Vom Leben der Trappisten

Eine Buchbesprechung von Hans Jakob BĂĽrger.
Erstellt von Hans Jakob BĂĽrger am 27. Januar 2017 um 20:07 Uhr

Bernardin Schellenberger war einst „Zisterzienser von der strengeren Observanz“ (OCSO), einem katholischer Orden, der weithin als „Trappisten“ bekannt ist und berühmt ob der strengen Lebensweise der „schweigenden Mönche“. Über seine 15 Jahre (1966-1981) als Trappist der Abtei Mariawald berichtet Schellenberger autobiographisch in dem nun vom „Verlag der Ideen“ herausgegebenen Buch „Gott suchen – sich selbst finden. Erfahrungen mit der Regel Benedikts“.

Ähnliches hatte Schellenberger schon in seinem 2005 erschienenen (und inzwischen vergriffenen) großformatigen Buch „Die Stille atmen“ unternommen, das mit großformatigen Fotos einen Einblick in das Leben der Mönche von Mariawald gegeben hat. Diese visuelle Darstellung macht den einen wesentlichen Unterschied der beiden Bücher aus. Das neue, 430 Seiten starke Buch ist zwar auch bebildert, sogar mit anderen Fotos, doch diese sind, sicher dem handlichen Format des Buches geschuldet, nur kleinformatig. Der damalige Text indes ist geblieben.

Somit ergibt sich ein zweiter Unterschied zu dem großformatigen Buch von 2005, das man nur durchblättern konnte, wenn man es auf einen Tisch legte: Das Lesen wird einfacher gemacht, denn dem interessierten Leser wird jetzt die Möglichkeit gegeben, das Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen wo er es möchte.

Schellenberger berichtet aber nicht über das Leben der Mariawalder Trappistenmönche wie es war, als er es 1981 sein Mönchsleben aufgegeben hat, sondern er beschreibt die Lebensweise, die er angetroffen hatte, als er 1966 eingetreten ist, um freiwillig dieses Leben zu führen und zu teilen. Es war die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, in dessen Folge sich Vieles in der Kirche verändern sollte. Auch die „Zisterzienser von der strengeren Observanz“ begannen, Veränderungen ihrer Lebensweise vorzunehmen und zum Teil gravierende Neuerungen einzuführen. Das Anliegen des Autors ist es, jenen Alltag der Trappisten von Mariawald zu beschreiben, wie er damals noch gemäß den traditionellen Gebräuchen gelebt wurde.

So gibt dieses Buch oft bis in die kleinsten Details eine Vorstellung davon, wie das Klosterleben der Trappisten war. Schellenberger schreibt einfach und beeindruckend über das Leben der Mönche, von ihrem Eintritt bis zu ihrem Tod. Man erfährt von dem Glück, das die Mönche verspüren, und wie zufrieden sie sind in ihrem Leben voller Gebet und Arbeit. Auch dass die Trappisten nicht ewig schweigen erfährt der Leser, vielmehr werden nur noch die Worte gesprochen, die wirklich notwendig sind. Außerdem gibt es eine praktische Zeichensprache. So wird das Überflüssige einfach weggelassen – undenkbar in unserer heutigen so hektischen Welt, in der alles und jedes „sofort“ ausgesprochen und erledigt werden muss.

Neben dem umfassenden Einblick in das alte Mönchsleben sind Schellenbergers Zitate vieler Zisterzienserväter ein Genuss für den am geistlichen Leben interessierten Leser. Zur schweren Arbeit und Strenge des Mönchslebens zitiert Schellenberger den englischen Mönch Matthäus von Rievaulx: „Uns erschöpft die Arbeit, das Kloster hält uns am Zügel, die Disziplin hält uns stramm, die knappe Nahrung schmal, die Entbehrung drückt. Uns brennt der Winter, der Sommer kocht uns, und dieser Schmelzofen ist ein Quell für die Seele. Durch das Feuer wird sie bewährt.“

Das harte Mönchsleben änderte sich in den folgenden Jahren stark. Besonders die Strenge wurde aufgegeben, dem Einzelnen wurde mehr Eigenverantwortung überlassen. Auch im mönchischen Alltag „verarmte“ Vieles: Die Nachtruhe wurde verlängert, die Nachtwachen und das gesamte Göttliche Offizium wurden verkürzt. Gesprächskreise und gemeinsame Feiern wurden hie und da eingeführt. Aus Schlafsälen wurden Einzelzimmer; und man hört sogar, es gäbe Urlaub für die Mönche. Kein Wunder, wenn Schellenberger am Ende seines Buches schreibt: „So gut wie alle Mitbrüder meiner Generation haben sich binnen weniger Jahre in alle Winde zerstreut.“ Dies ist das Drama dieses biographischen Buches: kein Happy-End. Dennoch sei all jenen dieses Buch empfohlen, die sich aus historischen und biographischen Gründen für das Mönchsleben interessieren, sowie jenen, die womöglich entdecken wollen, wie kraftvoll, fruchtbar und schön ein strenges Leben heute sein kann. Gott sei Dank gibt es heute weltweit wieder solche Aufbrüche, nicht zuletzt auch in Mariawald.

Hans Jakob BĂĽrger

Bernardin Schellenberger
Gott suchen – sich selbst finden
Erfahrungen mit der Regel Benedikts
Verlag der Ideen, 2016
437 Seiten; 24,90 Euro
ISBN 978-3-942006-21-7

Foto: Abteikirche – Kloster Mariawald – Bildquelle: Daniel Tibi

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