Vatikanum II: Das Dekret „Presbyterorum Ordinis“

Mit dem Dekret „Presbyterorum Ordinis“ setzt Kathnews - wie angekündigt - seine im Oktober 2012 begonnene Reihe ausgewählter Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils fort. Alle bisher veröffentlichten und kommentierten Texte des Konzils können auf www.geroweishaupt.com unter dem Link „Konzil" abgerufen werden.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 9. Januar 2016 um 11:42 Uhr
Vaticanum II, Konzilsväter

Einleitung von Gero P. Weishaupt:

Das Dekret Presbyterorum Ordinis ist eines von insgesamt neun Dekreten des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Wort „Dekret“ hat im kirchlichen Gebrauch unterschiedliche Bedeutungen. Sie reichen vom päpstlichen Erlass, über Verwaltungsverfügung und gerichtliches Urteil zur dogmatischen Entscheidung. Die Dekrete des Zweiten Vatikanischen Konzils betreffen allgemeine Vorgaben für die kirchliche Disziplin. „Die Dekrete sagen, wie eine Lebenswirklichkeit der Kirche neu geregelt und gestaltet werden soll. In einem Grundteil wird dabei regelmäßg die dogmatische Grundlage knapp zusammenfaßt, woran sich die daraus begründeten Weisungen reformerischen Inhalts anschließen. Im Vergleich zu den Konstitutionen sind die Dekrete zudem kürzer“ (Otto Hermann Pesch, Das Zweite Vatikanische Konzil. Vorgeschichte, Verlauf – Ergebnisse, Nachgeschichte, Würzburg, 2. Auflage, 80).

Zielsetzung des Dekretes Presbyterorum Ordinis

„(A)uf die große Würde des Priesterstandes in der Kirche“ (Presbyteroum Ordinis in  Ecclesia excellentiam…) hat das Konzil schon an verschiedenen Stellen in anderen Zusammenhängen hingewiesen. So verweist das Vorwort (Prooemium) des Dekretes auf die Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, die Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium, das Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche Christus Dominus und das Dekret über die Ausbildung der Priester Optatam totius. Da das Zweite Vatikanische Konzil sich als ein Pastoral- und Reformkonzil verstand, das eine Erneuerung der Kirche in Kontinuität mit der Tradition anstrebte, hielten die Konzilsväter es für notwendig, für den Priesterstand (presbyterorum ordo) ein eigenes Dekret zu verfassen, kommt doch „diesem Stand bei der Erneuerung der Kirche höchst bedeutsame und unstreitig immer schwierigere Aufgaben“ zu (Vorwort). Den Konzilsvätern geht es darum, die Priester durch ihre Darlegungen und Weisungen des Dekretes „in seelsorglich und menschlich vielfach so tiefgreifend veränderten Verhältnissen wirksamer zu unterstützen und ihrem Leben besser Sorge zu tragen“.

Inhalt und Aufbau

Das Dekret handet in drei Kapiteln über Leben und Wirken der Priester in der Kirche. Im ersten Kapitel (Art. 2-3) wird das Priestertum und seine Sendung in der Kirche beschrieben; das zweite Kapitel (Art. 4-11) handelt über den priesterlichen Dienst durch die drei Ämter Christi, an denen der Priester durch die Weihe in besonderer Weise teilthat; das dritte Kapitel (Art. 12-22) schließlich befaßt sich mit dem Leben der Priester. In diesem Kapitel thematisiert das Konzil auch den Zölibat der Priester.

