Karlsfest in Aachen
Aachen (kathnews). Am 28. Januar feiert die Kirche nach dem Heilgenkalender der ordentlichen Form des Römischen Ritus das Gedächtnis des heiligen Thomas von Aquin. Anders in Aachen. Dort sieht der kirchliche Lokalkalender für diesen Tag das Hochfest des heiligen Karls des Groβen vor. Es ist der Sterbetag des Frankenherrschers. Sein Biograph Einhard berichtet in seiner in elegantem klassischem Latein nach dem Vorbild der Kaiserviten des spätklassischen Geschichtsschreibers Sueton verfassten Biographie, der “Vita Karoli Magni” (Leben Karls des Groβen), dass Karl noch am Sterbetag in seiner geliebten Aachener Pfalzkapelle begraben worden ist. Kaiser Friedrich Barbarossa lieβ Karl 1156 in Aachen heiligsprechen. Die liturgische Verehrung des Kaisers geht auf diesen vom Papst später gutgeheissenen Kanonisationsakt zurück. Es entstand eine eigene Karlsliturgie mit Offizium (1. Vesper, Matutin, Laudes und 2. Vesper) und Proprium (eigene Texte für die Karlsmesse). Der bekannteste Text dieser Karlsliturgie ist die Sequenz “Urbs Aquenis, Urbs Regalis” (Stadt Aachen, königliche Stadt), die als Aachener Stadthymne auch bei ausserliturgischen Feiern, wie etwa der jährlichen Verleihung des “Internationalen Karlspreises zu Aachen” am Himmelfahrtstag, zu hören ist.
Hauptzelebrant und Festprediger
Die sogenannte äussere liturgische Feier des Karlsfestes findet jeweils am letzten Sonntag im Januar statt. Am kommenden Sonntag, dem 30. Januar, beginnt um 10.00 Uhr ein feierliches Pontifikalamt in der Hohen Domkirche zu Aachen. Der Aachener Bischof, Mgr. Dr. Heinrich Mussinghoff, und das Aachener Domkapitel haben für die diesjährige Feier den Erzbischof von Esztergom-Budapest, Peter Kardinal Erdö, in die Kaiserstadt Aachen eingeladen. Der Primas von Ungarn ist ein bekannter Kirchenrechtler. Über viele Jahre dozierte er Kirchenrecht u.a. als Gastvorleser an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und hat sich durch viele wissenschaftliche Publikationen einen Namen gemacht. Er ist zudem Mitglied des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte und der Kongregation für das katholische Bildungswesen. Der hohe Gast aus Ungarn wird in Aachen auch die Festpredigt halten.
Aachen und Ungarn
Ungarn steht seit Jahrhunderten in einer besonderen Verbindung zu Aachen. Seit dem Spätmittelalter pilgern die Ungarn zur Grabeskirche Karls des Groβen und zur Aachener Heiligtumsfahrt, die alle sieben Jahre stattfindet. Im 18. Jahrhundert stifteten sie als Votivgabe und Zeichen ihres Dankes die heutige barocke Sakramentskapelle des Aachener Domes, die sogenannte „Ungarnkapelle“ an der Südwestseite des Domes. Sie bildet mit vier weiteren Kapellen einen Kapellenkranz, der das weltberühmte und in seiner architektonischen Gestalt nördlich der Alpen einzigartige karolingische Oktogon, den nach Vorbildern von Kirchen in Ravenna, Jerusalem und Konstantinopel gebauten Zentralbau des Kaiserdomes umschlieβt. Der Schrein mit den Gebeinen Karls des Grossen befindet sich in der am 28. Januar 1414 eingeweihten gotischen Chorhalle. Am 28. Januar 2014 begeht Aachen und Europa den 1200 Todestag des groβen Frankenkaisers.