Hintergrund: Das Ende der Monarchie in Österreich-Ungarn

Eine Chronologie von kathnews-Chefredakteur Benjamin Greschner.
Erstellt von am 10. Juli 2011 um 15:25 Uhr

Anlässlich des Todes von Erzherzog Otto von Österreich und zum besseren Verständnis seines Lebens und Wirkens blickt Kathnews heute zurück die letzten Jahre der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und die Zeit danach. Diese Epoche ist eng verbunden mit dem Leben des letzten österreichischen Kaisers, des selige Karl I. Dieser wurde am 17. August 1887 als Sohn des österreichischen Erzherzogs Otto und seiner Gemahlin, der Prinzessin Maria Josepha Luise von Sachsen geboren. Er besuchte bis 1901 das Schottengymnasium in Wien und war ab 1903 Leutnant des Ulanenregiments „Erzherzog Otto Nr. 1“.

Am 13. Juni 1911 verlobte er  sich mit Zita Maria delle Grazie von Bourbon-Parma, die er am 21. Oktober des gleichen Jahres heiratete. Ein Jahr später erblickte Otto das Licht der Welt und erhielt folgende Titulatur: „Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Franz Joseph Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius, Kaiserlicher Prinz, Erzherzog von Österreich, Königlicher Prinz von Ungarn“. Nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 wurde Ottos Vater Karl zum Thronfolger ernannt, da sein Vater ein Bruder des Ermoderten und Karl somit ein Großneffe des Kaisers war. Am 21. November 1916 verstarb Kaiser Franz Joseph I. im Wiener Schloss Schönbrunn und Karl übernahm als Kaiser Karl I. die Regentschaft über Österreich und wurde nur knapp einen Monat später als Karl IV. zum apostolischen König von Ungarn gekrönt. Ferner wurde er in Personalunion auch noch König von Böhmen, wo man ihn als König Karl III. inthronisierte.

Das Ende der Monarchie

Am 21. Oktober 1918 bildeten die Abgeordneten des Reichsrates bereits eine provisorische Nationalversammlung. Wenige Tage später übernahmen die Tschechen in Prag unblutig die Macht und riefen die Tschechoslowakische Republik aus. Am 31. Oktober 1918 erklärte die Regierung des Königreiches Ungarn das sofortige Ende der Realunion mit Österreich und rief umgehend seine in Italien kämpfenden Truppen zurück in die Heimat. In diesem Moment hörte der Staatenverbund Österreich-Ungarn de facto auf zu existieren. Zuvor waren es vor allem die ungarischen Teile der königlich-kaiserlichen Truppen, die gegen Ende Oktober 1918 begannen, an der italienischen Front zu meutern.

Am 3. November 1918 übertrug Kaiser Karl den Oberbefehl über die Armee an General Arthur Arz von Straußenburg. Zu diesem Zeitpunkt verweigerten bereits große Teile der Streitkräfte jeglichen Befehl. Am 6. November wurde die Armee offiziell durch den Kaiser demobilisiert, was einem kompletten militärischen Zusammenbruch Österreichs gleichkam. Am 9. November sorgte die Nachricht von der Abdankung des Deutschen Kaisers Wilhelm II. für weitere Verunsicherungen in Österreich. Unter dem wachsenden Druck seiner Minister gab Kaiser Karl I. am 11. November 1918 offiziell bekannt, dass er fortan keinerlei Anspruch auf die österreichischen Staatsgeschäfte erheben werde. Am 13. November folgte eine ähnliche Erklärung, mit der Karl auch auf die Ausübung der Staatsgeschäfte in Ungarn verzichtete. Beide Erklärungen des Monarchen stellten jedoch keine formelle Abdankung im eigentlichen Sinne dar. Dies hängt damit zusammen, dass Kaiserin Zita eine offizielle Abdankung auf Grund des Gottesgnadentums des Monarchen für unmöglich befand. Die kaiserliche Familie musste ihr Heimatland verlassen und lebte ab 1919 im Exil in der Schweiz. Später wurde Kaiser Karl auf die portugiesische Insel Madeira verbannt, wohin ihn Kaiserin Zita begleitete. Die Kinder des Paares folgten ihren Eltern 1922. Im gleichen Jahr starb Kaiser Karl und die kaiserliche Familie übersiedelte in das baskische Fischerdorf Lequeitio.

Rechtliche Aufhebung des Adels in Österreich

Bereits 1919 wurden durch das Adelsaufhebungsgesetz  „der Adel, seine äußeren Ehrenvorzüge, sowie bloß zur Auszeichnung verliehene, mit einer amtlichen Stellung, dem Beruf oder einer wissenschaftlichen oder künstlerischen Befähigung nicht im Zusammenhange stehenden Titel und Würden und die damit verbundenen Ehrenvorzüge deutschösterreichischer Staatsbürger“ abgeschafft. Daraus resultierend wurde aus Erzherzog Otto von Österreich in der österreichischen Republik formell Otto Habsburg-Lothringen. Im Gegensatz zu dieser eher radikalen Vorgehensweise, wurde es dem deutschen Adel gestattet, die bisherigen Titel als Bestandteile ihrer bürgerlichen Namen zu tragen. International bekannt wurde Otto Habsburg-Lothringen allerdings unter dem Namen Otto von Habsburg. Auch als Otto von Österreich, seinem eigentlichen Namen, war er bekannt. So sprach auch Papst Benedikt XVI. in seinem gestrigen Kondolenzschreiben von „Erzherzog Otto von Österreich“.

Gleichzeitig sahen die österreichischen Gesetze vor, dass Mitglieder des kaiserlichen Hauses eine Verzichtserklärung zu unterzeichnen haben, um in die Republik einreisen zu dürfen. Erzherzog Otto unterzeichnete diese Verzichtserklärung 1961 um als Europapolitiker seine österreichische Heimat besuchen zu können. Jedoch erst 1966 war es ihm möglich, wieder nach Österreich zu reisen.

Hinweis: Kathnews wird auch in den kommenden Tagen aus gegebenem Anlass von den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Erzherzog Otto von Österreich berichten.

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