„HERR, was soll ich tun?”

Predigt des hl. Bernhard von Clairvaux über die Bekehrung des hl. Apostels Paulus.
Erstellt von Felizitas Küble am 25. Januar 2013 um 13:57 Uhr

Hl. Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153), Zisterziensermönch, Abt und Kirchenlehrer (1. Predigt zum Fest der Bekehrung des hl. Paulus, 1, 6; PL 183, 359): »Zu Recht, geliebte Brüder, ist die Bekehrung des „Lehrers der Heiden“ (1 Tim 2,7) ein Fest, das alle Völker heute voll Freude feiern. Die Ableger, die aus dieser Wurzel hervorwuchsen, sind in der Tat zahlreich. Nach seiner Bekehrung wurde Paulus das Werkzeug zur Bekehrung der ganzen Welt. Damals, als er noch im Fleisch war, aber nicht vom Fleisch bestimmt (vgl. Röm 8,5f), bekehrte er durch seine Predigt viele zu Gott. Auch heute noch, da er in Gott ein glücklicheres Leben führt, arbeitet er durch sein Beispiel, sein Gebet und seine Lehre unermüdlich an der Bekehrung der Menschen. Dieses Fest ist für alle, die es feiern, eine wichtige Quelle des Guten. Wie könnte man auch die Hoffnung aufgeben – und seien unsere Sünden so groß – wenn man hört, daß „Saulus, der immer noch mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn wütete“, plötzlich sein „auserwähltes Werkzeug“ wurde (Apg 9,1.15)?

Wer könnte unter der Last seiner Sünde sagen: „Ich kann nicht aufstehen und ein besseres Leben führen“, wenn auf dem gleichen Weg, den ihn sein hasserfülltes Herz einschlagen ließ, der wütende Verfolger plötzlich zum treuen Verkünder geworden ist? Diese Bekehrung allein zeigt uns, wie groß das Erbarmen Gottes und wie mächtig seine Gnade ist… Dies ist, meine Brüder, ein perfektes Muster der Umkehr: „Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit… Was soll ich tun?“ (Ps 57,8; Apg 9,6). Ein kurzes Wort, aber bedeutsam, lebendig, wirkungsvoll und der Erhörung würdig. Leider sind es nur wenige, die diese Haltung des vollkommenen Gehorsams haben, die so sehr ihrem eigenen Willen entsagen, daß ihnen nicht einmal mehr ihr Herz gehört! Wie wenige sind es doch, die zu jeder Zeit nicht das suchen, was sie selber wollen, sondern was Gott will, und die ihn ständig fragen: „HERR, was soll ich tun?“«

Foto: St. Paul vor den Mauern – Bildquelle: Andreas Gehrmann

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