Wenn die Wurzel tot ist, wie kann dann noch der Keim bestehen?

Homilie des heiligen Cyrill von Alexandrien zum Evangelium des zweiten Sonntages im Jahreskreis, Lesejahr A in der sogenannten ordentlichen Form des Römischen Ritus.  Text: In Io L.2; PG 73, 191.  Übersetzung: Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 14. Januar 2017 um 15:00 Uhr

Seht, das Lamm Gottes, das die SĂŒnde der Welt hinwegnimmt.

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (1, 29-34)

In jener Zeit 29sah Johannes der TĂ€ufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die SĂŒnde der Welt hinwegnimmt. 30Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. 31Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekannt zu machen. 32Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. 33Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. 34Das habe ich gesehen. und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.

Papst Benedikt XVI. ĂŒber den Heiligen Cyrill von Alexandrien

Homilie des heiligen Cyrill von Alexandrien 

Es bedarf der ErklĂ€rung, wer jener ist, der bereits anwesend ist, und warum der, der vom Himmel kommt, zu uns herabgestiegen ist. Seht, sagte er, das Lamm Gottes, das der Prophet Jesaja uns voraussagte: Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank gefĂŒhrt und wie ein Lamm vor dem Scherer verstummte er. Ihn hat, sagte er weiter, das Gesetz des Moses schon vorausgebildet. Aber damals rettete das Lamm nur zum Teil, indem er nicht allen seine Barmherzigkeit zuteil werden ließ. War es doch nur Abbild und ein Schatten. Jetzt aber wird jenes Lamm, das einst geheimnisvoll vorhergebildet wurde, jene makellose Opfergabe fĂŒr alle zur Schlachtbank gefĂŒhrt, um die SĂŒnde der Welt hinweg zu nehmen; um den Zerstörer der Welt zu stĂŒrzen; um den Tod fĂŒr alle auf sich zu nehmen und dadurch den  Tod zu vernichten; um den Fluch ĂŒber die Menschen zu brechen. Damit endlich jenes Wort nicht mehr zu hören ist: Staub bist du und zu Staub kehrst du zurĂŒck; damit er der zweite Adam ist – nicht der irdische, sondern  der himmlische -, und damit er fĂŒr die Menschheit das Prinzip alles Guten, die Befreiung vom zerstörerischen Untergang, der Urheber des ewigen Lebens, die Ursache der Erneuerung in Gott, der Ursprung der Liebe und der Gerechtigkeit, der Weg eben zum Himmelreich ist.

Denn ein Lamm ist fĂŒr alle gestorben und rettet fĂŒr  Gott Vater die ganze Menschenherde. Einer fĂŒr alle, um alle Gott zu unterwerfen. Einer fĂŒr alle, um alle zu gewinnen, damit schließlich nicht mehr alle fĂŒr sich leben, sondern fĂŒr den, der fĂŒr sie selber gestorben und auferstanden ist.

Als wir nĂ€mlich in vielen SĂŒnden verkehrten und darum dem Tod und dem Verderben verfallen waren, gab der Vater seinen Sohn als Lösegeld fĂŒr uns, den einen fĂŒr alle, denn alles ist in ihm und er ist besser als alles. Einer ist fĂŒr alle gestorben, damit wir alle in ihm leben.

Denn der Tod hat, als er das geschlachtete Lamm verschlungen hat, in ihm und mit ihm zugleich alle ausgespuckt. Denn wir alle waren in Christus, der unsertwegen und fĂŒr uns gestorben und auferstanden ist. Wie ist es doch möglich, dass, nachdem die SĂŒnde vernichtet ist, sogar der Tod, der aus ihr stammt, seinetwegen nicht vernichtet ist? Wenn die Wurzel tot ist, wie kann dann noch der Keim bestehen? Wenn die SĂŒnde tot ist, welche Todesursache besteht dann noch fĂŒr uns? Darum sollten wir wegen der Tötung des Lammes hoch erfreut sein und rufen: Tod, wo ist dein Sieg? Hölle, wo ist dein Stachel?

Denn jede Bosheit, wie irgendwo der Psalmist singt, schließt ihr Maul. Sie wird die SĂŒnder wegen ihrer SchwĂ€che nicht mehr anklagen. Denn es ist Gott, der rechtfertigt: Christus hat uns von der Schmach des Gesetzes erlöst, indem er selber fĂŒr uns zum GeschmĂ€hten geworden ist, damit wir der Schmach der SĂŒnde entfliehen.

Übersetzung: Gero P. Weishaupt

Foto: Christus – Bildquelle: Christiana-Verlag im FE-Medienverlag

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