Gottes Freude ist es, bei den Menschen zu wohnen

Homilie zum 6. Sonntag im Jahreskreis B (11.02.2018) in der sog. ordentlichen Form des Römischen Ritus  L1: Lev 13,1-2.43ac.44ab.45-46; L2: 1 Kor 10,31-11,1; Ev: Mk 1,40-45.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 10. Februar 2018 um 12:14 Uhr
Bildquelle: Sarto-Verlag

Aufgabe einer mystagogischen EinfĂŒhrung ist es, die GlĂ€ubigen in wenigen Worten in das Geheimnis der liturgischen Feier einzufĂŒhren. Ausgangspunkt sind die Gebete des Sonn- und Festtages.

In der Homilie „sind das Kirchenjahr hindurch aus dem heiligen Text die Glaubensgeheimnisse und die Normen fĂŒr das christliche Leben darzulegen“ (can. 767 § 1 CIC/1983). Zum heiligen Text innerhalb der Liturgie gehören vor allem die Schriften der Heiligen Schrift. DarĂŒber hinaus auch die Gebete der Liturgie.

Mystagogische EinfĂŒhrung (Gero P. Weishaupt)

Wir sind Tempel des Heiligen Geistes, sagt Paulus. Gott wohnt unter uns, in seiner Kirche, in den Herzen der Menschen, die getauft sind. Im Bewußtsein unserer „Frevel“ nehmen wir unsere „Zuflucht“ bei Gott (Antwortgesang), der uns „ein schĂŒtzender Fels“  (Eröffnungsvers) ist, und beten um die Gnade eines „neue(n) und reine(n) Herz(ens)“ (Tagesgebet). Das auf dem Alter Gott dargebrachte Opfer Christi möge uns reinigen und helfen, nach dem Willen Gottes zu leben (vgl. Gabengebet).

 Homilie (Josef Spindelböck)

Viel ist in diesen Tagen des Faschings von der Freude die Rede! Was auffĂ€llt, ist natĂŒrlich die ausgelassene Freude und das mitunter bis zum Exzess vorangetriebene Treiben dieser „unsinnigen“ Tage!

Andererseits: Gerade der Fasching kennt auch einen Ernst im Sinne der TiefgrĂŒndigkeit des Humors. Denn Humor ist nicht nur Ă€ußerliche Unterhaltung, sondern eine besondere Weise, ĂŒber die Welt und das Leben nachzudenken und manche Dinge in der Weise der Überzeichnung wieder ins rechte Licht zu stellen. Als Christen brauchen wir uns vor dem Fasching nicht zu fĂŒrchten; erstens vergeht er schneller, als man meint – und zweitens ist guter Humor tatsĂ€chlich eine Gabe Gottes, wie es der hl. Thomas Morus in einem Gebet um die Gabe des Humors zum Ausdruck bringt. Es lautet:

„Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen.

Schenke mir Gesundheit des Leibes, mit dem nötigen Sinn dafĂŒr, ihn möglichst gut zu erhalten.

Schenke mir eine heilige Seele, Herr,

die das im Auge behÀlt, was gut ist und rein,

damit sie im Anblick der SĂŒnde nicht erschrecke,

sondern das Mittel finde, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.

Schenke mir eine Seele, der die Langeweile nicht fremd ist,

die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen,

und lass nicht zu,

dass ich mir allzu viel Sorgen mache um dieses sich breitmachende Etwas,

das sich ‚Ich‘ nennt.

Herr, schenke mir Sinn fĂŒr Humor,

gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen,

damit ich ein wenig GlĂŒck kenne im Leben

und anderen davon mitteile.“

Wer war Thomas Morus? Er lebte von 1478 – 1535 und war ein bedeutender englischer Humanist. Politisch war er als Lordkanzler König Heinrichs VIII. tĂ€tig, bis er von diesem vor eine folgenschwere Alternative gestellt wurde: Der König kĂŒndigte nĂ€mlich die kirchliche Einheit mit dem Papst in Rom auf, da dieser sich geweigert hatte, seine rechtmĂ€ĂŸige erste Ehe fĂŒr ungĂŒltig zu erklĂ€ren. Nun aber erklĂ€rte König Heinrich VIII. sich selber zum Oberhaupt der anglikanischen Kirche, die bis heute von Rom getrennt ist. Thomas Morus legte daraufhin sein Amt als Lordkanzler zurĂŒck. In der Folge sollte Thomas Morus einen Eid auf den König leisten, den er aus GewissensgrĂŒnden verweigerte. Er wurde daraufhin wegen Hochverrat zum Tode verurteilt und starb als MĂ€rtyrer. Diesen letzten Akt der Hingabe seines Lebens vollzog er nicht aus Fanatismus oder Engstirnigkeit, sondern aus einer lebendigen Treue gegenĂŒber Christus, der Katholischen Kirche und dem Papst sowie als Zeugnis fĂŒr die Heiligkeit des Ehesakramentes und dessen Unauflöslichkeit. Er starb in christlicher Hoffnung – und nicht ohne Humor! „Laut einer Anekdote bat er den Henker bei seiner Hinrichtung, beim Zuschlagen mit dem Beil auf seinen Bart zu achten, da dieser nicht Hochverrat begangen habe.“ (Wikipedia)

Noch etwas ist fĂŒr die Kirche am 11. Februar wichtig: es ist der Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes und zugleich der Welttag der Kranken. Die Texte der ersten Lesung sowie des Evangeliums sprechen eine besonders heimtĂŒckische Krankheit an: den Aussatz. Diese Krankheit ist nicht nur mit massiven gesundheitlichen Problemen verbunden, die unbehandelt zum Tod fĂŒhren, sondern auch mit einer sozialen Ausgrenzung, mit einer Stigmatisation. Denken wir daran, dass kranke Menschen nicht nur gute medizinische Betreuung brauchen, sondern auch unsere liebevolle Zuwendung, sodass sie spĂŒren, sie sind angenommen und willkommen! Dies fördert auch den Genesungsprozess. Und auch dort, wo eine Heilung nicht möglich ist, soll die Krankheit als solche zum Heile dienen. Denn in Einheit mit Christus können kranke und leidende Menschen ihre Beschwerden Gott als Gabe der Liebe darbringen, was sich segensreich auswirkt fĂŒr viele.

Schließen wir nochmals ab mit der Freude! Im Tagesgebet des 6. Sonntags im Jahreskreis B heißt es unter anderem, dass es Gottes Freude ist, bei den Menschen zu wohnen. Unser Gott liebt die Menschen, und damit wir diese Liebe in FĂŒlle erfahren können, wollen wir die FĂŒrbitte der seligen Jungfrau Maria anrufen. Gott schenke uns – wie es im Tagesgebet heißt – ein neues und reines Herz, das bereit ist, ihn aufzunehmen! Amen. (www.stjosef.at)

Foto: Jesus der Könitg – Bildquelle: Sarto-Verlag

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