Liturgische Schulung in den Niederlanden
In der Instruktion “Universae Ecclesiae” vom 13. Mai 2011, in der die Päpstliche Kommission “Ecclesia Dei” im Auftrag des Papstes das am 7. Juli 2007 veröffentliche Motu Proprio “Summorum Pontificum” erklärt und “Vorgehensweisen entfaltet und bestimmt, die bei desssen Ausführungen zu beachten sind” (can. 34 § 1 CIC/1983), werden die Ordinarien ersucht, “dem Klerus die Möglichkeit zu bieten, eine angemessene Hinführung zu den Feiern der forma extraordinanaria zu erhalten” (UE, Nr. 21). Bislang haben seit dem Infrakttreten des Motu Proprio am 14. September 2007 kaum Ordinarien entsprechende Initiativen entfaltet.
Priester nehmen die Initiative
In Deutschland haben seit dem Erscheinen des Motu Propio mehrere Schulungen und Tagungen stattgefunden, die mit dem Gebrauch der römischen Liturgie, so wie sie bis 1962 gefeiert wurde und deren Reichtum Papst Benedikt XVI. mit seinem Motu Proprio “Summorum Pontificum” für die Universalkirche zugänglich gemacht hat, vertraut machen sollten. Der Anstoβ ging nicht von den Ordinariaten aus. Federführend war von Anfang die Initiative eines Pfarrers in Herzorgenrath im Bistum Aachen. Kurz nach Erscheinen des Motu Proprio fanden dort mehrere liturgische Schulungen für Priester, Diakon, Messdiener und Scholasänger in der auβerordentlichen Form des Römischen Ritus statt. Im kommenden August findet ebenfalls in Herzogenrath bereits zum dritten Mal die “Kölner Liturgische Tagung” statt, die sich dem Thema widmet.
Ähnliche Initiative nun auch in den Niederlanden
Den Herzorgenrather Beispeil folgend, an denen auch einige Priester aus den Niederlanden teilgenommen haben, fand nun auch auf Initiative eben dieser Priester in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Verein für lateinische Liturgie (“Vereniging voor Latijnse Liturgie”), der sich für den Erhalt des Lateinischen Sprache in der Liturgie der Kirche einsetzt, und der Priesterbruderschaft St. Petrus in den Niederlanden zum ersten Mal eine national organisierte liturgische Schulung statt. Vom 4. bis 6. Juli 2011 haben Kleriker, Messdiener und Scholasänger aus verschiedenen niederländischen Provizen wie Holland, Limburg, Brabant und Utrecht sowie aus Belgien in Helvoirt, einem kleinen Ort unweit der Bischofsstadt ’s-Hertogenbosch im niederländischen Brabant, durch praktische Übungen und Vorträge die auβerordentlichen Form des Römischen Ritus kennengelernt. Im Vordergrund stand die Feier der heiligen Messe. Darüber hinaus gab es auch eine Einführung in das Römische Brevier. Für einige Teilnehmer war die auβerordentliche Form Neuland, für andere schon vertraut. Letztere haben ihre Kenntnisse und Fähigkeiten ausbauen können.
Namhafte Referenten
Während der Tagung wurden drei Vorträge gehalten. Dazu hatten die Organisatoren namhafte Referenten eingeladen. Am Montag sprach P. Lic. Theol. Martin Reinecke zum Thema “Die theologischen Prinzipien der Römischen Liturgie”. Er zeigte u.a. auf, dass die klassische Römische Liturgie und die byzantinische miteinander verwandt sind. Darum sei die auβerordentliche Form des Römischen Ritus für den ökumenischen Dialog mit der Ostkirche von herausragender Bedeutung. Reinecken erinnerte daran, dass kurz nach der Veröffentlichung von “Summorum Pontificum” der orthodoxe Patriarch Alexius bestätigte, dass die Wiedergewinnung und Wertschätzung der alten liturgischen Tradition durch das Motu Proprio Papst Benedikts XVI. eine Tatsache sei, die die Ostkirche sehr begrüβe, die sich sehr der Tradition verpflichtet wisse. Am Dienstag führte der niederländische Liturgiewissenschafter Prof. Dr. Jo Hermans in “Die Quellen der Römischen Liturgie” ein und nannte dabei vor allem die Heilige Schrift, insbesondere die alttestatmentlichen Psalmen, und die Tradition, vor allem die Kirchenväter. Hermans ist Präsident des Nationalen Rates für Liturgie in den Niederlanden, einem Beratungsorgan der Niederländischen Bischofskonferenz in liturgischen Fragen, sowie Konsultor an der Römischen Kongregation für die Liturgie und die Sakramentendisziplin. Von dort war der dritte Referent zur liturgischen Tagung in den Niederlanden angereist, der Oratorianerpater Dr. Uwe Michael Lang, Verfasser des bekannten Buches “Conversi ad Dominum. Zur Geschichte und Theologie der christlichen Gebetsrichtung. Mit einem Geleitwort von Joseph Cardinal Ratzinger”. Langs Buch gilt als Bestseller und ist inzwischen auch auf Niederländisch erschienen. Der Gast aus Rom, der dem Londoner Oratorium des Philipp Neri (“Brompton Oratory”) angehört, fesselte die Zuhörer mit seinem Vortrag “Die Bedeutung des Lateins als liturgischer Sprache”.
Levitiertes Hochamt
Mit einem levitierten Hochamt, zelebriet vom Offizial des Bistums ’s-Hertogenbosch, einem der Teilnehmer der Tagung, endeten die liturgischen Schulungstage in Helvoirt. Damit das dort Erlernte bei den Teilnehmern auch festigt, bedarf es weiterer Schulungen. Darüber waren sich alle einig. Ein Pfarrer stellte spontan seine Pfarrkirche als Ort monatlicher liturgischer Übungen zur Verfügung. Der Verein für lateinische Liturgie kündigte an, auch im nächsten Jahr wieder eine liturgische Schulung und Tagung über die auβerordentliche Form des Römischen Ritus zu veranstalten. Und die Petrusbruderschaft, die in Amsterdam eine Personalpfarei betreut, bietet nach wie vor für Interessenten auch indiviuelle Schulungen und Begleitung an. Es bleibt zu hoffen, dass die Instruktion “Universae Ecclesiae” einen Wendepunkt markiert und die Bischöfe und Ordinariate, nicht nur in den Niederlanden, dem Anliegen des Papstes entsprechen. Geht es dem Papst doch letztendlich darum, dass die klassische Römische Liturgie regulärer Bestandteil des liturgischen Lebens in den Diözesen wird, von der ein wichtiger Impuls für die Reform der nachkonziliaren Liturgiereform und für die “ars celebrandi”, die Kunst des Zelebrierens der ordentlichen Form des Römischen Ritus ausgeht.