Orthodoxe und Katholiken rücken näher zusammen

Direktor von Kirche in Not, Neville Kyrke-Smith, berichtet über Russlandreise.
Erstellt von Radio Vatikan am 5. Februar 2013 um 14:39 Uhr

Moskau/St. Petersburg (kathnews/RV). Gemeinsame Probleme lassen Katholiken und Orthodoxe in Russland näher zusammen rücken. Diesen Schluss zieht der Direktor von Kirche in Not in England, Neville Kyrke-Smith, nach einer Russlandreise. Kyrke-Smith war vor kurzem für Kirche in Not vor Ort, um sich über die Entwicklungen im Verhältnis von Katholiken und Orthodoxen zu informieren. „Einer der Bischöfe, die ich dort traf, sagte mir, dass sie gegen Christianophobie zu kämpfen hätten. Das bringt die Kirchen natürlich zueinander. Bischof Nazary vom Kloster St.Alexander Nevsky Lavra in St. Petersburg erzählte mir von einem russischen Sprichwort: ‚je schlechter, desto besser’. Er bezog das auf die gemeinsamen Herausforderungen wie Säkularismus, Materialismus und den fundamentalistischen Islam, der sehr zunehme. Diese Probleme sind für Katholiken wie für orthodoxe Christen große Herausforderungen. Ich denke, da gibt es viel Raum für Diskussionen und Gespräche zwischen Katholiken und Orthodoxen.“

Bei seiner Reise durch Russland hätten viele Orthodoxe Kyrke-Smith dafür gedankt, dass katholische Hilfswerke, wie etwa Kirche in Not, auch die Orthodoxen unterstützten. Für Kyrke-Smith ist das selbstverständlich: „Ich denke, da kommen wir wieder auf die Botschaft der Päpste Johannes Paul II und Benedikt XVI. zurück: ‚Wir müssen einen Dialog der Nächstenliebe aufbauen’. Daran ist auch Kirche in Not beteiligt. Wir haben dabei festgestellt, dass es außerhalb von Moskau und St. Petersburg einfacher ist, mit Orthodoxen zusammen zu arbeiten und sich zu verständigen.“ Die gemeinsamen Probleme schweißen Katholiken und Orthodoxe eng zusammen, so Kyrke-Smith. Der Leiter von Kirche in Not in England erklärte, vor allem im Norden des Landes sorge der zunehmende islamistisch geprägte Fundamentalismus für Angst. Einige Bischöfe aus dem Nordkaukasus hätten ihm berichtet, dass Christen deshalb bereits diese Gebiete verlassen hätten:

„Ich möchte noch einmal Papst Benedikt XVI. zitieren, er sagt, religiöser Fundamentalismus ist ein Irrweg der Religion, es ist keine wahre Form der Religion. Die Politisierung und Radikalisierung der Religion, die wir in einigen Teilen Russlands gesehen haben, in der Vergangenheit besonders im Norden, das hat wirklich Angst entfacht.“ Auch zu einem anderen Thema hat sich Kyrke-Smith ein Bild gemacht bei seiner Russland-Reise: Der Beziehung von Kirche und Staat. „Zum orthodoxen Weihnachtsfest sagte Präsident Putin, er lobe die Sozialarbeit der orthodoxen Kirche und anderer Kirchen. Er sprach in diesem Zusammenhang auch von interreligiösem Dialog. Das ist natürlich sehr ermutigend. Ich glaube manchmal, wir hier im Westen verstehen nicht, dass Russland das Bedürfnis nach einem starken Führer hat. Die Beziehung zwischen Staat und Kirche ist in Russland manchmal aber ein bisschen zu eng. Das kann zu Missverständnissen und Problemen führen.“

Es sei auch schwierig, das Verhältnis von Kirche und Staat in Russland vom Westen aus beurteilen zu wollen, erklärte Kyrke-Smith, der Direktor von Kirche in Not in England. Man müsse dabei immer bedenken, dass Russland seine eigene Geschichte habe. Die russisch-orthodoxe Kirche ist die größte orthodoxe Nationalkirche weltweit. Ihr gehören mit 150 Millionen Mitgliedern mehr als die Hälfte der weltweit rund 250 Millionen orthodoxen Christen an. Allein in Russland bekennen sich laut einer Umfrage vom November fast drei Viertel der Bevölkerung zur Orthodoxie – etwa 106 Millionen Menschen. Fast alle übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat ebenfalls zu seinem kanonischen Territorium.

Foto: Orthodoxe Kirche – Bildquelle: Andreas Gehrmann

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