„Vom Jerusalempilger zum Grabesritter – Geschichte des Ritterordens vom Heiligen Grab“

Eine Buchbesprechung von Martin Bürger.
Erstellt von Martin Bürger am 17. Januar 2017 um 21:41 Uhr

Die mittelalterlichen Ritterorden beflügeln noch heute die Fantasie vieler Menschen. Leider gibt es diesbezüglich auch viele unsinnige Verschwörungstheorien zu lesen, sodass es nicht immer leicht ist, beim Bücherkauf die Spreu vom Weizen zu trennen. „Vom Jerusalempilger zum Grabesritter“ aus der Feder von Michael F. Feldkamp ist eine fundierte, knappe und gut lesbare „Geschichte des Ritterordens vom Heiligen Grab“, wie es im Untertitel heißt. Gleich zu Beginn wird etwaigen Spekulationen über die verborgene Tätigkeit der Ritterorden eine Abfuhr erteilt. „Apropos: Im Verborgenen wirken!? Der Ritterorden ist kein Geheimbund! Verborgen bleibt lediglich die unbeschreiblich großzügige Hilfe jedes einzelnen Mitglieds, die dieses nach seinen Möglichkeiten erbringt. In dieser Gemeinschaft gilt noch der urchristliche Grundsatz, Gutes zu tun, aber nicht darüber zu reden!“

Das vom Patrimonium-Verlag herausgegebene Werk beginnt ganz allgemein mit einer Darstellung des Pilgerwesens im Mittelalter, widmet sich den geistlichen Ritterorden, die in jener Zeit entstanden, als die Kreuzzüge eine wichtige Rolle im kirchlichen Leben spielten, fährt dann fort mit einer kurzen Geschichte der Grabeskirche, um schließlich, im Rahmen von mehreren Kapiteln, die eigentliche Geschichte der Ritter vom Heiligen Grab durch die Jahrhunderte zu präsentieren.

Die Anfänge des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem lassen sich nicht so leicht rekonstruieren. Es gilt, fromme Legenden von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Laut Feldkamp sei weder der Herrenbruder Jakobus, noch Karl der Große, Gottfried von Bouillon oder Ludwig VII. von Frankreich der Gründer gewesen, wie es verschiedentlich von Chronisten dargestellt worden war. Stattdessen konstatiert der Autor: „Eine Gründungsurkunde oder einen Gründungsakt gibt es nicht. Doch bieten die Zeitumstände der ersten nachweisbaren Ritterpromotion am Heiligen Grab im Jahre 1335 immerhin Hinweise und Rückschlüsse an.“

Im Unterschied zu anderen Ritterorden war der Kreuzzugsgedanke für die Ritter vom Heiligen Grab weniger vordergründig. Zur Zeit der Säkularisation vertraten sie längst „das Ideal eines neuen geistlichen Rittertums, das sich vom hochmittelalterlichen Kreuzzugsgedanken entfernt hatte und vielmehr dem Pilgergedanken sowie dem Unterhalt des Heiligen Grabes zu Jerusalem verpflichtet war. Ausschlaggebend war für das Handeln und Wirken der Grabesritter in der Welt ihre Spiritualität, die in enger Verbindung mit dem leeren Grab und damit der Auferstehung Christi stand und – angefangen mit der Heilig-Land-Pilgerfahrt – in persönlichen Frömmigkeitsübungen zum Ausdruck kam.“ Die beiden abschließenden Kapitel befassen sich dann mit dem „Wiederauferstehen“ des Ritterordens im 19. und 20. Jahrhundert sowie der Geschichte der deutschen Statthalterei im Detail.

Martin Bürger

Bibliografische Informationen:

Michael F. Feldkamp
Vom Jerusalempilger zum Grabesritter. Geschichte des Ritterordens vom Heiligen Grab
Broschur, 230 Seiten
Patrimonium-Verlag
ISBN 978-3-86417-055-3
14,80 Euro

Foto: Vom Jerusalempilger zum Grabesritter (Buchcover) – Bildquelle: Patrimoniumverlag

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