„Wir dürfen nicht Gott spielen!“

Erzbischof Thissen für Gottesbezug in Schleswig-Holsteins neuer Verfassung.
Erstellt von Radio Vatikan am 14. Februar 2014 um 10:45 Uhr
St. Marien-Dom, Hamburg

Hamburg (kathnews/RV). Gott soll auf jeden Fall in die Verfassung hinein. Mit dieser Überzeugung meldet sich Werner Thissen, Erzbischof von Hamburg, in dem Verfassungsstreit zu Wort, der derzeit Schleswig-Holstein beschäftigt. Das Parlament des nördlichsten deutschen Bundeslandes erarbeitet aktuell den Text für eine neue Verfassung, gegen Ende des Jahres soll sie vorliegen. Für einen Gottesbezug in der Präambel sei eine Mehrheit aber nicht absehbar, heißt es Agenturberichten zu Folge aus dem Verfassungsausschuss. Erzbischof Thissen betont dagegen, dass ein Gottesbezug auch in einer Demokratie Sinn hat und ein wichtiges Element einfügt: „Wir dürfen nicht Gott spielen! Wir sind nicht diejenigen, die über alles zu befinden haben. Das ist eine Stärke der Demokratie, dass die höchste Stelle nicht von Menschen besetzt ist, sondern von Gott und dass man vor Gott und seinem Gewissen Rechenschaft ablegen muss. Außerdem ist das ein starkes Moment der Freiheit, denn dadurch werden auch Minderheiten geschützt. Der Mensch kann und darf nicht alles.“

Der Gottesbezug widerspräche also nicht dem demokratischen Gedanken. Viele Menschen profitierten davon, was die Gläubigen täten, durch ihren sozialen Einsatz, durch Institutionen wie die Kirchen. Darüber hinaus geht es um etwas Fundamentaleres, so Thissen; er nennt es „einen Moment der Begrenzung der eigenen Machtfülle“. Er spricht von den Diktaturen, die die letzte Stelle der Macht nicht frei gelassen sondern selbst eingenommen hätten. Das habe unendliches Leid verursacht. Die Gefahr, dass damit Nichtglaubende vereinnahmt würden, sieht Thissen nicht. „Es ist ja nicht etwa so, dass das etwas wäre, wovon die Kirchen etwas haben. Sondern die Menschen haben etwas davon und wer nun partout sagt, dass er Atheist ist und nicht an Gott glaube, der hat auch einen Glauben. Dem tritt man nicht zu nahe, dem kann es dann egal sein, wenn Gott in der Verfassung drin steht. Es wird hier keiner dominiert.“

Foto: St. Marien-Dom, Hamburg – Bildquelle: Andreas Gehrmann

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