Kathnews-Reihe: Ausgewählte Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils

Dei Verbum – die dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung. Einleitung und Text.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 3. Juli 2015 um 19:43 Uhr
Vaticanum II, Konzilseröffnung

Einleitung von Gero P. Weishaupt:

Zu den vier Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils gehört Dei Verbum, die (dogmatische) Konstitution über die göttliche Offenbarung. Sie wurde am 18. November 1965 promulgiert und vom Papst am selben Tag veröffentlicht. Sie befaßt sich mit der Offenbarung, der Tradition und dem Lehramt. Besondere Aufmerksamkeit wird der Heiligen Schrift gewidmet, deren Entstehung und Irrtumslosigkeit.

Die Konstitution umfaßt sechundzwanzig Nummern, verteilt auf sechs Kapitel. Dem konziliaren Dokument ist ein Vorwort (Prooemium) vorangestellt.

Drei Motive für eine eigene Offenbarungskonstitution

Joseph Ratzinger benennt in seiner Einleitung zum Kommentar zu Dei Verbum im Lexikon für Theologie und Kirche (Ergänzungsband 2, Freiburg/Br. 1967) drei Gründe, die die Konzilsväter bewogen eine eigene Konstitution über die Offenbarung zu veröffentlichen:

„Das erste war die Neusicht des Phänomens der Tradition, die sich bereits seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts (lies: 19. Jahrhundert) aus recht unterschiedlichen Gründen zu entwickeln begann. …. Das zweite  Anliegen … wird man in dem theologischen Problem sehen dürfen, als das sich die Anwendung der historisch-kritischen Methode auf die Auslegung der Heiligen Schrift immer deutlicher erwies. … Das dritte Motiv … ist zugleich das Positivste: es ist in der seit der Jahrhundertwende (lies: vom 19. zum 20. Jahrhundert) immer mehr erstarkten Bibelbewegung zu sehen, die in weiten Teilen der katholischen Christenheit bereits eine neue Grundeinstellung zur Heiligen Schrift geschaffen, eine neue Vertrautheit mit ihr und einen immer entschiedeneren Rückgang auf sie in Theologie und Frömmigkeit ausgeslöst hatte. Ähnlich wie im Fall der Liturgischen Bewegung war hier in den Jahrzehnten vor dem Konzils eine neue spirituelle Tatsache in der Kirche Wirklichkeit geworden, die das Konzil nur aufzunehmen, zu vertiefen und auf die ganze Kirche anzudehnen brauchte …“ (498 f.).

Auch hier gilt: Reform in Kontinuität

Ausdrücklich drücken die Konzilsväter im Vorwort aus, dass sie keine neue Lehre vorlegen wollen, sondern auf der Grundlage des Trienter Konzils und des Ersten Vatikanischen Konzils einige eigene Akzente zu setzen beabsichtigen. So wird, wie noch auszuführen sein wird, Offenbarung nicht mehr nur als Aussagen verstanden, sondern zu allererst als Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus.

Dei Verbum. Vorwort (Prooemium)

Gottes Wort voll Ehrfurcht hörend und voll Zuversicht verkündigend, folgt die Heilige Synode den Worten des heiligen Johannes: „Wir künden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschien. Was wir gesehen und gehört haben, künden wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft habt mit uns und unsere Gemeinschaft. Gemeinschaft sei mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (1 Joh 1,2-3). Darum will die Synode in Nachfolge des Trienter und des Ersten Vatikanischen Konzils die echte Lehre über die göttliche Offenbarung und deren Weitergabe vorlegen, damit die ganze Welt im Hören auf die Botschaft des Heiles glaubt, im Glauben hofft und in der Hoffnung liebt.

Foto: Konzilsväter – Bildquelle: Peter Geymayer / Wikipedia

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