„I kriagn nit!“
Am 16. Juli begeht die Weltkirche das Skapulierfest, welches auf den Orden der Karmelieten zurĂŒckgeht. Der Gedenktag des âSkapulierfestesâ geht auf Papst Benedikt XIII. zurĂŒck, welcher es 1726 fĂŒr die Gesamtkirche einfĂŒhrte, wurde es hauptsĂ€chlich vom eben genannten Orden gefeiert. Das Skapulier vom Berger Karmel ist ein âKleidâ, welches ĂŒber Brust und RĂŒcken herabhĂ€ngt und nur von den Schultern getragen wird. Mit dem andĂ€chtigen und frommen Tragen des Skapuliers ist unter anderem das s.g. âSamstagsprivilegâ verbunden, welches besagt, dass derjenige der das Hl. Skapulier trĂ€gt, jeden Tag die kleinen Marianischen Tagzeiten betet oder mittwochs, freitags und samstags kein Fleisch isst, am Samstag nach seinem Tode aus dem Fegefeuer befreit werden wird. Um das Heilige Skapulier begeben sich vielerlei Sagen und ErzĂ€hlungen. Eine davon ist die Geschichte vom Hirtenbub und dem Skapulier in der Hosentasche, welche Gottfried Oberthaler in seinem Buch „Die Skapuliere im Ultental. Tiroler Volkskultur“ aufgezeichnet hat.
âIn Ulten trug einst jedes Kind und auch fast jeder Erwachsene ein Skapulier, wobei die Kinder ein „einfaches“, die Erwachsenen aber zumeist ein „fĂŒnffaches“ hatten. Die einfachen Skapuliere wurden am „Skapuliersonntag“, dem Sonntag nach dem 16. Juli, vom Ortsseelsorger in der Kirche geweiht, die Erwachsenenskapuliere dagegen wurden zumeist von den BuĂpredigern bei den Missionen geweiht oder auch von Kapuzinerpatres verteilt. Diese Skapuliere wurden um den Hals getragen und sollten vor UnglĂŒck, Gefahren und allen bösen Geistern schĂŒtzen. Beim Innergraben war einmal ein HĂŒtbub, der sich aber gern weigerte, das Skapulier zu tragen. Er trieb wieder einmal ohne Skapulier um den Hals die Ziegen auf die Weide. Da sah er plötzlich hinter einem Holzsteck den Teufel sitzen. Der Bub erschrak und dachte bei sich: Es wĂ€re wohl besser gewesen, ich hĂ€tte das Skapulier angezogen, denn das kann heute etwas Unheimliches werden!
Plötzlich waren drei Ziegen spurlos verschwunden. Er suchte die ganze Alm ab, doch ohne Erfolg. Inzwischen brach die DĂ€mmerung ein. Da entschloĂ er sich, auf dem Graber-Albl zu ĂŒbernachten. Die anderen Ziegen – so dachte er – sind ja bestimmt alle nach Hause gezogen, und so werden sie dort wohl wissen, wo ich geblieben bin. Er ging in den Heuschupfen und wollte schlafen. Aber auf einmal begann es, zu poltern und zu rumpeln, die SchupfentĂŒr sprang auf, und der Teufel hĂŒpfte herein und wĂŒhlte im Heu herum.
Der HĂŒtbub wuĂte sich nicht mehr zu helfen und begann, zu weinen und zu beten. Der Teufel brĂŒllte: „Hast du das Skapulier?“ Der Bub rief: „In der Hosntoschn han is!“ Er hatte es tatsĂ€chlich an diesem Tage in der Tasche, er hatte es nur nicht um den Hals gehĂ€ngt. Der Bub hörte nun einen Geist vom AuĂergraber-Albl herĂŒberrufen: „Trog marn her, trog marn her!“ Der Teufel gab zur Antwort: „I kriagn nit!“ Der Geist rief neuerdings: „Trog marn her!“ Und der Teufel abermals: „I kriagn nit!“ Der Geist rief: „Warum kriagstn denn nit?“ Der Teufel antwortete: „Er hat a Skapulier on!“
Der HĂŒtbub erkannte, daĂ das Skapulier seine Rettung war. Der Teufel wĂŒhlte neuerdings im Heu herum und sprang dann auf und davon. In der FrĂŒh sah der Bub, daĂ vor dem Heuschuppen in der Erde ein Menschentritt und ein Kuhtritt war. Das war wahrscheinlich die Gestalt vom Teufel. Seither trug der HĂŒtbub das Skapulier immer um den Hals.â