Lumen gentium. Artikel 3

Das Reich Christi und die Kirche sind nicht voneinander zu trennen.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 7. Februar 2014 um 22:42 Uhr
Christus mit der Eucharistie

Einführung von Gero P. Weishaupt: In ihren weiteren Ausführungen über das Mysterium der Kirche gehen die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils in Artikel 3 von Lumen gentium auf den Zusammenhang von Reich Christi, durch das die Gottesherrschaft auf Erden begründet wird, und Kirche ein. Sie knüpfen die Gottesherrschaft an Person, Leben und Wirken Christi. Es ist die Kirche, die der Verwirklichung der Gottesherrschaft in der Zeit zwischen der Himmelfahrt Christi und seiner Wiederkunft als Werkzeug dient. In der Kirche ist das Reich Christi verborgen, aber sichtbar wirksam. Die Kirche ist, so lehren die Konzilsväter, „das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi“ (Ecclesia seu regnum Christi iam praesens in mysterio). Damit ist zwar keine Identität von Reich Christi und Kirche ausgesagt, aber das Reich Christi und die Kirche sind nicht voneinander zu trennen, so wie bei einem Sakrament die wirksame Gnade (res) nicht vom sakramentalen äußeren und sichbaren Zeichen (signum) zu trennen ist. „Die Kirche ist das Sakrament der sich verwirklichenden Gottesherrschaft“ (A. Grillmeier). Sie ist somit sichtbares und zugleich wirkmächtiges Zeichen der Gottesherrschaft, die in der Kirche gegenwärtig ist, in Zeit und Raum wirkt und am Ende der Zeiten, wenn Christus alles in allem ist, ganz und unverhüllt offenbar wird.

Anfang und Wachstum des „im Mysterium schon gegenwärtigen Reiches Christi“ sind bereits angedeutet am Kreuz Christi, genauer durch „Blut und Wasser, die der geöffneten Seite des gekreuzigten Jesus entströmen“. Die alten Kirchenväter erblickten in dieser johanneischen Aussage des Neuen Testamentes die Geburtsstunde der Kirche, denn Blut und Wasser deuten auf Taufe und Eucharistie hin, die beiden Grundsakramente der Kirche, durch die sie entsteht und wächst. „Sooft“ daher „das Kreuzesopfer, in dem Christus, unser Osterlamm, dahingegeben wurde (1 Kor 5,7), auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung“, zitieren die Konzilsväter eine alte Oration des Römischen Ritus. Die Erlösungsgnade des Kreuzesopfers von Golgotha wird jeweils der die Eucharistie feiernden Gemeinde immer wieder neu zuteil, weil das blutige Opfer am Kreuz auf unblutige, sakramentale Weise wirklich (realiter) und wesentlich (substantialiter) auf dem Altar gegenwärtig wird. Durch das sakramental gegenwärtig gesetzte Erlösungsopfer von Golgotha wird zugleich die Einheit der Menschen in Christus und in ihm der Menschen untereinander Wirklichkeit. Das aber besagt, dass die Feier des eucharistischen Opfers zugleich kirchenbildend ist, weil der Entstehungsgrund der Kirche, nämlich das Kreuzesopfer Christi, durch die Feier der heiligen Eucharsite immer (sakramental) gegenwärtig bleibt, bis Christus kommt in Herrlichkeit.

Lumen gentium. Artikel 3

Es kam also der Sohn, gesandt vom Vater, der uns in ihm vor Grundlegung der Welt erwählt und zur Sohnesannahme vorherbestimmt hat, weil es ihm gefallen hat, in Christus alles zu erneuern (vgl.Eph 1,4-5.10). Um den Willen des Vaters zu erfĂĽllen, hat Christus das Reich der Himmel auf Erden begrĂĽndet, uns sein Geheimnis offenbart und durch seinen Gehorsam die Erlösung gewirkt. Die Kirche, das heiĂźt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, wächst durch die Kraft Gottes sichtbar in der Welt. Dieser Anfang und dieses Wachstum werden zeichenhaft angedeutet durch Blut und Wasser, die der geöffneten Seite des gekreuzigten Jesus entströmten (vgl. Joh 19,34), und vorherverkĂĽndet durch die Worte des Herrn ĂĽber seinen Tod am Kreuz: „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle an mich ziehen“ (Joh 12,32). Sooft das Kreuzesopfer, in dem Christus, unser Osterlamm, dahingegeben wurde (1 Kor 5,7), auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung. Zugleich wird durch das Sakrament des eucharistischen Brotes die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht (1 Kor 10,17). Alle Menschen werden zu dieser Einheit mit Christus gerufen, der das Licht der Welt ist: Von ihm kommen wir, durch ihn leben wir, zu ihm streben wir hin.

Foto: Christus und die Eucharistie – Bildquelle: The Yorck Project / Wikipedia

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