Teilhabe an den drei Ämtern Christi

In Artikel 1 des Dekretes, dem Vorwort (Prooemium), wird bereits angedeutet, worum es dem Dekret hauptsächlich geht: um den Dienst des Priesters und seine Aufgabe im Dienst der Kirche. Der Priester empfängt durch die Weihe und Sendung des Bischofs das priesterliche Amt. Dadurch nimmt er teil auf an den drei Ämtern Christi. Dieses dreifache Amt umfaßt das Lehramt, das auf die Verkündigung, das Priesteramt, das auf die Heiligung, und das Königsamt, das auf den Hirtendienst ausgerichtet ist und wodurch „die Kirche hier auf Erden ununterbrochen zum Volk Gottes, zum Leib Christi und zum Tempel des Heiligen Geistes auferbaut wird“. Alle drei Ämter sind freilich in vielfacher Weise ineinander verflochten, sie können nicht voneinander strikt getrennt werden. Die Lehre von den drei Ämtern Christi hat ihr Fundament in der Heiligen Schrift und bei den Kirchenvätern. „Auf dem Weg der lutherischen Theologie wurde sie in dieser feststehenden Form um die Wende vom 18. auf das 19. Jahrhundert von der katholischen Theologie übernommen.“ Sie hat „sich allmählich, bis in die päpstlichen Lehrausagen hinein, durchgesetzt“ (Friedrich Wulf, in: LThK, Erg. III, Freiburg 1968, 145). Vor allem war es Papst Pius XII., der in seiner Enzyklika Mystici Corporis im Rahmen der Kirchenlehre (Ekklesiologie) die Lehre von den drei Ämtern Christi aufgriff. Sie ist darum Lehre des höchsten päpstlichen Lehramtes.

Das Priestertum in unersetzlich

Wenngleich alle Getauften teilhaben an diesem dreifachen Amt Christi, so nehmen die Priester kraft ihrer Weihe auf besondere Weise daran teil, wodurch sie sich nicht nur dem Grade nach, sondern dem Wesen nach von den übrigen Getauften, d.h. denen, die keine Weihe empfangen haben („Laien“) unterscheiden (vgl. Lumen Gentium, Art. 10), und zwar so, dass sie im Volk Gottes Christus als das Haupt des Volkes Gottes repräsentieren. „Letztlich bleibt es immer Christus, der in seinen Dienern und durch sie heilschaffend wirkt, aber eben in ihnen und durch sie, so daß ihr Amt und ihr Wirken in der Kirche unersetzlich ist“ (Friedrich Wulf, a.a.O.).

Text desArtikels 1 (Vorwort) von Presbyterorum Ordinis. Deutsch – Latein

Schon mehrfach hat diese Heilige Synode alle auf die große Würde des Priesterstandes in der Kirche hingewiesen. Da diesem Stand jedoch bei der Erneuerung der Kirche Christi höchst bedeutsame und unstreitig immer schwierigere Aufgaben zukommen, schien es sehr angeraten, ausführlicher und gründlicher über die Priester zu sprechen. Was im folgenden gesagt wird, gilt für alle Priester, vor allem für die, die im Seelsorgsdienst stehen; bei Ordenspriestern ist Zutreffendes entsprechend anzuwenden.

Durch die Weihe und die vom Bischof empfangene Sendung werden die Priester zum Dienst für Christus, den Lehrer, Priester und König, bestellt. Sie nehmen teil an dessen Amt, durch das die Kirche hier auf Erden ununterbrochen zum Volk Gottes, zum Leib Christi und zum Tempel des Heiligen Geistes auferbaut wird. Um ihr Amt in seelsorglich und menschlich vielfach so tiefgreifend veränderten Verhältnissen wirksamer zu unterstützen und ihrem Leben besser Sorge zu tragen, erklärt und bestimmt darum diese Heilige Synode das Folgende.

PRESBYTERORUM ORDINIS in Ecclesia excellentiam iam pluries haec Sacrosancta Synodus in memoriam omnium revocavit. Cum tamen huic Ordini in Ecclesiae Christi renovatione partes maximi momenti et in dies quidem difficiliores assignentur, perutile visum est fusius et profundius de Presbyteris tractare; ea quae hic dicuntur omnibus Presbyteris applicantur, speciatim iis qui curae animarum inserviunt, congrua congruis referendo ad religiosos Presbyteros quod attinet. Presbyteri enim, sacra Ordinatione atque missione, quam ab Episcopis recipiunt, promoventur ad inserviendum Christo Magistro, Sacerdoti et Regi, cuius participant ministerium, quo Ecclesia in Populum Dei, Corpus Christi et Templum Spiritus Sancti, hic in terris, indesinenter aedificatur. Quapropter, ut in adiunctis pastoralibus et humanis persaepe tam funditus mutatis eorum ministerium efficacius sustineatur atque eorundem vitae melius provideatur, Sacrosancta haec Synodus quae sequuntur declarat ac decernit.

Foto: Konzilsväter – Bildquelle: Lothar Wolleh / Wikipedia

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