John Broadhurst: „Das anglikanische Experiment ist gescheitert“
London (kathnews). John Broadhurst ist ehemaliger anglikanischer Bischof von Fulham und kürzlich durch Konversion in die katholische Kirche eingetreten. Jetzt äußerte sich der Geistliche im Interview mit der österreichischen Agentur „Kathpress“ über die Situation der Anglikanischen Gemeinschaft, das Frauenpriestertum und die Zukunft der Ökumene. Sein Urteil fällt dabei vernichtend aus: „Das anglikanische Experiment ist gescheitert – die anglikanische Gemeinschaft zerfällt zusehends“, so Broadhurst. Der Konvertit unterstreicht in dem Gespräch mit der Agentur, dass die Anglikanische Gemeinschaft heute zerstrittener sei, als je zu vor. Die anhaltende Diskussion über die Zulassung von Frauen und Homosexuellen zum Priesteramt habe die Gemeinschaft in eine Krise geführt.
Bezugnehmend auf das päpstliche Dokument „Anglicanorum coetibus“ und die Errichtung von Personalordinariaten für ehemalige Anglikaner, die nach der Einheit mit der Kirche und dem Papst streben, betonte Broadhurst, dass die Zahl der Übertrittswilligen stetig steige. Broadhurst habe sich, wie er in dem Interview zugab, als anglikanischer Bischof immer wie ein „abgefallener Katholik“ gefühlt. Das Zweite Vatikanische Konzil habe ihm dann die Augen geöffnet: „Und plötzlich habe ich gesehen: Alles, was ich gesucht habe, ist hier, ist in der katholischen Kirche, verwirklicht.“, so der Geistliche, der am 1. Januar in die katholische Kirche übertrat. Er merkte an, dass der gesamte ökumenische Dialog zwischen der Anglikanischen Gemeinschaft und der Kirche früher stets vom Willen nach Einheit mit Rom beseelt gewesen sei. Nach der Zulassung von Frauen zum Priesteramt im Jahr 1994 habe die Anglikanische Gemeinschaft dieses Ziel jedoch aufgegeben.
Die Sehnsucht nach Einheit mit der Kirche war es auch, die John Broadhurst in der Anglikanischen Gemeinschaft Kraft gab: „Der einzige Grund, warum ich bis zuletzt in der Church of England geblieben bin, war die Hoffnung, dass wir doch noch Einheit mit der katholischen Kirche erzielen könnten.“, so der Geistliche gegenüber der Agentur „Kathpress“. Er habe sich am Ende jedoch eingestehen müssen, dass der „Kampf verloren ist“. Nach der Veröffentlichung von „Anglicanorum coetibus“ habe er sich gefragt „Ist es das, was wir wollten?“ – seine Antwort konnte nur lauten: „Ja, das ist es!“ Gleichzeitig erteilte Broadhurst dem ökumenischen Gedanken von „Einheit in Vielfalt“ eine klare Abfuhr und bezeichnete dieses Modell des ökumenischen Dialogs als „Unsinn“. In der Heiligen Schrift finde sich keine Definition von Einheit, die mit kirchlichem Pluralismus vereinbar sei, so der konvertierte Geistliche.