Keep cool and smell the coffee

Ein Kommentar von Jugendredakteur Joachim Fuhr.
Erstellt von Joachim Fuhr am 25. Oktober 2013 um 09:55 Uhr
Sonnenuntergang

Heutzutage in Zeiten von Globalisierung, Internet und Kommunikation kann eigentlich alles nicht schnell genug gehen. Alles, wirklich alles muss dank „Just in Time Produktion“, rollenden Lagern, in denen die Verringerung von Produktions- und Lagerungskosten das A und O ist, und noch anderen Paradigmen der Wirtschaft pĂĽnktlich, präzise und perfekt geliefert bzw. produziert werden. Was zählt ist das Ergebnis – alles andere ist egal. „Der Zweck heiligt die Mittel“ scheint das Motto dieser Wirtschaft zu sein. Einen hätte es schon damals gefreut: Machiavelli, der groĂźe „Politologe“ aus dem Humanismus. Wer nicht das gegebene Tempo mitgeht bleibt zurĂĽck, wer zurĂĽckbleibt ist ein Niemand in der Wirtschaft – doch bald ist er es auch nicht mehr in der Gesellschaft. Dar harte Rhythmus dieser Gesellschaft, das Todesurteil fĂĽr das Geschöpf Mensch. Menschen die mehr Roboter sein sollen. Das in solchen Zeiten Krankheiten wie das neue Phänomen „Burn-out-Syndrom“ hervorkommen ist reine Formsache.

Moral scheint in diesem System ein Fremdkörper zu sein, ein unübersetzbares Fremdwort aus einer  hypergalaktischen Sprache. Gott scheint aus diesem System Gesellschaft verbannt. Die Religion ist zur Privatsache geworden, doch in Zeiten der Kommunikation und Ausspähung ist Privatsphäre nur eine Worthülse die im Wind verweht. Bei „Postings“, in denen man der halben Welt „posten“ kann wie viel Promille Alkohol man im Blut hat, hat die Ausrede: „aber bei meiner Privatsphäre-Einstellungen habe ich nur eingestellt dass meine Freunde mein Profil sehen können“ einen Wert von Null. „Rückschritt durch Fortschritt“ ist eine oft gehörte These. Bei solchen Bedingungen gibt es noch wenige die Gott wirklich bekennen. Vielmehr sind Thesen von Dawkins und Hitchens im Umlauf, die Religion für Gift halten, und sich dabei auf Marx Ausspruch „Religion ist Opium für das Volk“ beziehen. Opium ein Rausch- und Betäubungsmittel. Wer dort noch Farbe bekennt, dem sollte man wirklich Respekt zollen. Dies alles hier sieht nach einem heftigen Paradigmenwechsel aus.

Doch wieso ist denn niemand mehr religiös, wieso scheint Gott verbannt, weit weg? Zu dieser Frage kann man sehr viele mögliche Antworten geben. Doch zuerst einmal die Feststellung, dass Gott da ist, er ist sogar näher als wir glauben. Doch wieso spricht er nicht? Naja er spricht schon, nur wir hören ihn vielleicht nicht. Und hier kommt der groĂźe Punkt: Die Welt fährt mit einem Bugatti Veyron Vollgas und das schon ziemlich lange. Das Problem ist nur, dass sie es – metaphorisch gesprochen – nun schon drei Tage am StĂĽck tut. Nun es ist ziemlich anstrengend drei Tage am StĂĽck Auto zu fahren, und das bei Vollgas. Wachgehalten wird sich mit allen möglichen Aufputschmitteln. Was ziehe ich als Fazit aus dieser Metapher? Die Welt ruht nicht mal aus. Jeder einzelne Mensch kommt nicht mal zum Stehen. Ein Stehen gibt es nicht in dieser Welt. Man wird nicht mehr still. Stille auf dieser Welt zu finden, das geht nur in der WĂĽste, in der Einöde. Stille scheint ein kostbares Gut geworden zu sein. Egal wo man hingeht, keine Stille: Beim Einkaufen, in der Stadt, im Restaurant – keine Stille. Stille ist zunehmend „out“ geworden. Selbst in der Tourismus-Branche wirklich ruhigen Urlaub zu bekommen ist schwierig. Zudem steht die Stille unter einem falschen Vorurteil, sie sei langweilig!

Dazu ein Bibelzitat: „Der Herr antwortete: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle“ [EU 1. Könige 19,11-13]. Was „fehlt“ wenn keine Stille, keine Ruhe da ist? Dort „fehlt“ Gott! Denn Gott ist in der Stille, ist im Säuseln des Windes. Und er fehlt in unserer Gesellschaft. Wir hören ihn nicht durch unser dauerndes Gerenne.  Doch wieso hören wir auf ihn? Setzten wir uns nur wenigstens einmal am Tag in seine Gegenwart und sagen ihm, dass wir noch da sind. Gehen wir hin und sagen gleichsam wie Samuel im Alten Testament: „Rede, denn dein Diener hört“ [vgl. 1. Samuel 3,10]. Dann wird Gott zu uns sprechen und uns zeigen was wir tun sollen.

Foto: Sonnenuntergang – Bildquelle: Andreas Gehrmann

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