Vertrauen zurückgewinnen als Weg aus der Krise

Karlspreisverleihung in Aachen.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 2. Juni 2011 um 19:11 Uhr

Aachen (kathnews). Jean-Claude Trichet, der Präsident der Europäischen Zentralbank, ist heute im historischen Krönungssaal des Aachener Rathauses mit dem „Internationalen Karlspreis zu Aachen“ ausgezeichnet worden. Trichet erhielt die angesehene europäische Auszeichnung wegen seines Einsatzes für den Erhalt des Euro und den Zusammenhalt der Währungsunion. Die Laudatio hielt der Präsident der Europäischen Kommission, Jose Manuel Barosso. Der Oberbürgermeister der Kaiserstadt Aachen, Marcel Phillip, überreichte den Karlspreis. Der Sprecher des Karlspreisdirektoriums, Jürgen Linden, verlas die Urkunde. Der Karlspreis zeigt das älteste Stadtsiegel Aachens aus dem 12. Jahrhundert. Nach der Verleihung wurde die erste Strophe der aus zehn Strophen bestehenden Aachener Sequenz, („Aachener Stadthymne“) „Urbs Aquens, Urbs Regalis“ (Aachen, königliche Stadt) gesungen. Sie ist Teil der Karlsliturgie, die im Zuge der kultischen Verehrung Karls des Großen nach 1165 in Aachen entstanden ist.

Pontifikal im Aachener Dom

Vor der Verleihung zelebrierte der ehemalige Bischof von Rotterdam, Diözesanadministrator Adrianus Herman van Luyn, Vorsitzender der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), in Anwesenheit des diesjährigen Preisträgers des Internationalen Karlspreises der Stadt Aachen, des  Präsidenten der Europäischen Zentralbank und des Präsidenten der Europäischen Kommission ein Pontikales Hochamt.

Euro steht im Dienst der Einheit Europas

Die Predigt hielt Mgr. Heinrich Mussinghoff. In seiner Predigt stellte der Aachener Bischof und Vize-Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz viele Gemeinsamkeiten zwischen der Kirche und der Europäischen Zentralbank bzw. dem Euro fest. Das Fest Christi Himmelfahrt konfrontiere die Christen mit dem missionarischen Auftrag, diese Welt im Geist Jesu Christi mitzugestalten. Dies sei eine große, Richtung weisende und Mut zusprechende Vision, so der Bischof. Eine große Vision sei auch das Zusammenwachsen Europas als Einheit in kultureller Vielfalt. Die einheitliche Währung des Euros sei dabei der geprägte Einheitsgedanke auf dem Weg zur Verwirklichung dieser Vision. Der Euro sei aber nicht die Vision selbst, sondern stehe im Dienst an der Vision eines im Geist des Humanismus geeinten Europas. In diesem Sinne habe die Europäische Zentralbank wie die Kirche einen gemeinsamen missionarischen Auftrag für die Menschen unseres Kontinents und darüber hinaus.

Instrument zur Bewahrung des Friedens

Der Weg für eine erfolgreiche missionarische Sendung seien gute Argumente und Vertrauen der Menschen. Ein gutes Argument der Kirche sei die christliche Idee der unantastbaren menschlichen Würde: Der unbedingte Lebensschutz von Anfang an bis zum Ende als unaufgebbare Konsequenz oder die Wertschätzung von Menschen mit Behinderungen. Gute Argumente gebe es auch für den Euro: Die hinter dem Euro stehende starke Wirtschaftskraft oder der Wegfall des Geldumtauschs. Der Euro stehe aber auch für die soziale Identität Europas, für einen Solidarpakt der Stärkeren mit den Schwachen, betonte der Bischof. Er ist sei ein Instrument zur Bewahrung des Friedens unter den Völkern. Der Euor stehe für die wirtschaftliche Stabilität dieses Kontinents, in die zu vertrauen sich lohnt.

Ohne Vertrauen könnten aber gute Argumente wenig ausrichten. In der Kirche bedürfe es einer glaubwürdigen Ausstrahlung, um die Menschen zu gewinnen. Ohne Vertrauen verlöre auch jede Währung ihren Wert. Solange aber die Menschen Vertrauen in die Autorität der Zentralbank hätten, werde sie als glaubwürdige Verteidigerin der Preisstabilität wahrgenommen, unabhängig von kurzfristigen politischen Interessen. Die Europäische Zentralbank mit habe mit ihrem Präsident Trichet an der Spitze dieses Vertrauen auch in schwerer Zeit geschaffen und damit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag auf dem Weg zur großen europäischen Vision geleistet, betonte Bischof Mussinghoff.

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