Open Doors veröffentlicht Weltverfolgungsindex 2012

„Gebet ist das erste, worum uns verfolgte Christen bitten.“
Erstellt von Martin Bürger am 5. Januar 2012 um 12:50 Uhr

Kelkheim (kathnews). Die christliche Hilfsorganisation Open Doors hat zu Beginn des Jahres 2012 seinen aktuellen Weltverfolgungsindex veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine Rangliste derjenigen 50 Staaten, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Auf dem ersten Platz liegt, wie bereits in den vergangenen Jahren, der kommunistische Staat Nordkorea. Auch nach dem Tod des bisherigen Diktators Kim Jong Il gehe man nicht davon aus, dass sich für die knapp 400.000 Christen kurzfristige Verbesserungen ergeben, erklärte Open Doors in einer Pressemitteilung. Zwar gingen die Machthaber „unnachgiebig“ gegen Christen vor, doch seien die christlichen Hausgemeinden heute besser vernetzt als je zuvor und könnten sich „gegenseitig ermutigen“.

Nordkorea ist auf den nächsten Plätzen gefolgt von islamisch geprägten Staaten. Insgesamt finden sich auf der 50 Staaten umfassenden Rangliste 38 mit starkem muslimischem Hintergrund. Open Doors beschreibt die Lage mit folgenden Worten: „Die Situation für Christen hat sich zunehmend dort verschlechtert, wo auch der islamische Extremismus zugenommen hat.“ Mit Afghanistan auf dem zweiten und Irak auf dem neunten Rang befinden sich interessanterweise zwei Staaten auf den vorderen Plätzen, in denen westliche Truppen unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika vorgeblich für Demokratie und dauerhafte Freiheit sorgen wollten.

Auch in den Staaten des sogenannten „arabischen Frühlings“ werde sich „aller Voraussicht nach die Lage für Christen nicht verbessern“. Ägypten rückte in der Rangliste allein um vier Positionen vor auf Rang 15. Im Zeitraum eines Jahres wurden in Ägypten – mit zehn Millionen Christen die Heimat von rund 75 Prozent aller Christen des Nahen Ostens – mehrere Kirchen angegriffen und 60 Christen ermordet. In Saudi-Arabien (dritter Platz) gebe es jedoch Zeichen der Hoffnung, da die Zahl der Christen muslimischer Herkunft zunehme. Nichtsdestotrotz könnten die saudi-arabischen Christen sich nur im Untergrund zu ihrem Glauben bekennen, da ihnen ansonsten die Todesstrafe drohte.

Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, sieht in der Verschlimmerung der Christenverfolgung weltweit einen traurigen Trend: „Jedes Jahr zeigt der Index die Situation der Christen als weltweit größte verfolgte Religionsgemeinschaft aus der Vogelperspektive.“ Hinter jeder Statistik stünden aber unzählige weitgehend unbekannte Einzelschicksale von Männern, Frauen und Kindern. Nachdem man zur Kenntnis genommen habe, wo die Christen am stärksten verfolgt werden, müsse man auch dafür sorgen, den Betroffenen Hilfe zukommen zu lassen: „Gebet ist das erste, worum uns verfolgte Christen bitten. Darüber hinaus gibt es die Notwendigkeit, durch Hilfsprojekte vor Ort zu helfen.“

Extreme Verschlechterungen mussten in den afrikanischen Staaten Nigeria (von Platz 23 auf 13) und Sudan (von Platz 35 auf 16) festgestellt werden. Aus Nigeria erreichten Open Doors bestätigte Berichte über mindestens 300 Christen, die aufgrund ihres Glaubens getötet wurden. Die Dunkelziffer könne allerdings „zwischen 1.000 und 1.500 liegen“. Bei Nigeria muss zwischen dem muslimischen Norden des Staates und dem eher christlich geprägten Süden unterschieden werden. Gleiches gilt für den Sudan, dessen christlicher Süden seit dem vergangenen Jahr vom nördlichen Staat Sudan unabhängig ist. Die offizielle Zahl getöteter Christen im Sudan sei vergleichsweise niedrig. In den umstrittenen Grenzregionen zum Südsudan habe es indes viele tausend Tote gegeben. Open Doors erklärte einschränkend: „Religionszugehörigkeit war dabei ein Aspekt, der sich jedoch mit politischen Loyalitäten und dem Streben nach der Kontrolle über Bodenschätze vermischte.“

Als überkonfessionelles internationales Hilfswerk ist Open Doors in über 50 Ländern aktiv, um wegen ihres Glaubens verfolgte Christen zu unterstützen und zu ermutigen, trotz Verfolgung ihr Christsein zu leben, ihre Gemeinden zu stärken und auch in einer feindlich gesinnten Umwelt das Evangelium zu verkünden. Seit 1993 veröffentlicht die Organisation einen Weltverfolgungsindex. Dafür bewertet eine internationale Arbeitsgruppe jedes Jahr aufs Neue die Situation der Christen in Staaten mit eingeschränkter oder nicht vorhandener Religionsfreiheit. Für den Weltverfolgungsindex 2012 wurden Daten vom 1. November 2010 bis zum 31. Oktober 2011 berücksichtigt. Die Platzierung eines Staates ergibt sich nicht nur aus bekannt gewordenen Übergriffen auf Christen, sondern auch dem grundsätzlichen Grad der Religionsfreiheit für Christen.

Foto: Logo von Open Doors – Bildquelle: Open Doors Deutschland

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