeführt werden, die an die turbulente Geschichte der königlichen Kapelle erinnern sollen. Die Chöre The Sixteen and Genesis Sixteen, werden durch Harry Christophers dirigiert und führen das Magnificat von Thomas Tallis, das Salve Regina von William Cornysh und das Kyrie von John Taverner auf. Für den Gründer und Präsidenten der Genesis Foundation, John Studzinski, ist „in diesen schwierigen Zeiten der Dialog zwischen verschiedenen Glauben wie nie zuvor notwendig und willkommen. Wir müssen zeigen, dass das, was uns verbindet, wesentlich mehr ist als das, was uns trennt.“
Ähnlich sieht das die Rektorin der Choral Foundation, Michele Price, die daran erinnert hat, welch eine wichtige Rolle eben diese Kapelle in den Religionswirren des 16. Jahrhunderts gespielt hat. Ihre Musiker und Komponisten dienten unter unterschiedlichen und schwierigen Charakteren wie Heinrich VIII., Edward VI., Maria I. und Elisabeth I. Der Lohn für diese Mühe: Sie wurden Referenzpunkt für die Musica Sacra in England. Deshalb, so Price, sei dies eine historische Gelegenheit, neu auf unsere Vergangenheit zu blicken und die verschiedenen christlichen Traditionen im 500. Jahr von Hampton Court Palace zu vereinen. Die Zeremonie ist für Publikum geöffnet, Tickets gab es im Rahmen einer Verlosung durch den Fernsehsender BBC, der das Ereignis überträgt.
Foto: Kreuzigung Christi – Bildquelle: Manuel GĂłmez