Liturgiereform – ein „Nonplusultra“?

Römische Görresgesellschaft organisiert Tagung im Campo Santo Teutonico.
Erstellt von Radio Vatikan am 6. Februar 2013 um 11:10 Uhr
Priester mit Kelch

Vatikan (kathnews/RV). Die Liturgie ist für den Gottesdienst unerlässlich, in Messbüchern stehen Vorgaben, wie diese auszusehen hat, doch nicht immer besteht Einigkeit darüber, was das im Detail heißen soll. Gläubige und Priester sind davon gleichermaßen betroffen. Insbesondere im Nachklang des II. Vatikanums und der damit eingeleiteten Liturgiereform kommt es oft zu einem Knirschen im Getriebe, Stimmen werden laut, die eine „Reform der Reform“ oder eine „neue liturgische Bewegung“ fordern – unter ihnen übrigens auch Papst Benedikt selbst. Grund genug für die römische Görresgesellschaft, im Campo Santo Teutonico im Vatikan eine hochkarätig besetzte Tagung zu organisieren. Ihr Thema war: „Operation am lebenden Objekt – Roms Liturgiereformen von Trient bis zum II. Vaticanum“.

Peter Hofmann, einer der Redner auf der Tagung, ist Priester und Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Augsburg. Wir haben ihn gefragt, was er von den Liturgiereformen in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils hält. „Ich denke, es gab Reformbedarf, um Klarheit für die gesamte liturgische Handlung zu schaffen, das heißt konkret: Es reicht nicht, dass ich Handlungsanweisungen habe, wie ich es korrekt durchziehen kann, sondern ich muss wissen, was ich da mache. Ich muss ein Gesamtbild vor Augen habe, wenn ich die einzelnen Puzzlestücke nebeneinander anordne. Dieses Gesamtbild hat das Konzil versucht freizulegen. An dieser Stelle gibt es eine schöne Darstellung von dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger, der sagte: ,Das tauchte plötzlich vor unseren Augen auf, wie ein gut erhaltenes Fresko mit leuchtenden Farben, aber an der scharfen Luft zerfielen die Farben und bröckelte das Fresko auf einmal wieder weg.‘ Das heißt, da gab es eine Vision, und ob wir diese Vision, die die Konzilsväter hatten, mit den Reformen auch eingeholt haben, das ist die Frage. Ich denke, man spricht überall davon – wir bewerten einmal, was gelaufen ist, und das sollten wir auch hier immer wieder tun.“

Helmut Hoping, ebenfalls Redner auf der Tagung und Professor für Dogmatik und Liturgiewissenschaft in Freiburg, weist darauf hin, dass sich im Nachklang des II. Vatikanums auch Vertreter von Positionen, die teilweise nicht auf den ersten Blick vereinbar schienen, auf einmal auf der gleichen Seite des Flusses wieder gefunden hätten: „In der Rezeption des II. Vatikanums, insbesondere der Liturgiekonstitution, ist ja in letzter Zeit häufiger gesagt worden, dass sich Gegensätze hier berühren in der Interpretation des Konzils. Und was man feststellt ist, dass die These, dass die Liturgiereform des Konzils etwas Singuläres gewesen ist in der Geschichte, dass das sowohl von traditionalistischer Seite als auch streng liberaler oder ,progressistischer‘ Seite vertreten wird. Da wird also gesagt, dass wir es hier mit einer singulären Reform zu tun haben, deren Potential noch gar nicht ausgeschöpft ist, so dass wir im Sinne einer ,liturgia semper reformanda‘, also einer Liturgie, die sich nicht nur immer weiter entwickelt, sondern die immer wieder reformiert werden muss, dass sich hier die Gegensätze berühren. Und das macht auch die Schärfe der ganzen Auseinandersetzung aus.“

Mehr zum Thema Liturgiereform erfahren Sie an den kommenden beiden Dienstagen in der Radioakademie von Radio Vatikan.

Foto: Kelch – Bildquelle: Patnac, Creative Commons

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