Krise hat ihre Wurzeln im Individualismus

Heiliger Vater spricht ĂĽber Wesentlichkeit des Humanismus.
Erstellt von Radio Vatikan am 13. Januar 2012 um 09:51 Uhr
Papst Benedikt XVI.

Vatikan (kathnews/RV). Benedikt XVI. empfiehlt, die derzeitige Wirtschafts- und Finanzkrise zum Nachdenken darĂĽber zu nutzen, welche Werte wir uns als Fundament unserer Gesellschaften wĂĽnschen. Das sagte er an diesem Donnerstag bei einer Audienz fĂĽr die Politik- und Verwaltungschefs von Rom und der Provinz Latium.

„Die Krise hat, wie ich schon mehrmals gesagt habe, ihre tiefsten Wurzeln in einer ethischen Krise. Etymologisch gesehen erinnert das Wort Krise an das Wort „teilen“ oder auch „beurteilen, unterscheiden“. Die jetzige Krise kann also auch eine Gelegenheit für eine Zivilgesellschaft sein, einmal zu überprüfen: Haben die Werte, die dem Zusammenleben zugrunde liegen, eine gerechtere, ausgeglichenere und solidarischere Gesellschaft hervorgebracht? Oder wäre nicht stattdessen ein tiefgreifendes Umdenken nötig, um Werte wiederzugewinnen, durch die sich die Gesellschaft wirklich erneuern ließe? Werte, die für ein Wachstum sorgen würden nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht – für ein Wachstum, das auch das umfassende Wohl der menschlichen Person fördern kann.“

Das sei auch der Grund, warum sich die Kirche so stark im Schul- und Bildungsbereich engagiere, so der Papst. Sein Ziel sei „ein neuer Humanismus“, bei dem der Mensch wirklich als Person ernst genommen werde. „Die jetzige Krise hat nämlich unter ihren Wurzeln auch den Individualismus. Er verdunkelt die Dimension des Menschen als Beziehungswesen und bringt ihn dazu, sich in seine eigene kleine Welt einzuschließen, nur an die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu denken, sich kaum um die anderen zu kümmern. Die Spekulation am Wohnungsmarkt, die schwierige Eingliederung der jungen Leute in den Arbeitsmarkt, die Einsamkeit so vieler alter Leute, die Anonymität des Lebens in den Stadtvierteln – sind das alles vielleicht nicht Folgen dieser Mentalität?“

Der Glaube sage uns hingegen, „dass der Mensch zu einem Leben in Beziehung berufen ist und dass das Ich sich findet durch ein Du, das es akzeptiert und liebt“. Dieses Du sei „vor allem Gott, und es sind die anderen, vor allem die Nächsten”. Benedikt wörtlich: „Wenn wir wiederentdecken, dass zu unserem Dasein diese Berufung zur Beziehung gehört, dann tun wir den ersten Schritt zu einer menschlicheren Gesellschaft“. Der Papst rief die Verantwortlichen Roms und der Hauptstadtregion zu mehr Anstrengungen für die Integration von Fremden, für die Familien und für eine „Kultur der Legalität“ auf.

Foto: Papst Benedikt XVI. – Bildquelle: Tourvindus, CC bei Flickr

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