Sudan vor dem Referendum – Tausende auf der Flucht

Zur aktuellen Lage im Sudan.
Erstellt von kathnews-Redaktion am 30. Dezember 2010 um 18:28 Uhr

Bonn/Karthoum (kathnews/db). Tausende Menschen flüchten in die Flüchtlingslager nahe der sudanesischen Hauptstadt Karthoum. Sie fliehen aus Angst vor der Gewalt und der Bedrohung, der sie im Norden umso mehr ausgesetzt sind, desto näher es auf das Referendum am 09. Januar 2011 zugeht. Dann wird über die Unabhängigkeit der südlichen Landesteile abgestimmt. Für die Nordsudanesen würde die Teilung des Landes den Verlust ihrer Ölquellen bedeuten, die sich größtenteils im Süden des Landes befinden.

„Die Südsudanesen haben Angst vor weiteren Schikanen. Sie sind in den letzten Wochen so schlecht behandelt worden, dass sie um jeden Preis in den Süden zurück wollen“, so berichtet Salesianerpater Ferrington aus Karthoum. Die provisorische Regierung hatte den rückkehrenden Flüchtlingen Trucks zugesagt, die sie zurück bringen sollten, doch viele warten nun schon seit Wochen in den Camps vergeblich darauf.

„Zurück in ihre Häuser können sie nicht, denn diese haben sie verlassen und in die Hände der Nordsudanesen gegeben. Geld haben sie keines, das ist in den letzten Wochen auf der Flucht, beim Kauf von Lebensmitteln zu Ende gegangen“, erklärt P. Ferrington, der einige der Lager in Mayo und Andalus, die zum Einzugsgebiet seiner Pfarrei „St. Joseph“ gehören, besucht hat. „Tausende warten dort umgeben von ihren wenigen Habseligkeiten auf die Rückkehr in den Süden, doch diese ist noch nicht absehbar. Viele Kinder sind unterernährt, es gibt keine medizinische Hilfe.“

P. Ferrington und seine Mitarbeiter werden nun mit der ersten Nothilfe beginnen. Mithilfe von Spendengeldern werden sie Lebensmittel, Medikamente und Decken, auf den lokalen Märkten besorgen und in die Lager bringen. Auch im Süden des Landes ist die Lage katastrophal. Die rückkehrenden Flüchtlinge aus dem Norden stehen dort vor dem Nichts: Es gibt keine Lebensmittel, keine Häuser, es fehlt an allem, was sie zum Leben brauchen. Salesianerpater Dominic berichtet aus Juba „Die Familien leben unter Bäumen, ohne ein Dach, das sie vor Regen und Sonne schützt. Viele haben den ganzen Tag nichts zu essen und nichts zu trinken. Einige sind schwer verletzt. Morgen werden wir die Menschen mit den schlimmsten Verletzungen ins Krankenhaus bringen.“

Die Salesianer Don Boscos im Sudan

Seit 30 Jahren sind die Salesianer Don Boscos im Sudan tätig. An fünf Standorten unterstützen sie Flüchtlingsfamilien beim Neubeginn. In Don Bosco Schulen und Berufsbildungszentren erhalten Kinder und Jugendliche die Grundlagen, die sie für ein Leben in Frieden benötigen. In Karthoum ist aus einer kleinen Pfarrei ein großes Sozialzentrum gewachsen. Im Einzugsgebiet der Einrichtung leben vor allem Flüchtlinge aus dem Süden. Aus den ehemaligen Zeltunterkünften, die sich um die Pfarrei ansiedelten, sind zum Teil flache, graue Lehmbauten entstanden.

Eine Infrastruktur (Wasser- und Stromanschluss) gibt es jedoch nicht. Zum Sozialzentrum der Salesianer gehören eine Gesundheitsstation, fünf Schulen, die von insgesamt 5000 Kindern besucht werden und ein Ausbildungszentrum. Im Süden des Landes haben die Salesianer Don Boscos an mehreren Standorten Schulen errichtet, um Perspektiven für rückkehrende Flüchtlinge zu schaffen.

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