Klärende Worte zu einem Diözesan-Streit

Vatikan ist bestrebt "Gerechtigkeit innerhalb der Kirche wiederherzustellen".
Erstellt von Radio Vatikan am 5. August 2011 um 08:27 Uhr

Vatikan (kathnews/RV). Der Vatikan hat sich in den Immobilienstreit zwischen einer kroatischen Diözese und einem italienischen Benediktinerkloster eingeschaltet. Wie das vatikanische Presseamt an diesem Dienstag bekanntgab, ernannte Papst Benedikt XVI. den Diplomaten und Kurienerzbischof Santos Abril y Castello zum Sonderbevollmächtigten. Der Spanier soll anstelle der örtlichen Kirchenleitung einen millionenschweren Grundstücksvertrag abschließen. Zur Begründung hieß es, Ortsbischof Ivan Milovan von Porec-Pula habe sich geweigert, eine zuvor erzielte Übereinkunft zu unterzeichnen.

Bei dem Streit geht es um das Klostergelände Dajli, das 250 Hektar mit Klostergebäuden und einer Villa an der istrischen Küste umfasst. Die italienischen Benediktiner von Praglia bei Padua beanspruchen das Anwesen in erstklassiger Lage für sich. Sie machen dafür ein testamentarisch verfügtes Besitzrecht geltend.

Im 19. Jahrhundert war Dalja testamentarisch den Benediktinern von Praglia vermacht worden; 1948 wurde der Besitz von den Kommunisten enteignet und nach dem Ende Jugoslawiens der Diözese Porec-Pula übertragen. Seit 2004 stritten die Diözese und das Benediktinerkloster um die Immobilie. 2008 setzte der Papst eine Kardinalskommission ein, um den Konflikt zu lösen. Dem im vergangenen Jahr erzielten Ergebnis stimmte Bischof Milovan nach Vatikanangaben zunächst zu, änderte dann jedoch seine Meinung.

Die Übereinkunft sieht vor, dass die Diözese Porec-Pula das Anwesen einem privatrechtlichen kroatischen Unternehmen namens „Abbazia“ überträgt, dessen Hauptgesellschafter die Abtei Praglia ist. Damit solle dem ursprünglichen Vermächtnis Rechnung getragen werden. Außerdem müsse die Diözese dem Kloster eine Entschädigung für einen zwischenzeitlich verkauften Teil des Geländes zahlen, auf dem ein Golfplatz errichtet werden soll. Kroatische Medien sprechen von sechs Millionen Euro Ablöse; der tatsächliche Wert liegt ihren Angaben zufolge aber weit höher.

Die kroatische Regierungschefin Jadranka Kosor hatte sich in dem Streit offen gegen den Papst gestellt. Kroatien werde „dem Druck des Vatikans nicht nachgeben“, sagte Kosor am Montag in Zagreb nach einem Treffen mit Bischof Milovan. Sie werde dem Papst einen persönlichen Brief mit dem Ziel schreiben, die Entscheidung noch einmal zu überdenken, kündigte die Regierungschefin an. Gleichzeitig sei der Nuntius des Papstes in Kroatien ins Außenministerium einbestellt worden.

Der Vatikan findet es indes bedauerlich, dass die Auseinandersetzung um die Immobilie als politischer Streit dargestellt und insofern „instrumentalisiert“ worden sei, „als ob man Kroatien schaden wolle“. Die Entscheidung des Heiligen Stuhles ziele ausschließlich darauf, „Gerechtigkeit innerhalb der Kirche wiederherzustellen“, heißt es in der Erklärung.

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